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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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gegen düstere Stimmungen und Anfeindungen jeder Art. Doch dieses Mal fiel es ihm schwerer als üblich, sich auf seine Arbeit zu besinnen.
    Die Eisen-Gallus-Tinte ging allmählich zur Neige, und da bis zu ihrer Fertigstellung einige Tage ins Land ziehen würden, sollte er sich stattdessen der Mischung der Zutaten erinnern. Korbinian fluchte leise, um seinem Herzen Luft zu machen. Was bildeten Konrad und dieser andere Kerl sich überhaupt ein, ihm ein derart verachtenswertes Angebot zu unterbreiten? Nicht einmal vor der biblia machen manche Menschen halt, dachte er, schüttelte den Kopf und wandte sich wieder seiner Aufgabe zu.
    Unterlief ihm auch nur der geringste Fehler beim Vermengen der Zutaten oder nahm er nicht das korrekte Maß, wäre die mühevolle Arbeit vergebens, und er müsste noch einmal von Neuem beginnen. Korbinian seufzte und füllte drei Krüge je mit Brunnenwasser, Wein und Weinessig und stellte sie auf einen Tisch, den er stets zur Tintenherstellung benutzte. Einem der Regale entnahm er ein weiteres Tongefäß sowie einen Mörser. Die Galläpfel, die er im vergangenen Jahr von den Blättern der Eichen gesammelt hatte, hatte er erst getrocknet, zerstoßen und zerkocht, dann gesiebt und wieder getrocknet, bis sie ein feines Pulver ergaben, das er in einem Gefäß sorgsam verschlossen hielt.
    Der Buchmaler warf einen Blick aus dem Fenster. Die Sonne war längst hinter den Dächern verschwunden, und Dunkelheit legte sich über die Stadt. Korbinian entzündete einige Talglichter und verteilte sie in der Werkstatt. Nun nahm er das Gefäß mit dem Galläpfelpulver zusammen mit einer weiteren tönernen Schale aus einem Regal und stellte sie neben die anderen Behältnisse. Eisenvitriol und danach Gummi arabicum wurden ebenfalls zu Pulver zerstoßen. Korbinian wischte sich Schweiß von der Stirn, während die Zeit verstrich. Schließlich mischte er ein halbes Maß Wasser, anderthalb Viertel von einer Maß Wein und ebenso viel Weinessig. Daraufhin entnahm er sechs Lot zerstoßene Galläpfel und je vier Lot Eisenvitriol sowie Gummi arabicum und gab sie zu der Flüssigkeit. In drei bis vier Tagen musste dieser Sud durch ein Tuch geseiht werden, erst dann würde seine Gallustinte fertig sein.
    Noch während er werkelte, hob sich seine Stimmung, und als er die Utensilien sorgfältig säuberte und an ihren angestammten Platz stellte, war er sichtlich zufrieden. Ausgiebig wusch er sich die von der Arbeit dunkel verfärbten Hände, löschte die Lichter und schloss die Werkstatttür. Die herzhaften Aromen eines Eintopfes drangen bis zu ihm herüber, und er sog sie genießerisch in die Nase. Stille Freude wallte in Korbinian auf. Welch gutes Gefühl, von einem hübschen Weib und seinem kleinen Mädchen erwartet zu werden.
    » Was wollten die Männer? «
    Anna stand am Herd und rührte in dem Kessel mit Linseneintopf, den sie zum Abendessen zubereitet hatte. Korbinian schloss die Küchentür, trat näher und beugte sich über den dampfenden Topf.
    » Riecht wunderbar, Liebes « , erklärte er, ohne auf ihre Frage einzugehen.
    Eine seiner Angewohnheiten, die Anna schon nach wenigen Wochen Ehe kennengelernt hatte und die sie bisweilen zur Weißglut trieb. Ernst blickte sie ihm ins Gesicht.
    » Konrad Mutz und der andere Mann – Korbinian, was wollten sie? «
    » Nichts Besonderes. «
    » Nach ›nichts Besonderes‹ hat es sich aber nicht angehört. «
    » Hast du etwa gelauscht? «
    Entrüstet legte sie den Kochlöffel beiseite und baute sich vor ihrem Gatten auf, der sie um Haupteslänge überragte. » Ich lausche nicht, mein lieber Mann! «
    Mit einem Lachen zog er sie an sich und küsste ihre Stirn. » Ist ja schon gut, Anna. «
    Damit ließ er sie los, setzte sich auf die einfache Holzbank und griff nach dem Bierkrug, den sie ihm bereits hingestellt hatte.
    » Eure Unterredung war laut genug, Korbinian, jedenfalls zum Ende hin. Was für eine Sache sollst du dir gut überlegen , und warum hast du die Männer fortgeschickt? «
    » Anna, die beiden haben etwas Unmögliches von mir erbeten. Mehr möchte ich nicht dazu sagen, ja? «
    » Ich dachte, du vertraust mir « , gab sie mit einem beleidigten Unterton in der Stimme zurück und schob die Unterlippe vor.
    » Das tue ich auch. Aber es gibt Dinge, die musst du nicht wissen. « Sein Lächeln geriet schief. » Lass uns essen, mir knurrt schon der Magen. «

KAPITEL 22
    N ach längerer Zeit nahmen Korbinian und Anna wieder an der Hauptmesse in St. Sebald teil. Lenchen

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