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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Arme vor der Brust . » Nichts werde ich Euch bringen! Offenbar wisst Ihr Euch nicht zu benehmen. Verschwindet, sonst … «
    Ferdinands rechte Hand schoss vor, packte den um einen Kopf kleineren Mann am Hemdkragen und zog ihn zu sich heran. » Du riskierst ein ziemlich großes Maul, Schenker! «
    » Bitte, mein Herr. « Einer der beiden jungen Männer, ein bartloser Rotschopf, trat herzu und hob begütigend die Hände. » Lasst doch den Mann in Ruhe. Die Heilige Schrift ermahnt uns, Frieden zu halten. «
    Sepp musterte ihn aus zu Schlitzen verengten Augen. » Misch dich nicht ein, Kerl. Was bist du, ein Priester, oder was? «
    Der andere schüttelte den Kopf. » Wir sind Lutheraner aus Ingolstadt und auf dem Weg zu Andreas Osiander. Er soll in Nürnberg als Pfarrer wirken. «
    » Anhänger Luthers seid Ihr, aha. « Ferdinand gab den Wirt frei und wischte sich die Hände an seinem Umhang ab, als hätte er sich beschmutzt.
    » So ist es « , nickte der ältere Mann, und Sebastian konnte erkennen, wie sich die Miene des Fremden ein wenig entspannte. » Eure Stadt ist eine der größten im ganzen Reich, gewiss könnt Ihr uns sagen, wo wir unseren Freund Osiander finden? «
    » Wie kämen wir dazu? Fragt in der Stadt nach « , gab Sepp zurück. » Oder besser noch – geht dorthin zurück, wo Ihr hergekommen seid! Von Euresgleichen gibt es schon genug in Nürnberg! Lutheraner, pah! « Wie um seine Worte zu bekräftigen, spie er auf den Holzboden.
    Bisher hatte der dritte Mann das Geschehen verfolgt, ohne einzugreifen, aber nun sprang er auf. Sein Stuhl flog polternd um, und der Bursche stürzte auf Sepp zu, der schützend die Arme hochriss. Doch Ferdinand kam ihm zu Hilfe. Er packte den Mann am Hals und drosch ihm die Faust ins Gesicht. Mit einem erstickten Schmerzensschrei fiel der Fremde nach hinten und blieb mit blutender Nase auf dem Boden liegen. Seine beiden Kameraden wollten sich auf Ferdinand werfen, aber der hatte blitzschnell seinen Dolch aus dem Gürtel gezogen.
    » Keinen Schritt weiter, wenn ihr nicht mit dieser Klinge Bekanntschaft machen wollt! Seid gewiss, Lutheraner, ich zögere nicht, sie zu gebrauchen. «
    Die Mienen der Männer waren wutverzerrt, ihre Hände zu Fäusten geballt. Nur Ferdinands Dolch, den er den beiden noch immer entgegenhielt, hinderte sie daran, sich auf ihn zu stürzen. Sebastian brach der Schweiß aus allen Poren . Am liebsten wäre er aus der Schankstube gerannt – und wusste doch, das war nicht möglich. Wo sollte er auch hin? Sepp, Ferdinand, Dietrich und einige andere aus der Bruderschaft waren schließlich seine einzigen Freunde. Schimpf und Bratler sprangen nun ebenfalls auf und stellten sich zu Ferdinand und Sepp. Dabei entging Sebastian nicht der unsichere Blick Tilmanns, mitleidsvoll auf den am Boden liegenden Mann gerichtet, der sich stöhnend aufzurichten versuchte. Ungeachtet des Dolches, der immer noch auf ihn und seine Kameraden gerichtet war, kniete einer der Fremden neben dem Verletzten nieder und wischte ihm mit einem Tuch das Blut aus dem Gesicht.
    » Ich schlage vor, wir verlassen dieses ungastliche Haus, in dem man nicht einmal einen anständigen Würzwein bekommt « , grinste Sepp in Richtung des Wirtes, der sich hinter den Schanktisch zurückgezogen hatte.
    » Gehen wir « , stimmte Ferdinand zu und trat ein paar Schritte zurück, behielt jedoch die Klinge in der Hand, » bevor hier noch ein Unglück geschieht. «
    Langsam bewegte er sich rückwärts auf die Tür zu. Schimpf, Bratler und Sepp folgten ihm. Sebastian hatte es ihm gleichgetan, allerdings war es am folgenden Abend zu einem heftigen Streit mit Sepp gekommen.
    Sebastian seufzte und erinnerte sich an eine weitere Begebenheit mit einem Glaubensbruder, die ihn seither beschäftigte. Peter Gehbauer, ein Zimmermannsgeselle, der der Bruderschaft wenige Wochen zuvor beigetreten war, hatte die Gruppe einige Zeit später wieder verlassen und sich Andreas Osiander zugewendet. Daraufhin hatten Elias Männer zum Herrn gebetet, er möge Gehbauer bestrafen, genau wie alle ihre anderen Feinde. Nur drei Tage später war der Geselle von einem Baugerüst gestürzt und hatte sich beide Beine gebrochen. Offenbar besaß Elia großen Einfluss. Die Demonstrationen seiner Macht hielten viele Anhänger bei der Stange, vermutete Sebastian. Wer wagte es schon, einen Propheten – nein, den Propheten der letzten Zeit, bevor Christus wiederkehrte – zu verlassen und damit zu verraten!
    » Na, Bruder, wieder am Grübeln?

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