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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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ihres Vaters schmiegte und mit einem hölzernen Knopf seines Hemdes spielte.
    » Du bist ihre Mutter, Anna. Martha hat sie zwar geboren, aber du bist die einzige Mutter, die sie je kennengelernt hat. «
    Mit einem Mal war ihr die Kehle eng. Korbinian nahm eine Stoffpuppe zur Hand, die Anna vor einigen Wochen für die Kleine genäht hatte und die auf einem Stuhl neben ihm lag, und reichte sie dem Kind. Sogleich nahm Lenchen sie an sich, und der kleine Daumen wanderte in den Mund.
    Während Korbinian das Kind schlafen legte, erwärmte Anna auf dem Herd ein wenig Wein, dessen würziger Duft bald den ganzen Raum erfüllte. Wenig später saßen sie schweigsam nebeneinander und nippten an ihren Bechern. Der Blick aus dem Fenster zeigte Anna einen sternenklaren Himmel, und ihre Gedanken schweiften in die Ferne, zu Abenden wie diesem, an denen sie gemeinsam mit Sebastian versucht hatte, die Sterne zu zählen. Oder in jene Zeit, in der sie geglaubt hatte, ihr Schicksal wäre längst vorgezeichnet. Wie sehr sie sich geirrt hatte.
    » Du bist so still heute Abend « , bemerkte Korbinian und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. » Magst du mir nicht erzählen, was dich beschäftigt? «
    Anna nahm einen Schluck aus dem Becher und freute sich über die Wärme, die sich in ihr ausbreitete. » Es ist nichts. «
    » Du denkst an ihn, oder? «
    Anna stutzte, winkte ab, aber diesmal hielt er ihren Blick fest.
    » Erzähl mir von ihm«, bat er, » und von Sebastian. Ich weiß so wenig von dir und deinem Leben. «
    » Wozu? « , fragte sie nach kurzem Zögern und sah an ihm vorbei. » Nicht einen Moment von all jenen, die gewesen sind, können wir zurückholen. Warum also willst du es wissen? « Zart nahm sie seine Hand in ihre und schmiegte sie an ihre Wange. » Ist dir die Gegenwart nicht genug? «
    Ein Schatten lag auf Korbinians Zügen, als er ihre Hand anhob und sie küsste. » Doch, das ist sie, Anna. Aber … « Er suchte sichtlich nach Worten. » Aber ich wüsste gern mehr von dem Mann, der wie ein Geist zwischen uns zu schweben scheint. «
    » Und ich mehr von Martha « , erwiderte sie matt. » Wie war sie? «
    Er zog Anna näher an sich und begann zu sprechen. Davon, wie er seiner ersten Frau einst, als sie noch kleine Kinder waren, geschworen hatte, sie zu heiraten, wenn sie erst erwachsen wären. » Wir hatten Glück, denn unsere Eltern hatten keine Einwände. Also haben wir geheiratet, als wir achtzehn waren. « Mit ruhiger Stimme berichtete er ihr von dem Moment, als Martha und er die Werkstatt eröffnet hatten. » Wir waren so stolz. Zu dem Zeitpunkt waren wir schon mehrere Jahre verheiratet, und die Zukunft schien klar vor uns zu liegen. Nur ein eigenes Kind blieb uns verwehrt, und Martha litt unsagbar darunter, obwohl ich ihr immer wieder versicherte, dass ich auch ohne Kind mit ihr glücklich wäre. Aber meine Worte schienen sie nicht zu erreichen. Dabei hatten wir allen Grund, zufrieden zu sein, denn ich konnte mich damals vor Aufträgen kaum retten. « Korbinian hielt beim Erzählen die Lider halb gesenkt. » Als ihr Wunsch endlich in Erfüllung gehen sollte, war Martha wie verwandelt. Sie sprühte nur so vor Glück. Den Rest der Geschichte kennst du. «
    » Sie hat dir ein Kind geschenkt und dafür ihr eigenes Leben gelassen « , sagte Anna wie zu sich selbst.
    Korbinian antwortete nicht, er nahm ihre Hand und drückte sie in stillem Einverständnis.
    Anna sammelte sich und begann, von Sebastian zu erzählen, bis hin zu dem Moment, an dem sie sich voneinander verabschiedet hatten. Sie blinzelte eine Träne fort und seufzte. » Vielleicht möchte er gar nicht, dass ich ihn finde? « , schloss sie. » Was ist, wenn er die Stadt verlassen hat, um sich ein neues, ein eigenes Leben aufzubauen? « Ruckartig erhob sie sich und trat zum Fenster. » Der Beinschnitzer hat ihn hinausgeworfen, und wie ich Sebastian kenne, wäre es ihm furchtbar unangenehm, mir das einzugestehen. «
    » Du meinst also …? «
    Anna drehte sich zu ihrem Mann um und begegnete seinem aufmerksamen Blick. » Ja, Korbinian. Ich vermute, er hat die Stadt verlassen, um eine neue Arbeit zu suchen. So eigensinnig, wie er ist, wird er erst heimkehren, wenn ich stolz auf ihn sein kann. «
    Der Buchmaler erhob sich ebenfalls, trat neben sie und legte ihr den Arm um die Taille. » Hm, das wäre natürlich möglich, Liebes. « Er hielt sie wortlos umfangen.
    Er wartete, wartete auf Martins Geschichte. Sein Körper war angespannt, und alles in ihr

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