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Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Titel: Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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zum finalen Schlag aus.
    »Nun, die Königin von Britannien hat jetzt eine Brücke, vor der die Wellen zurückweichen. Und genau so wird der Kronprinz Ludwig einen Läufer bekommen, der Angst und Schrecken verbreiten wird.« Robert setzte sich. »Um nicht zu sagen, außerordentlichen Schrecken.« Versenkt.
    Der Herzog presste die Zähne aufeinander, er war kurz davor, nach seinem Dolch zu greifen. Seine perfekt rasierten Wangenmuskeln zuckten, dann entspannten sie sich, und er setzte erneut ein überlegenes Lächeln auf. ›Jetzt, Robert, hast du einen Feind für gleich mehrere Leben, du Idiot.‹ Robert lächelte zurück. Von Graubergen nahm seinen Zylinder, setzte ihn betont langsam auf. Kälte ging von dieser Bewegung aus wie ein einsamer Schuss im Nebel.
    »Genau so werde ich es dem Kronprinzen berichten, verehrter Lord. Danke, für Ihre ... Kooperation.« Der Herzog ging zur Tür, seine silbernen Sporen klirrten dabei. Robert blieb sitzen, er wollte keine Höflichkeit walten lassen. Doch dann konnte er nicht länger an sich halten.
    »Haben Sie dem kleinen Kalden eine Ohrfeige verpasst?« ›Wieso wummerte ihm sein Herz bis in die Kehle?‹ Er schwenkte auf dem Sessel herum, zur Tür.
    Der Herzog verharrte auf der Schwelle, Regengeräusche und nasse Luft drangen herein.
    »Und wenn schon?« Die Stimme des Herzogs klang amüsiert, aber plötzlich eine Oktave tiefer. Nun tappte Robert in die Falle.
    »Das hier ist nicht Australien, Sir!« Nun wusste Graubergen, dass Robert etwas wusste.
     
    Von Graubergen drehte sich nicht einmal um, damit die Feindschaft auch mit den Augen besiegelt werden konnte, er seufzte nur behaglich, als habe er soeben einen besonders feinen Hirsch im Dickicht entdeckt. Dann lachte er gar, als er die Tür einfach offen ließ und die Treppen hinunter stolzierte.
    »Wie Sie meinen, Lord Humberstone!«
    ›So ein verdammter Scheißdreck‹, dachte Robert, zählte innerlich bis hundert und rammte dann erst seinen Stiefel gegen die blöde Tür. Das Donnern lief durch die gesamte Halle.
    ›Verflucht und verdammt nocheins!‹
     

Isabelle
     
    »Dein Haar ist so dunkel wie das Glas der Tunnel.«
    »Es ist nur eine Farbe, Isabelle, nicht mehr«, antwortete A. Sie lag auf ihrer Pritsche, die graue Wolldecke bis an die untere Lippe gezogen, einen Arm über den Augen, so wie sie es mochte.
    Es schien unmöglich, aber der Raum war sogar noch kleiner als jener, in den man sie zuvor gesteckt hatte. Nur noch zehn Schritte lang, vier breit. Auch hier nur schwarzes Glas. Alles!
    Ein Warteraum für das vermisste Blut.
    Zumindest hatte man hier ein Fenster, das weit oben über ihren Betten einen kreisrunden Ausblick ins Nirgendwo bildete, denn es war so dick, dass das Licht nur noch wie ein keuchender Husten ins Zimmer drang.
    »Du hast schöne Beine, Männer mögen schöne Beine.« Isabelle schwieg einen Moment, weil sie ihre eigenen Beine betrachtete, die sie über die Wolldecke hob und missbilligend beäugte.
    »Es sind nur Beine, Isabelle, nur Beine.«
    Anevay hatte sich gewünscht, mit ihr zu fliehen, jetzt wünschte sie sich, dem dürren Mädchen würde der Mund zuwachsen. Erschrocken von diesem Gedanken drehte sie sich herum und sah Isabelle an. Sie war unglaublich blass, als sie ihre knochigen Beine so im Raum hoch baumeln ließ. Es waren nur noch blanke Knochen, über die man weißes, fleckiges Pergament gespannt hatte. Sie war so zerbrechlich wie eine verloren gegangene Erinnerung.
    »Seit wann bist du hier?« Anevay wollte es wirklich wissen.
    Das Mädchen schaute sie an, noch immer die Beine in der Luft. Sie überlegte, A konnte es sehen, aber nicht aufhalten.
    »Sie denken, ich sei eine Zauberin, so wie du! Sie zerren an mir, leuchten in mich hinein, sie verstehen ihre eigenen Maschinen oftmals nicht.« Sie ließ die Beine zurück auf die Decke fallen.
    »Fingermann ist gut zu mir gewesen, weißt du. Er ist einsam, denke ich, ganz allein hier.«
    Anevays Hand traf sie an der Stirn. Sie hatte nicht einmal gemerkt, dass sie blitzschnell aufgestanden war.
    »Aua!«
    A beugte sich zu ihr hinunter. Die Hand jetzt eine Faust, ihr knurrender Atem auf Isabelles Wangen.
    »Sag das nie wieder, hörst du! Sag das nie wieder!« All das Blasse an ihr erschreckte sie plötzlich. Eine bittere Wut griff zwischen ihre Zähne und Zunge. Dieser Zorn richtete sich nicht gegen Isabell, und dennoch wallte er vor ihr her, wie die Welle eines Ozeans. Nur mit Mühe zog A die Faust zurück, sah Isabelle, wie sie sich

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