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Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Titel: Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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schaltete eine Lampe neben dem Sitz an, erschrak. Ihr Gesicht war bös´ geschwollen, die Lippen aufgeplatzt, die Bluse war nass von Blut. Er schob sie vorsichtig zur Seite, die Knöpfe waren ausgerissen. Das Blut rann von ihrer Brust bis zu ihrem Bauchnabel. Es war ein tiefer, fransiger Schnitt. Er musste etwas tun. Wut überkam ihn.
    »Ich bring Euch zum Ludwigshospital, wenn´s recht ist, es ist das beste der Stadt.« Robert hörte nicht zu.
    Sie hatte eine tolle Brust. Er wusste nicht, ob er dies denken durfte, ob diese beiden Gedanken überhaupt nebeneinander existieren sollten. Er zog den Handschuh aus, tauchte seinen Zeigefinger in das Blut und begann ein Labyrinth um die Brust herum zu malen. Er tat es wie in Trance, ganz natürlich. So war die Magie schon immer in sein Leben getreten, wie Wind oder die Laute eines beginnenden Tages. Sonnenlicht, seltsame Gefühle. Sie waren plötzlich da und waren nicht mehr fortgegangen.
    Robert vollendete den Kreis, drückte seinen Bernstein, der auf dem Blut gut kleben blieb, auf die Brustwarze und sprach den Zauber. Die Wunde schloss sich, wie zwei Wolken aus Haut, die ineinander drifteten. Er spuckte in seine Fingerspitzen und verwischte den Kreis. Niemand durfte das sehen, je davon erfahren.
    »Ihr seid ein außergewöhnlicher Mann.« Robert drehte sich um. Der Skipper stand am Ruder, sah ihn aber über die Schulter verstört an. Eine lautlose Panik kam über ihn.
    »Fahren Sie uns zum Krankenhaus und halten sie dabei die verdammte Klappe!«
    Der alte Mann schaute wieder nach vorn und bog in einen weiteren Fleet ein. 
    Robert zog die Bluse wieder zu.
    Es war verwirrend, je näher sie der Innenstadt kamen, desto mehr Fenster waren erhellt. Die Reichen und Adligen hatten einen anderen Arbeitsrhythmus. Dort wurden hinter den gesicherten Scheiben champagnergefüllte Gläser gegeneinander geschwungen, waren verlogene Gesten alles, konnten Gerüchte ganze Flotten verschieben. Lachende Dummköpfe latschten über Weltkarten, wie es nur Dummköpfe tun konnten.
    »Ludwigshospital«, sagte der alte Mann. Die Steuerbordseite schrammte an den vermoosten Anleger. Die Maschine stoppte, das Boot schaukelte aus. Robert nahm die junge Frau erneut in seine Arme, er sah nicht zurück.       
    »Danke, Skipper.«
     
    Das Krankenhaus war ein von eckigen Säulen flankierter, quadratischer Bau aus hellem Sandstein, gute fünf Stockwerke hoch. Auf seinem runden Vorplatz war die steinerne Figur der Eir aufgestellt worden. Die Figur stand inmitten eines kleinen Hains, die nackten Füße in einem Teich, der von steinernen Büschen umsäumt war. Eine stolze Schönheit, mit langem, wallendem Haar, die eine Kräutersichel in der einen Hand trug und einen Wanderstab in der anderen.
    Robert stapfte den hellen Kiesweg entlang, der aus geriebenen Muscheln gemacht war und noch immer den Geruch des Meeres trug. Er strebte dem Seiteneingang zu, dort, wo die Kantine und der Lieferbereich sein mussten. Hohe, schlanke Tannen säumten den Weg. Er hatte das Gefühl, der Nebel sei hier ein wenig lichter, aber das mochte an den vielen erhellten Fenstern liegen.
    Er hatte Glück. Neben dem Liefereingang stand ein junger Mann und drehte sich gerade eine Zigarette. Er riss die Augen auf, als Roberts Schemen lautlos aus dem Dunst trat, doch er lief nicht fort. Er starrte verwirrt auf den Kies.
    »Wie ist dein Name, Junge?« Robert fragte fast beiläufig, als hätten sie das Thema Wetter schon hinter sich.
    »Corvin, Sir. Corvin Hammerstein, Kapitän.« Die halb fertig gedrehte Zigarette zittere zwischen seinen Fingern. Er mochte gerade mal dreizehn oder vierzehn sein. Machte sicher eine Ausbildung hier, solche Menschen waren Idealisten, denn wer kein Geld im Hintergrund hatte, verschrieb sich für viele Jahre dem Hospital.
    »Sehr schön, Corvin. Du kannst mir einen großen Gefallen tun.«
    Der Junge beruhigte sich etwas, drehte flink die Zigarette zu Ende und steckte sie in den Tabaksbeutel. Offensichtlich machte er dies für jemand anderen.
    »Ja, Kapitän. Wenn ich kann, Sir.«
    »Wer ist der fähigste Arzt, der heute Nacht Dienst macht?« Der Junge überlegte nicht lang.
    »Doktorin Lova Sigurdsson, Sir.« Eine Frau also. Das Glück war ihm weiter hold. Sie würde die Situation besser verstehen als ein Mann. Robert setzte die ohnmächtige Verletzte in einen Rollstuhl, der verlassen neben dem Eingang stand. Von drinnen hörte man Geschirr klappern und geschwätziges Lachen. Es roch nach Kartoffelsuppe und

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