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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Augen. Der Boden war steinig und kalt, nach einiger Zeit schlief Tyrion Lennister dennoch ein. Er träumte von der Himmelszelle. Diesmal war er der Kerkermeister, nicht der Gefangene, groß, mit einem Riemen in der Hand, und er schlug nach seinem Vater, trieb ihn zurück, zum Abgrund hin …

    »Tyrion.« Bronns Warnung brach laut und dringlich in seinen Traum ein.
    Nur ein Augenblinzeln später war Tyrion wach. Das Feuer war zu glimmender Kohle heruntergebrannt, und überall um sie herum schlichen die Schatten heran. Bronn stützte sich auf ein Knie, mit dem Schwert in einer Hand und seinem Dolch in der anderen. Tyrion hob die Hand: nicht rühren, sagte sie. »Kommt an unser Feuer, die Nacht ist kalt«, rief er den schleichenden Schatten zu. »Ich fürchte, wir haben keinen Wein, den wir euch bieten könnten, aber gern laden wir euch zu unserem Ziegenbraten ein.«
    Alle Bewegungen erstarrten. Tyrion sah Mondlicht auf Metall schimmern. »Unser Berg«, rief eine Stimme zwischen den Bäumen hervor, tief und hart und unfreundlich. »Unsere Ziege.«
    »Eure Ziege«, gab Tyrion ihm recht. »Wer seid ihr?«
    »Wenn ihr euren Göttern gegenübersteht«, antwortete eine andere Stimme, »sagt ihnen, es war Gunthor, Sohn des Gurn von den Felsenkrähen, der euch geschickt hat.« Ein Ast knackte unter seinen Füßen, als er ins Licht trat, ein dünner Mann mit gehörntem Helm, bewaffnet mit einem langen Messer.
    »Und Shagga, Sohn des Dolf.« Das war die erste Stimme, tief und tödlich. Ein Felsbrocken zu ihrer Linken bewegte sich und stand auf, wurde ein Mensch. Massig und langsam und stark schien er, in Felle gekleidet, mit einem Knüppel in der rechten Hand und einer Axt in der linken. Er schlug beides aneinander, während er näher kam.
    Andere Stimmen riefen andere Namen, Conn und Torrek und Jaggat und noch weitere, die Tyrion im selben Moment vergaß, in dem er sie hörte. Mindestens zehn. Einige hatten Schwerter und Messer, andere schwangen Mistgabeln und Sicheln und hölzerne Speere. Er wartete, bis alle ihre Namen gerufen hatten, dann erst antwortete er. »Ich bin Tyrion,
Sohn des Tywin vom Clan der Lennisters, der Löwen von Casterlystein. Wir wollen gern für die Ziege zahlen, die wir verspeist haben.«
    »Was hast du uns zu bieten, Tyrion, Sohn des Tywin?«, fragte der eine, der sich Gunthor nannte und der ihr Häuptling zu sein schien.
    »Dort ist Silber in meinem Beutel«, erklärte Tyrion. »Diese Halsberge, die ich trage, ist mir zu groß, doch sollte sie Conn gut anstehen, und die Streitaxt, die ich bei mir habe, müsste in Shaggas mächtige Hand besser passen als sein Holzbeil.«
    »Der Halbmann würde uns mit unserem eigenen Geld bezahlen«, sagte Conn.
    »Conn spricht die Wahrheit«, meldete sich Gunthor. »Euer Silber ist unser. Eure Pferde sind unser. Deine Halsberge und deine Streitaxt und das Messer an deinem Gürtel, auch die gehören uns. Du hast uns nichts als dein Leben zu geben. Wie würdest du gern sterben, Tyrion, Sohn des Tywin?«
    »In meinem eigenen Bett, den Bauch voller Wein, meinen Schwanz im Mund einer Jungfrau und ich im Alter von achtzig Jahren«, erwiderte er.
    Der Riese Shagga lachte als Erster und am lautesten. Die anderen schienen weit weniger amüsiert. »Conn, nimm ihre Pferde«, befahl Gunthor. »Tötet den anderen, und fangt den Halbmann. Er kann die Ziegen melken und die Mütter zum Lachen bringen.«
    Bronn sprang auf. »Wer stirbt zuerst?«
    »Nein!« , fuhr Tyrion dazwischen. »Gunthor, Sohn des Gurn, hör mich an. Meine Familie ist reich und mächtig. Wenn uns die Felsenkrähen sicher durch die Berge geleiten, wird mein Hoher Vater euch mit Gold überhäufen.«
    »Das Gold eines Flachlandlords ist wertlos wie die Versprechen eines Halbmannes«, sagte Gunthor.

    »Ein halber Mann mag ich wohl sein«, sagte Tyrion, »dennoch habe ich den Mut, mich meinen Feinden zu stellen. Was tun die Felsenkrähen anderes, als sich hinter Felsen zu verstecken und vor Angst zu zittern, wenn die Ritter aus dem Grünen Tal vorüberreiten?«
    Shagga stieß wütendes Gebrüll aus und schlug Knüppel gegen Axt. Jaggot stocherte mit der feuergehärteten Spitze eines langen Holzspeeres vor Tyrions Gesicht herum. Der gab sich alle Mühe, nicht zurückzuschrecken. »Sind das die besten Waffen, die ihr stehlen konntet?«, sagte er. »Vielleicht gerade gut genug, um Schafe zu töten … falls die Schafe sich nicht wehren. Die Schmiede meines Vaters scheißen besseren Stahl als das.«
    »Kleiner Kindmann«,

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