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Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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vor ihr nieder. Zehntausend Sklaven reckten die blutbefleckten Hände in die Höhe, während sie auf ihrer Silbernen wie der Wind vorbeipreschte. »Mutter!«, riefen sie. »Mutter, Mutter!« Sie streckten die Hände nach ihr aus, berührten sie, zerrten an ihrem Mantel, am Saum ihres Rocks, ihrem Fuß, ihrem Bein, ihrer Brust. Sie begehrten sie, brauchten sie und das Feuer und das Leben, und Dany keuchte und breitete die Arme aus und gab sich ihnen hin …
    Doch dann schlugen ihr schwarze Flügel um den Kopf und ein Wutschrei gellte durch die indigoblaue Luft; und plötzlich waren die Visionen verschwunden, wie abgeschnitten, und Danys Keuchen verwandelte sich in Entsetzen. Die Unsterblichen standen blau und kalt um sie herum; sie wisperten, während sie die Hände nach ihr ausstreckten, zogen und zerrten an ihren Kleidern, berührten sie mit ihren trockenen kalten Händen, strichen ihr mit den Fingern durchs Haar. Alle Kraft hatte Danys Glieder verlassen. Sie konnte sich nicht bewegen. Sogar ihr Herz hatte aufgehört zu schlagen. Sie spürte eine Hand auf ihrer nackten Brust, die ihre Brustwarze verdrehte. Zähne bissen in die weiche Haut an ihrem Hals. Ein Mund senkte sich leckend, saugend, beißend über ein Auge …
    Dann verwandelte sich das Indigoblau in Orange, und das Wispern wurde zu Schreien. Ihr Herz schlug, klopfte, die Hände und Münder waren nicht mehr da, Hitze umflutete ihren Körper, und Dany blinzelte in das plötzliche Licht. Über ihr hockte der Drache mit ausgebreiteten Flügeln auf dem schrecklichen, dunklen Herz und zerfetzte das verrottete Fleisch, und wenn sein Kopf nach vorn fuhr, entströmte seinem offenen Maul helles, heißes Feuer. Sie konnte die Schreie der verbrennenden Unsterblichen hören, ihre hohen, papiernen Stimmen, die in schon lange toten Sprachen heulten.
Ihr Fleisch war wie zerbröselndes Pergament, ihre Knochen wie trockenes Holz, das man in Talg getaucht hatte. Sie tanzten, während sie von den Flammen verschlungen wurden; sie drehten und wanden sich und taumelten und reckten die brennenden Hände in die Höhe, und ihre Finger loderten hell wie Fackeln.
    Dany sprang auf und drängte sich zwischen ihnen hindurch. Sie waren leicht wie Luft, bloße Hüllen, und sie fielen, wenn man sie nur berührte. Als sie die Tür erreichte, stand bereits der ganze Raum in Flammen. »Drogon«, rief sie, und durch das Feuer flog der Drache zu ihr.
    Draußen erstreckte sich ein langer, düsterer Gang gewunden vor ihr und wurde nur von dem flackernden orangefarbenen Schein hinter ihr erhellt. Dany rannte, suchte nach einer Tür, nach einer Tür zur Rechten oder zur Linken, Hauptsache eine Tür, doch da gab es nichts, nur gewundene Steinwände und einen Boden, der unter ihren Füßen zu schwanken schien, als wollte er sie zum Stolpern bringen. Doch sie hielt das Gleichgewicht und rannte schneller, und dann war da plötzlich eine Tür vor ihr, eine Tür wie ein offener Mund.
    Als sie in die Sonne hinaustrat, strauchelte sie wegen des hellen Lichts. Pyat Pree schnatterte etwas in einer ihr unbekannten Sprache und hüpfte von einem Bein aufs andere. Als Dany sich umblickte, sah sie dünne Rauchfäden, die aus den Rissen in den uralten Steinmauern und zwischen den schwarzen Dachziegeln des Palastes des Staubs hervortraten.
    Pyat Pree heulte und fluchte, zog ein Messer und sprang auf sie zu, doch Drogon flog ihm ins Gesicht. Dann hörte sie das Knallen von Jhogos Peitsche, und nie hatte etwas in ihren Ohren so süß geklungen. Das Messer wirbelte durch die Luft, und einen Moment später warf Rakharo Pyat zu Boden. Ser Jorah Mormont kniete neben Dany im kühlen grünen Gras und legte ihr den Arm um die Schultern.

TYRION
    »Wenn du durch eigene Dummheit stirbst, werde ich deine Leiche an die Ziegen verfüttern«, drohte Tyrion, während die erste Ladung Felsenkrähen vom Kai ablegte.
    Shagga lachte. »Der Halbmann hat gar keine Ziegen.«
    »Ich werde mir eigens für dich welche anschaffen.«
    Der Morgen graute, und bleiches Licht schimmerte auf der Oberfläche des Flusses, die unter den Stangen der Fähre zerriss und sich neu bildete, wenn sie vorüber war. Timett hatte seine Brandmänner vor zwei Tagen in den Königswald geführt. Gestern waren die Schwarzohren und die Mondbrüder gefolgt. Heute waren die Felsenkrähen an der Reihe.
    »Was immer ihr tut, versucht, euch nicht in ernsthafte Gefechte verwickeln zu lassen. Überfallt ihre Lager und Nachschubzüge. Lauert ihren Kundschaftern auf, und

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