Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
die Huren hinter sich gelassen hatte, wurde das Gedränge etwas lichter.
Der Ritt zurück zum Roten Bergfried verlief ohne Zwischenfälle, doch im Audienzsaal des Turms der Hand erwartete ihn ein Dutzend wütender Handelskapitäne, die gegen die Beschlagnahmung ihrer Schiffe protestierten. Er entschuldigte sich bei ihnen und versprach ihnen Ersatz, wenn der Krieg vorüber wäre. Damit konnte er sie kaum besänftigen. »Und wenn Ihr verliert, Mylord?«, fragte einer aus Braavos.
»Dann wendet Euch wegen der Entschädigung an König Stannis.«
Nachdem er sie endlich losgeworden war, läuteten die Glocken bereits, und Tyrion würde zu spät zur Amtseinsetzung kommen. Er watschelte fast im Laufschritt über den Hof und drängte sich in den hinteren Teil der Burgsepte, als Joffrey den beiden neuesten Mitgliedern seiner Königsgarde gerade die weißen Mäntel um die Schultern legte. Die Zeremonie schien zu erfordern, dass die Anwesenden standen, daher sah Tyrion nur eine Mauer aus adeligen Hinterteilen vor sich. Andererseits würde er der Erste sein, der wieder draußen war, wenn der Hohe Septon den beiden Rittern ihre feierlichen Treueide abgenommen und sie im Namen der Sieben gesalbt hätte.
Er begrüßte die Wahl seiner Schwester, Ser Balon Swann an die Stelle des erschlagenen Preston Grünfeld zu setzen. Die Swanns waren Lords der Marschen, stolz, mächtig und umsichtig. Unter dem Vorwand einer Krankheit war Lord Gulian Swann in seiner Burg geblieben und hatte sich nicht am Krieg beteiligt, doch sein ältester Sohn ritt an Renlys und später an Stannis’ Seite, während Balon, der jüngere, in Königsmund diente. Wenn er noch einen dritten Sohn gehabt hätte, vermutete Tyrion, wäre dieser wahrscheinlich bei Robb Stark gewesen. Das mochte zwar nicht das ehrenhafteste Verhalten sein, doch immerhin bewies es einen scharfen Verstand; wer immer den Eisernen Thron für sich gewann, die Swanns würden überleben. Außerdem war Ser Balon nicht nur hochgeboren, sondern auch tapfer, höflich und geschickt im Umgang mit Waffen; gut mit der Lanze, besser noch mit dem Morgenstern und hervorragend mit dem Bogen. Er würde seinen Dienst ehrenvoll und mutig versehen.
Was Tyrion von Cerseis zweitem Erwählten nicht so uneingeschränkt behaupten mochte. Ser Osmund Schwarzkessel sah durchaus beeindruckend aus. Er war zwei Meter groß, sehnig und muskulös, und seine Hakennase, seine buschigen Brauen und sein eckiger brauner Bart verliehen seinem Gesicht etwas Wildes, solange er nicht lächelte. Von niederer Geburt, kaum mehr als ein Heckenritter, hatte Schwarzkessel seine Beförderung allein Cersei zu verdanken, und aus diesem Grund war ihre Wahl zweifelsohne auch auf ihn gefallen. »Ser Osmund ist ebenso treu, wie er tapfer ist«, hatte sie zu Joffrey gesagt, als sie den Namen vorgeschlagen hatte. Das stimmte unglücklicherweise sogar. Der gute Ser Osmund hatte Cerseis Geheimnisse an Bronn verkauft, seit sie ihn angeheuert hatte, doch das konnte Tyrion ihr natürlich nicht erzählen .
Eigentlich hatte er keinen Grund, sich zu beschweren. Durch diese Ernennung bekam er ein weiteres Ohr in der Umgebung des Königs, und seine Schwester wusste nichts
davon. Und selbst wenn Ser Osmund ein Feigling war, würde er kaum schlimmer sein als Ser Boros Blount, der gegenwärtig in einem Kerker in Rosby residierte. Ser Boros hatte Tommen und Lord Gil eskortiert, und als sie von Ser Jaslyn Amwasser und seinen Goldröcken überrascht worden waren, hatte er seine Schutzbefohlenen mit einer Bereitwilligkeit ausgehändigt, die den alten Ser Barristan Selmy ebenso erzürnt hätte wie Cersei; ein Ritter der Königsgarde sollte in Verteidigung des Königs und der königlichen Familie notfalls sein Leben opfern. Seine Schwester hatte darauf bestanden, dass Joffrey ihm wegen Hochverrat und Feigheit vor dem Feind den weißen Mantel aberkannte. Und jetzt ersetzt sie ihn durch einen anderen Hohlkopf.
Das Beten, Schwören und Salben schien den größten Teil des Vormittags zu dauern. Bald begannen Tyrions Beine zu schmerzen. Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen. Lady Tanda stand einige Reihen vor ihm, ihre Tochter hingegen war nicht bei ihr. Halb hatte er gehofft, einen Blick auf Shae werfen zu können. Varys sagte, sie würde sich gut machen, doch er hätte sich lieber persönlich davon überzeugt.
»Besser die Zofe einer Lady als ein Küchenmädchen«, hatte Shae gesagt, nachdem ihr Tyrion den Plan des Eunuchen vorgeschlagen hatte. »Kann
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