Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
Stirn mit dem Ärmel seiner schwarz-purpurnen Robe. »Wir haben sehr hart gearbeitet, Mylord Hand, hmmm.«
»Das würde erklären, weshalb Ihr so viel mehr von der Substanz hergestellt habt.« Lächelnd fixierte Tyrion den Pyromantiker mit seinen ungleichen Augen. »Obwohl es mich zu der Frage führt, weshalb Ihr bisher nicht härter gearbeitet habt.«
Hallyns Haut hatte die Farbe eines Champignons, daher war es schwer zu sagen, wie er noch blasser werden konnte, doch irgendwie brachte er es zu Stande. »Das haben wir, Mylord Hand. Meine Brüder und ich haben von Anfang an Tag und Nacht gearbeitet, das kann ich Euch versichern. Es ist nur, hmmm, wir haben so viel Substanz hergestellt, dass wir inzwischen, hmmm, geübter im Umgang damit sind, und außerdem« – der Alchimist trat unbehaglich hin und her –»haben wir gewisse Zaubersprüche, hmmm, uralte Geheimnisse unseres Ordens, die sehr vorsichtig gehandhabt werden müssen, sehr sorgfältig, hmmm, die aber wichtig sind, wenn die Substanz, hmmm, also alle Eigenschaften hat, die sie haben soll …«
Tyrion wurde langsam ungeduldig. Ser Jaslyn Amwasser war vermutlich inzwischen wieder zurück, und Eisenhand wartete nicht gern. »Ja, Ihr habt geheime Zauber; wie wunderbar. Was ist damit?«
»Sie, hmmm, wirken plötzlich besser als früher.« Hallyn lächelte schwach. »Ihr nehmt wohl nicht an, dass irgendwelche Drachen in der Nähe sind, oder?«
»Nicht, wenn Ihr nicht einen unter der Drachengrube gefunden habt. Wieso?«
»Oh, Verzeihung, ich habe mich nur gerade an etwas erinnert, das mir die alte Weisheit Pollitor erzählt hat, als ich noch ein Akolyth war. Ich fragte ihn, warum so viele unserer Zaubersprüche nicht so, nun, ja, wirkungsvoll seien, wie man nach den Schriften glauben möchte, und er sagte, das sei,
weil die Magie allmählich aus der Welt verschwände, seit der letzte Drachen gestorben ist.«
»Entschuldigt, wenn ich Euch enttäuschen muss, aber ich habe keine Drachen gesehen. Den Henker des Königs habe ich allerdings schon gesehen. Sollte eine dieser Früchte, die Ihr mir verkauft, nicht mit Seefeuer gefüllt sein, werdet Ihr ebenfalls seine Bekanntschaft machen.«
Hallyn verabschiedete sich so hastig, dass er beinahe mit Ser Jaslyn zusammengeprallt wäre – nein, Lord Jaslyn, das durfte er nicht vergessen. Eisenhand kam wie immer dankenswert rasch zur Sache. Er war aus Rosby zurückgekehrt, um eine Abteilung Speerträger abzuliefern, die er auf Lord Gils Anwesen rekrutiert habe, und um das Kommando über die Stadtwache wieder zu übernehmen. »Wie geht es meinem werten Neffen?«, fragte Tyrion, nachdem sie die Besprechung der Verteidigungsanlagen beendet hatten.
»Prinz Tommen ist glücklich und bei guter Gesundheit, Mylord. Er hat ein Reh gezähmt, das einer meiner Männer von der Jagd mitgebracht hat. Früher habe er schon einmal eins gehabt, erzählt er, aber Joffrey habe ihm das Fell abgezogen, um sich daraus ein Wams fertigen zu lassen. Manchmal fragt er nach seiner Mutter, und oft fängt er Briefe an seine Schwester Prinzessin Myrcella an, obwohl er anscheinend nie einen zu Ende schreibt. Seinen Bruder scheint er jedoch überhaupt nicht zu vermissen.«
»Habt Ihr entsprechende Vorkehrungen für ihn getroffen, sollte die Schlacht verloren gehen?«
»Meine Männer haben ihre Anweisungen.«
»Die da wären?«
»Ihr habt mir befohlen, niemandem etwas darüber zu sagen, Mylord.«
Das brachte ihn zum Lächeln. »Ich bin froh, dass Ihr Euch daran erinnert.« Sollte Königsmund fallen, würde Tyrion vielleicht in Gefangenschaft geraten. Dann war es besser, wenn er nicht wusste, wo sich Joffreys Erbe befand.
Varys erschien nicht lange nachdem Lord Jaslyn gegangen war. »Menschen sind solch treulose Geschöpfe«, sagte er zum Gruße.
Tyrion seufzte. »Wer ist heute der Verräter?«
Der Eunuch reichte ihm eine Schriftrolle. »Solche Schurkerei, welch trauriges Lied singt sie über unsere Zeit? Ist denn die Ehre mit unseren Vätern gestorben?«
»Mein Vater lebt noch.« Tyrion überflog die Liste. »Ich kenne einige dieser Namen. Es sind reiche Männer, Kaufleute, Händler, Handwerker. Warum sollten sie sich gegen uns verschwören?«
»Offensichtlich glauben sie, Lord Stannis würde den Sieg davontragen, und daran möchten sie ihren Anteil haben. Sie nennen sich die Geweihmänner, nach dem gekrönten Hirsch.«
»Jemand sollte ihnen sagen, dass Stannis ein neues Wappen hat. Dann können sie sich die Heißen Herzen nennen.«
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