Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
ausräuchern.« Dontos schwankte, während er sprach, und stützte sich mit einer Hand an einem Kastanienbaum ab. Ein Weinfleck hatte die roten und gelben Karos seines Gewandes verfärbt. »Sie töten seine Kundschafter und überfallen seine Wagen. Und auch die Wildlinge legen Feuer. Der Gnom hat der Königin gesagt, dass Stannis seinen Pferden lieber beibringen solle, Asche an Stelle von Gras zu fressen, weil er kein Hälmchen Gras mehr finden würde. Ich habe selbst gehört, wie er es gesagt hat. Der Narr hört sehr viel, was dem Ritter, der ich früher war, niemals zu Ohren gekommen wäre. Sie reden, als sei ich nicht da, und« – er beugte sich vor und hauchte ihr seinen Weinatem ins Gesicht – »die Spinne bezahlt für jede winzige Kleinigkeit mit Gold. Ich glaube, Mondbub arbeitet schon seit Jahren für ihn.«
Er ist schon wieder betrunken. Mein armer Florian nennt er sich, und das ist er auch. Aber er ist der Einzige, den ich habe. »Stimmt es, dass Lord Stannis den Götterhain von Sturmkap niedergebrannt hat?«
Dontos nickte. »Er hat die Bäume seinem neuen Gott geopfert. Die Rote Priesterin hat ihn dazu angestiftet. Es heißt, sie würde ihn inzwischen beherrschen, mit Leib und Seele. Er hat auch geschworen, die Große Septe von Baelor niederzubrennen, nachdem er die Stadt eingenommen hat.«
»Soll er nur.« Als Sansa die Große Septe mit ihren Marmormauern und den sieben Kristalltürmen zum ersten Mal erblickt hatte, war sie ihr wie das schönste Bauwerk der Welt erschienen, doch das war gewesen, bevor Joffrey ihren Vater auf den Stufen hatte enthaupten lassen. »Mir wäre es recht.«
»Pst, Kind, die Götter werden Euch hören.«
»Warum sollten sie? Meine Gebete erhören sie auch nicht.«
»Doch, doch. Sie haben Euch mich geschickt, nicht wahr?«
Sansa stocherte mit dem Finger an der Rinde eines Baumes. Sie fühlte sich benommen, fast als hätte sie Fieber. »Sie haben Euch geschickt, doch was habt Ihr bisher für mich getan? Ihr habt versprochen, mich nach Hause zu bringen, aber ich bin noch immer hier.«
Dontos legte ihr die Hand auf den Arm. »Ich habe mit einem gewissen Mann gesprochen, einem guten Freund von mir … und von Euch, Mylady. Er wird ein schnelles Schiff mieten, das uns in Sicherheit bringt, wenn der rechte Zeitpunkt gekommen ist.«
»Der rechte Zeitpunkt ist jetzt«, beharrte Sansa, »sofort, ehe die Kämpfe beginnen. Sie haben mich vergessen. Bestimmt könnten wir fliehen, wenn wir es versuchten.«
»Kind, Kind.« Dontos schüttelte den Kopf. »Aus der Burg vielleicht, ja, das würde uns wohl gelingen, aber die Stadttore
werden schärfer bewacht als je zuvor, und der Gnom hat sogar den Fluss sperren lassen.«
Das stimmte. Der Schwarzwasser war so leer, wie Sansa ihn noch nie gesehen hatte. Alle Fähren hatten am Nordufer angelegt, und die Handelsgaleeren waren entweder geflohen oder vom Gnom beschlagnahmt worden, um in der Schlacht eingesetzt zu werden. Die einzigen Schiffe, die man sah, waren die Kriegsgaleeren des Königs. Endlos fuhren sie auf und ab, hielten sich im tiefen Wasser in der Flussmitte und wechselten Pfeilsalven mit Stannis’ Bogenschützen am Südufer.
Lord Stannis selbst war noch immer auf dem Weg hierher, doch seine Vorhut war vor zwei Tagen in einer mondlosen Nacht eingetroffen. Am Morgen hatte sich Königsmund der Anblick der Zelte und Banner geboten. Fünftausend Soldaten seien es, hatte Sansa gehört, beinahe ebenso viele, wie sich Goldröcke in der Stadt aufhielten. Sie marschierten unter dem roten oder dem grünen Apfel der Fossoweys, der Schildkröte Estermonts, dem Fuchs-und-Blumen-Banner der Florents, und ihr Kommandant war Ser Guyard Morrigen, ein berühmter Ritter aus dem Süden, den die Männer jetzt Guyard den Grünen nannten. Sein Banner zeigte eine fliegende Krähe, welche die Schwingen weit vor einem sturmgrünen Himmel ausbreitete. Doch es waren insbesondere die hellgelben Banner, die in der Stadt Besorgnis erregten. Lange ausgefranste Streifen flatterten hinter ihnen her wie flackernde Flammen, und an Stelle des Wappens eines Lords zeigten sie das Symbol eines Gottes: das flammende Herz des Herrn des Lichts.
»Alle sagen, wenn Stannis eintrifft, wird er zehn Mal mehr Männer haben als Joffrey.«
Dontos drückte ihre Schultern. »Die Größe des Heeres ist nicht entscheidend, solange es sich auf der falschen Seite des Flusses aufhält. Stannis kann ihn ohne Schiffe nicht überqueren. «
»Er hat aber Schiffe. Mehr als
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