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Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Inzwischen hatte der Grenzer bereits die zweite Leiche bis auf die Haut ausgezogen und zog sie an den Armen zum Rand. Jon nahm die Füße, und gemeinsam schleuderten sie den Toten hinaus in die schwarze Nacht.
    Ygritte beobachtete sie und sagte nichts. Sie war älter, als er zunächst gedacht hatte, erkannte Jon, vielleicht zwanzig, doch sehr klein für ihr Alter. Sie hatte O-Beine, ein rundes Gesicht, kleine Hände und eine Stupsnase. Ihr struppiger Rotschopf stand in alle Richtungen ab. Sie wirkte mollig, wie sie so dahockte, doch vermutlich lag das an den Fellen, der Wolle und dem Leder. Unter all dem könnte sie genauso dünn sein wie Arya.
    »Wurdet ihr geschickt, um nach uns Ausschau zu halten?«, fragte Jon sie.

    »Nach euch und nach anderen.«
    Steinschlange wärmte sich die Hände am Feuer. »Was erwartet uns jenseits des Passes?«
    »Das freie Volk.«
    »Wie viele?«
    »Hunderte und Tausende. Mehr als du je gesehen hast, Krähe.« Sie lächelte. Ihre Zähne waren schief, aber sehr weiß.
    Sie weiß nicht, wie viele. »Warum seid ihr hergekommen?«
    Ygritte verfiel in Schweigen.
    »Was ist in den Frostfängen, das euer König haben will? Ihr könnt nicht lange hierbleiben, es gibt nichts zu essen.«
    Sie wandte das Gesicht von ihm ab.
    »Wollt ihr zur Mauer marschieren? Wann?«
    Sie starrte in die Flammen und schien ihn nicht zu hören.
    »Weißt du irgendetwas über meinen Onkel, Benjen Stark?«
    Ygritte beachtete ihn nicht. Steinschlange lachte. »Wenn sie ihre Zunge ausspuckt, sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. «
    Von den Felsen hallte ein tiefes Grollen wider. Eine Schattenkatze, wurde Jon sofort klar. Er erhob sich und hörte eine zweite, die noch näher war. Er zog sein Schwert, drehte sich um und lauschte.
    »Sie werden uns nicht belästigen«, sagte Ygritte. »Sie sind wegen der Toten gekommen. Katzen riechen Blut auf sechs Meilen Entfernung. Sie werden bei den Leichen bleiben, bis sie das letzte Fleisch abgenagt und die Knochen geknackt und ausgesaugt haben.«
    Jon konnte die Geräusche von unten hören. Ihm war unbehaglich dabei zu Mute. Die Wärme des Feuers machte ihm plötzlich bewusst, wie müde er war, doch er wagte nicht zu schlafen. Er hatte die Frau gefangen genommen, und es war an ihm, sie zu bewachen. »Waren sie mit dir verwandt?«, fragte er leise. »Die beiden, die wir getötet haben?«

    »Nicht mehr als du.«
    »Ich?« Er legte die Stirn in Falten. »Was meinst du damit? «
    »Du hast gesagt, du seist der Bastard von Winterfell.«
    »Das bin ich.«
    »Wer war deine Mutter?«
    »Irgendeine Frau. Wie bei den meisten anderen Menschen. « Das hatte einmal jemand zu ihm gesagt. Wer, daran konnte er sich nicht erinnern.
    Sie lächelte abermals, und ihre weißen Zähne leuchteten. »Hat sie dir nie das Lied der Winterrose vorgesungen?«
    »Ich habe meine Mutter nie kennengelernt. Und dieses Lied kenne ich auch nicht.«
    »Bael der Barde hat es gedichtet«, erklärte Ygritte. »Vor langer Zeit war er König-jenseits-der-Mauer. Das ganze freie Volk kennt seine Lieder, aber im Süden werden sie vielleicht nicht gesungen.«
    »Winterfell liegt nicht im Süden«, widersprach Jon.
    »Oh, doch. Alles jenseits der Mauer ist für uns der Süden. «
    So hatte er das noch nie betrachtet. »Ich nehme an, das hängt vom Standpunkt ab.«
    »Ja«, stimmte Ygritte zu, »wie immer.«
    »Erzähl schon«, drängte Jon. Es würde Stunden dauern, bis Qhorin eintraf, und eine Geschichte würde ihn wachhalten. »Ich möchte die Geschichte hören.«
    »Vielleicht würde sie dir nicht gefallen.«
    »Trotzdem möchte ich sie hören.«
    »Tapfere schwarze Krähe«, spottete sie. »Nun, lange, lange Zeit, ehe Bael König des freien Volkes wurde, war er ein mächtiger Bandit.«
    Steinschlange schnaubte. »Ein Mörder, Räuber und Schänder, wolltest du sagen.«
    »Das hängt auch vom Standpunkt ab«, sagte Ygritte. »Der Stark in Winterfell wollte Baels Kopf, bekam ihn aber nicht
zu fassen, und dieser Misserfolg ärgerte ihn. Eines Tages nannte er Bael in seiner Verbitterung einen Feigling, der immer nur über die Schwachen herfiele. Als Bael davon erfuhr, schwor er, dem Lord eine Lektion zu erteilen. Er kletterte also über die Mauer, lief den Königsweg hinunter, und marschierte eines Winterabends mit der Harfe in der Hand nach Winterfell hinein und nannte sich Sygerrik von Skagos. Sygerrik bedeutet ›Täuscher‹ in der Alten Sprache, die von den Ersten Menschen gesprochen wurde und von den Riesen noch

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