Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
als der, auf dem sie gekommen waren. Sie warteten in einer schmalen Spalte auf die Brüder, die ihre Pferde am Zügel führten. Geist rannte voraus, als er Jon witterte. Jon kniete sich hin, und der Schattenwolf packte sein Handgelenk mit den Zähnen und zerrte spielerisch daran. Doch dann blickte er auf und sah Ygritte, die ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.
Qhorin Halbhand sagte nichts, als er die Gefangene erblickte. »Sie waren zu dritt«, erklärte Steinschlange. Mehr nicht.
»Zwei haben wir gesehen«, sagte Ebben, »oder das, was die Katzen von ihnen übriggelassen haben.« Er betrachtete das Mädchen misstrauisch und mit säuerlicher Miene.
Jon fühlte sich verpflichtet zu sagen: »Sie hat sich ergeben. «
Qhorins Gesicht zeigte keinerlei Regung. »Weißt du, wer ich bin?«
»Qhorin Halbhand.« Das Mädchen wirkte neben ihm fast wie ein Kind, dennoch hielt sie tapfer seinem Blick stand.
»Sag mir die Wahrheit. Wenn ich deinem Volk in die Hände fiele und mich ergeben würde, was würde es mir einbringen? «
»Einen langsameren Tod.«
Der große Grenzer wandte den Kopf Jon zu. »Wir haben kein Essen für sie und niemanden, der sie bewachen kann.«
»Der Weg, der vor uns liegt, birgt schon genug Gefahren, Junge«, sagte Knappe Dalbrück. »Ein Ruf, wenn wir Stille brauchen, und jeder von uns ist des Todes.«
Ebben zog den Dolch. »Ein stählerner Kuss wird sie zum Schweigen bringen.«
Jons Kehle schmerzte. Er blickte die anderen hilflos an. »Sie hat sich mir ergeben.«
»Dann musst du tun, was zu tun ist«, sagte Qhorin Halbhand. »Du bist das Blut von Winterfell und ein Mann der Nachtwache.« Er sah die Männer an. »Kommt, Brüder. Lassen wir ihn damit allein. Es wird ihm leichterfallen, wenn wir nicht dabei zuschauen.« Und so führte er sie den steilen, gewundenen Pfad hinauf in die rosafarbene Sonne hinein, und kurze Zeit später waren Jon und Geist mit dem Wildlingsmädchen allein.
Er dachte, dass Ygritte vielleicht zu fliehen versuchen würde, doch sie stand nur da, wartete und sah ihn an. »Du hast noch nie eine Frau getötet, nicht wahr?« Als er den Kopf schüttelte, sagte sie: »Wir sterben genauso wie Männer. Aber du brauchst es nicht zu tun. Manke würde dich nehmen, das weiß ich ganz bestimmt. Es gibt geheime Wege. Diese Krähen werden uns niemals erwischen.«
»Ich bin auch eine Krähe, genau wie sie«, erwiderte Jon.
Sie nickte ergeben. »Wirst du mich hinterher verbrennen? «
»Das geht nicht. Jemand könnte den Rauch bemerken.«
»Ja, das stimmt.« Sie zuckte die Achseln. »Nun, es gibt schlimmere Dinge, als im Bauch einer Schattenkatze zu enden. «
Er zog Langklaue aus der Scheide. »Hast du keine Angst?«
»Gestern Nacht hatte ich Angst«, gestand sie. »Aber jetzt steht die Sonne am Himmel.« Sie schob ihr Haar zur Seite, entblößte den Hals und kniete vor ihm nieder. »Schlag hart und genau zu, Krähe, sonst werde ich zurückkehren und dich heimsuchen.«
Langklaue war nicht so lang oder schwer wie Eis, das Schwert seines Vaters, doch es bestand ebenfalls aus valyrischem Stahl. Er berührte ihren Hals mit der Klinge an der Stelle, die er treffen musste, und Ygritte schauderte. »Das ist kalt. Mach schon, beeil dich.«
Nun hob er Langklaue hoch über den Kopf und schloss beide Hände fest um das Heft. Ein Hieb, mit aller Kraft. Wenigstens konnte er ihr einen kurzen, schmerzlosen Tod bereiten. Schließlich war er seines Vaters Sohn. Oder nicht? Oder etwa nicht?
»Mach schon«, drängte sie. »Bastard. Na los. Ich kann schließlich nicht ewig tapfer bleiben.« Als der Hieb ausblieb, wandte sie den Kopf um und blickte ihn an.
Jon senkte das Schwert. »Geh«, murmelte er.
Ygritte starrte ihn an.
»Los. Ehe ich wieder klaren Verstandes bin. Geh.«
Sie ging.
SANSA
Der Himmel im Süden war schwarz vor Rauch. Wallend stieg der Qualm von hundert fernen Feuern auf, und seine rußigen Finger verwischten die Sterne. Jenseits des Schwarzwassers flackerten in einer langen Reihe Flammen am Horizont, während der Gnom auf dieser Seite das gesamte Ufer niedergebrannt hatte: Anleger und Lagerhäuser, Hütten und Bordelle, einfach alles außerhalb der Stadtmauern.
Sogar im Roten Bergfried lag Aschegeschmack in der Luft. Als Sansa Ser Dontos in der Stille des Götterhains entdeckte, fragte er sie, ob sie geweint habe. »Das kommt nur vom Rauch«, log sie. »Es sieht aus, als würde der halbe Königswald brennen.«
»Lord Stannis will die Wilden des Gnoms
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