Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
hat.
»Du hast mich schon früher belogen, Tyrion.«
»Aber immer aus gutem Grund, liebe Schwester. Ich habe mir ein gutes Einvernehmen zwischen uns gewünscht, genau wie du. Daher habe ich mich entschieden, Lord Gil freizulassen. « Eigentlich hatte er ihn nur für diese Geste überhaupt gefangen genommen. »Und Ser Boros Blount kannst du ebenfalls zurückhaben.«
»Ser Boros Blount kann von mir aus auf Rosby verrecken«, sagte sie, »aber Tommen …«
»… bleibt, wo er ist. Unter Lord Jaslyns Schutz ist er sicherer, als er es je bei Lord Gil gewesen wäre.«
Diener trugen den Schwan ab, der kaum angerührt worden war. Cersei ließ den Nachtisch kommen. »Hoffentlich magst du Brombeertorte.«
»Ich mag alle Torten.«
»Oh, das weiß ich schon lange. Soll ich dir verraten, warum Varys so gefährlich ist?«
»Stellen wir uns nun gegenseitig Rätsel? Nein.«
»Er hat keinen Schwanz.«
»Du auch nicht.« Und das ist dir ein Gräuel, oder nicht, Cersei?
»Vielleicht bin ich ja auch gefährlich. Du dagegen bist ein ebenso großer Narr wie jeder andere Mann. Dieser Wurm zwischen deinen Beinen übernimmt die Hälfte des Denkens für dich.«
Tyrion leckte sich die Krümel von den Fingern. Das Lächeln seiner Schwester gefiel ihm nicht. »Ja, und gerade jetzt denkt ebendieser Wurm, es könnte an der Zeit sein, dich zu verlassen.«
»Fühlst du dich nicht wohl, Bruder?« Sie beugte sich vor und gestattete ihm so einen tiefen Blick in ihr Dekolleté. »Du wirkst plötzlich so nervös.«
»Nervös?« Tyrion sah zur Tür. Er meinte, von draußen ein Geräusch vernommen zu haben. Inzwischen bedauerte er, allein gekommen zu sein. »Bisher hast du nie viel Interesse an meinem Schwanz gezeigt.«
»Es ist auch nicht dein Schwanz, für den ich mich interessiere, sondern, wo du ihn reinsteckst. Im Gegensatz zu dir muss ich mich nicht voll und ganz auf den Eunuchen verlassen; ich habe eigene Mittel und Wege, bestimmte Dinge herauszufinden … vor allem jene, die man vor mir verschweigen will.«
»Und was versuchst du mir damit zu sagen?«
»Nur dies – ich habe deine kleine Hure.«
Tyrion griff nach seinem Weinkelch und verschaffte sich so einen Augenblick Zeit, um seine Gedanken zu sammeln.
»Ich dachte immer, du hättest eher eine Vorliebe für Männer. «
»Was für ein drolliger kleiner Scherzbold du bist. Erzähl: Hast du die hier schon geheiratet?« Da er darauf nicht antwortete, lachte sie. »Vater wird sehr erleichtert sein.«
Sein Bauch fühlte sich an, als würden sich Aale darin winden. Wie hatte sie Shae gefunden? Hatte Varys ihn verraten? Oder war alle Vorsicht umsonst gewesen, weil er in jener Nacht voller Ungeduld ohne Umschweife zu dem Anwesen geritten war? »Was geht es dich an, wer mir das Bett wärmt?«
»Ein Lennister bezahlt stets seine Schulden«, erwiderte sie. »Du schmiedest Komplotte gegen mich, seit du in Königsmund angekommen bist. Myrcella hast du verkauft, Tommen gestohlen, und jetzt willst du Joff töten lassen. Du willst seinen Tod, damit du mit Tommens Hilfe regieren kannst.«
Nun, der Gedanke wäre schon verlockend. »Das ist doch Wahnsinn, Cersei. In wenigen Tagen wird Stannis hier sein. Du brauchst mich.«
»Wofür? Damit du deine Tapferkeit in der Schlacht beweisen kannst?«
»Bronns Söldner werden ohne mich niemals kämpfen«, log er.
»Oh, ich vermute doch. Sie lieben dein Gold, nicht deinen gnomenhaften Witz. Aber keine Angst, sie werden dich nicht verlieren. Ich will nicht behaupten, dass ich nicht von Zeit zu Zeit daran gedacht hätte, dir die Kehle aufzuschlitzen, allerdings würde mir Jaime das nie verzeihen.«
»Und die Hure?« Er wagte es nicht, sie beim Namen zu nennen. Wenn ich sie überzeugen kann, dass Shae mir nichts bedeutet, vielleicht …
»Sie wird anständig behandelt, solange meinen Söhnen kein Leid widerfährt. Sollte Joff sterben oder Tommen dem Feind in die Hände fallen, wird deine kleine Hure allerdings qualvoller sterben, als du dir auszumalen vermagst.«
Sie glaubt tatsächlich, ich wolle meinen eigenen Neffen umbringen. »Die Jungen sind in Sicherheit«, versprach er ihr müde. »Bei den guten Göttern, Cersei, sie sind von meinem eigenen Blut. Für was für einen Mann hältst du mich eigentlich?«
»Für einen kleinen und verrückten.«
Tyrion starrte in die Neige am Boden seines Weinkelchs. Was würde Jaime an meiner Stelle tun? Höchstwahrscheinlich würde er das Miststück umbringen und sich erst hinterher Gedanken über die Folgen
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