Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
zahlreich, gut gerüstet und bewaffnet sie dastand, suchte sie einmal das Heil in der Flucht, würde sie nicht mehr umkehren und sich erneut dem Kampf stellen. Genauso verhielt es sich mit Cersei. »Hinaus!«, war die einzige Antwort, die sie zu Stande brachte. »Geh mir aus den Augen.«
Tyrion verneigte sich. »Gute Nacht. Und angenehme Träume. «
Er begab sich auf den Rückweg zum Turm der Hand, und währenddessen marschierten tausend gepanzerte Stiefel durch seinen Schädel. Ich hätte es kommen sehen müssen, als ich zum ersten Mal durch Chatayas Kleiderschrank geschlichen bin. Vielleicht hatte er es nicht sehen wollen. Seine Beine schmerzten heftig, als er die Treppen hinter sich gebracht hatte. Er schickte Pod los, um eine Karaffe Wein zu holen, und ging in sein Schlafzimmer.
Shae saß mit gekreuzten Beinen auf seinem Himmelbett und war bis auf die schwere Goldkette, die ihr um die Brüste hing, nackt: eine Kette, deren Glieder aus goldenen Händen bestanden, von denen eine in die andere griff.
Tyrion hatte sie nicht erwartet. »Was machst du denn hier?«
Lachend strich sie über die Kette. »Ich wollte Hände auf meinen Brüsten spüren … aber diese kleinen goldenen sind sehr kalt.«
Einen Augenblick lang wusste er nicht, was er sagen sollte. Wie sollte er ihr erklären, dass eine andere Frau die Prügel hatte einstecken müssen, die für sie bestimmt waren, und vielleicht an ihrer Stelle sterben würde, falls Joffrey in der Schlacht fiel? Er wischte sich Alayayas Blut von der Stirn. »Lady Lollys …«
»Sie schläft. Schlafen ist alles, was sie tun will, die große Kuh. Sie schläft und isst. Manchmal schläft sie ein, während sie isst. Das Essen fällt unter die Decke, und sie wälzt sich darin, und hinterher muss ich sie waschen.« Sie verzog angeekelt das Gesicht. »Dabei haben die sie doch nur gefickt.«
»Ihre Mutter sagt, sie sei krank.«
»Sie hat ein Kind im Bauch, mehr nicht.«
Tyrion blickte sich im Zimmer um. Alles schien so, wie er es verlassen hatte. »Wie bist du hereingekommen? Zeig mir die verborgene Tür.«
Sie zuckte die Achseln. »Lord Varys hat mein Gesicht verhüllt. Ich konnte nichts sehen, außer … an einer Stelle konnte ich durch einen Schlitz den Boden erkennen. Da waren kleine Fliesen, solche, die man zu Bildern zusammensetzt.«
»Ein Mosaik?«
Shae nickte. »Sie waren rot und schwarz. Ich glaube, auf dem Bild war ein Drache. Wir sind eine Leiter hinuntergestiegen und lange Gänge entlanggegangen, bis ich mich nicht mehr orientieren konnte. Einmal sind wir stehen geblieben, da hat er ein Eisentor aufgeschlossen. Ich habe es berührt, als
wir hindurchgingen. Der Drache war gleich hinter dem Tor. Dann kam noch eine Leiter, da stiegen wir wieder hinauf, dann folgte ein Tunnel. Ich musste mich bücken, und Lord Varys ist, glaube ich, halb gekrochen.«
Tyrion drehte eine Runde durch das Zimmer. Eine der Kerzenhalterungen wirkte locker. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte sie zu drehen. Langsam ließ sie sich bewegen und kratzte über die Wand. Als sie verkehrt herum stand, fiel der Kerzenstummel heraus. Die Binsen auf dem kalten Steinboden lagen noch genauso da wie vorher. »Möchte Mylord nicht zu mir ins Bett kommen?«, fragte Shae.
»Gleich.« Tyrion öffnete den Schrank, schob die Kleider beiseite und drückte gegen die Rückwand. Was für ein Bordell gut war, konnte durchaus auch in Burgen eingesetzt werden … doch nein, das Holz war dick und gab nicht nach. Ein Stein neben dem Fenster zog seine Aufmerksamkeit auf sich, kein Zerren und Ziehen konnte ihn hingegen lockern. Tyrion wandte sich niedergeschlagen und verärgert dem Bett zu.
Shae schnürte seine Hose auf und legte die Arme um seinen Hals. »Eure Schultern fühlen sich hart wie Stein an«, murmelte sie. »Beeilt Euch, ich möchte Euch in mir spüren.« Doch während sie die Beine um seine Hüften schloss, ließ ihn seine Manneskraft im Stich. Shae bemerkte, dass er schlaff wurde, kroch unter die Decke und nahm ihn in den Mund, doch selbst das konnte ihn nicht wieder aufrichten.
Nach ein paar Augenblicken hielt er sie zurück. »Was ist denn los?«, fragte sie. Alle Unschuld der Welt stand in dieses liebliche junge Gesicht geschrieben.
Unschuld? Du Narr, sie ist eine Hure, Cersei hat Recht, du denkst mit deinem Schwanz, du Narr, du Narr, du Narr!
»Schlaf einfach, Liebling«, drängte er sie und strich ihr übers Haar. Lange nachdem Shae seinen Rat beherzigt hatte, lag Tyrion noch
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