Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
zeigte flussabwärts. Fetzen von Gehirn und Knochen hingen an der Waffe. »Mylord, seht.«
Tyrion wendete sein Pferd und blickte nach Osten. Der Strom floss noch immer schwarz dahin, doch die Oberfläche war eine kochende Masse aus Blut und Flammen. Der Himmel war rot und orange und grell grün. »Was?«, fragte er. Dann sah er es.
In Stahl gepanzerte Soldaten kletterten aus einer zerschmetterten Galeere, die auf einen Kai gelaufen war. So viele, wo kommen die bloß alle her? Er kniff die Augen wegen des Rauchs zusammen und verfolgte ihren Weg zurück auf den Fluss. Zwanzig Galeeren waren ineinander verkeilt, vielleicht auch mehr, es war schwierig zu zählen. Die Ruder waren gegeneinander gekreuzt, die Rümpfe mit Enterleinen aneinander gefesselt oder hatten sich gegenseitig auf die Rammen gespießt und in der herabgefallenen Takelage
verschlungen. Ein großes Schiff trieb kieloben zwischen zwei kleineren. Wracks, jedoch so dicht aneinander gedrängt, dass man von einem Deck zum anderen springen und so den Schwarzwasser überqueren konnte.
Hunderte von Stannis Baratheons verwegensten Soldaten taten genau das. Tyrion sah einen törichten Narren von Ritter, der sogar versuchte, herüberzureiten und sein verängstigtes Pferd über Bordwände und Ruder hinwegtrieb, über schräge Decks, die glitschig von Blut waren und auf denen grünes Feuer knisterte. Wir haben ihnen eine verfluchte Brücke gebaut, dachte er entsetzt. Ein Teil der Brücke sank, ein anderer brannte, und das Ganze ächzte und schwankte und würde vermutlich jeden Moment auseinanderbrechen, doch das schien die Männer nicht aufzuhalten. »Das sind tapfere Kerle«, sagte er bewundernd zu Ser Balon. »Gehen wir und töten wir sie.«
Er führte sie durch die flackernden Feuer und den Ruß und die Asche am Ufer, galoppierte über einen langen Steinkai, und seine und Ser Balons Männer folgten ihm. Ser Mandon, von dessen Schild nur noch ein zerhackter Rest übrig war, stieß zu ihnen. Rauch und Asche wirbelten durch die Luft, und die Feinde wichen vor ihrem Angriff zurück, warfen sich zurück ins Wasser und stießen jene nieder, die gerade herauskletterten. Das Ende der Brücke bildete eine halb gesunkene feindliche Galeere, auf deren Bug Drachentod gemalt und deren Rumpf von einem der Wracks aufgerissen worden war, die Tyrion zwischen den Kais versenkt hatte. Ein Speerträger mit dem roten Krebs des Hauses Celtigar trieb seine Waffe durch die Brust von Balon Swanns Pferd, ehe dieser absteigen konnte, und warf den Ritter aus dem Sattel. Tyrion hackte dem Mann den Kopf ab, während er vorbeiflog, und dann war es zu spät, sein Pferd zu zügeln. Der Hengst sprang vom Rand des Kais über ein zersplittertes Schandeck und landete wiehernd und spritzend im knöcheltiefen Wasser. Tyrion flog die Axt aus der Hand,
er selbst wurde abgeworfen und landete mit feuchtem Klatschen auf dem Deck.
Jetzt folgte der blanke Wahnsinn. Sein Pferd hatte sich ein Bein gebrochen und schrie entsetzlich. Irgendwie gelang es Tyrion, den Dolch zu ziehen und der armen Kreatur die Kehle durchzuschneiden. Das Blut spritzte in scharlachroter Fontäne hervor und bedeckte seine Arme und seine Brust. Er kam wieder auf die Beine und taumelte zur Reling, dann kämpfte er weiter, taumelte und rutschte über schiefe Decks, die vom Wasser überflutet waren. Männer stürzten sich auf ihn. Manche tötete er, manche verwundete er, und einige flohen, doch ständig kamen neue. Er verlor sein Messer und gewann stattdessen einen abgebrochenen Speer, wie, hätte er nicht sagen können. Er umklammerte den Schaft und stieß zu, wobei er lauthals Flüche brüllte. Männer liefen vor ihm davon, er lief ihnen nach, kletterte über die Reling zum nächsten Schiff und wieder zum nächsten. Seine beiden weißen Schatten waren stets bei ihm; Balon Swann und Mandon Moor, die in ihren hellen Panzern prächtig anzusehen waren. Umzingelt von Velaryons Speerträgern kämpften sie Rücken an Rücken und fochten so anmutig, als würden sie tanzen.
Er selbst hingegen tötete eher plump und unbeholfen. Er stach einem Mann in die Nieren, als dieser ihm den Rücken zukehrte, und packte einen anderen am Bein und warf ihn in den Fluss. Pfeile zischten an seinem Kopf vorbei und prallten scheppernd von seiner Rüstung ab; einer blieb zwischen Schulter und Bruststück stecken, doch er spürte ihn gar nicht. Ein nackter Mann fiel vom Himmel und landete auf dem Deck; sein Körper zerplatzte wie eine Melone, die von einem Turm
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