Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
vom Schritt in den Trab und schlugen einen weiten Bogen um den Turm herum. Pfeile von den Stadtmauern flogen über sie hinweg, Steine wirbelten und
polterten über ihren Köpfen und krachten blindlings auf Erde und Wasser, Stahl und Fleisch. Vor ihnen ragte das Königstor in die Höhe, und eine ansehnliche Schar feindlicher Soldaten betätigte den riesigen Rammbock, einen schwarzen Eichenstamm mit Eisenspitze. Bogenschützen von den Schiffen hatten einen Kreis um sie herum gebildet und schossen auf alle Verteidiger, die sich auf der Mauer des Torhauses zeigten. »Lanzen einlegen!«, befahl Tyrion. Er trieb sein Pferd zum Galopp an.
Der Boden war nass und schlüpfrig von Schlamm und Blut zu gleichen Teilen. Tyrions Hengst stolperte über einen Gefallenen, die Hufe des Tieres rutschten und rissen die Erde auf, und einen Augenblick lang fürchtete der Zwerg, sein Angriff könne damit enden, dass er aus dem Sattel flog, bevor er noch den Feind erreicht hatte, doch irgendwie fanden er und sein Pferd das Gleichgewicht wieder. Vor dem Tor drehten sich Männer um und versuchten eiligst, sich gegen den Ansturm der herandonnernden Reiter zu wappnen. Tyrion riss die Axt hoch und schrie: »Königsmund!« Andere Stimmen griffen seinen Ruf auf, und die Speerspitze flog wie ein lang gezogener Schrei aus Stahl und Seide aus stampfenden Hufen und scharfen, vom Feuer geküssten Klingen dahin.
Ser Mandon senkte die Spitze seiner Lanze im letztmöglichen Moment und trieb Joffreys Banner durch die Brust eines Mannes in einem nietenbesetzten Lederwams; er hob den Mann von den Beinen, ehe der Schaft brach. Vor Tyrion befand sich ein Ritter, dessen Mantel einen Fuchs zeigte, der durch einen Ring aus Blumen späht. Florent war sein erster Gedanke, und ohne Helm folgte gleich darauf. Er schmetterte dem Mann mit der ganzen Wucht seiner Axt, seines Arms und seines galoppierenden Pferdes die Klinge ins Gesicht, und riss ihm den halben Kopf ab. Der Aufprall machte seine Schulter gefühllos. Shagga würde mich auslachen, dachte er und ritt weiter.
Ein Speer traf seinen Schild. Pod ritt neben ihm und schlug nach jedem Gegner, den sie passierten. Schwach hörte er Jubel von den Mauern. Der Rammbock fiel in den Schlamm und war vergessen, als die Männer, die ihn bedienten, sich zur Flucht wandten. Tyrion ritt einen Bogenschützen nieder, riss einem Speerträger die Schulter bis zur Achselhöhle auf, traf mit einem Hieb einen Helm, dessen Kamm einen Schwertfisch darstellte. An der Ramme bäumte sich sein riesiger roter Hengst auf, doch der schwarze Hengst sprang geschmeidig über das Hindernis, und Ser Mandon flog an ihm vorbei wie der Tod in schneeweißer Seide. Sein Schwert trennte Gliedmaßen ab, spaltete Köpfe, zerschmetterte Schilde – wenngleich die wenigsten der Feinde es mit heilem Schild über den Fluss geschafft hatten.
Tyrion trieb sein Pferd über den Rammbock. Die Gegner befanden sich in heilloser Flucht. Er drehte den Kopf von rechts nach links und wieder zurück, sah jedoch keine Spur von Podrick Payn. Ein Pfeil traf scheppernd seine Wange und verfehlte den Augenschlitz nur um Fingerbreite. Vor Schreck wäre Tyrion fast vom Pferd gefallen. Wenn ich hier wie ein Klotz herumsitze, kann ich mir gleich eine Zielscheibe auf das Bruststück malen.
Er ließ sein Pferd weiter durch die am Boden liegenden Leichen traben. Flussabwärts war der Schwarzwasser von den Wracks der brennenden Galeeren verstopft. Noch immer trieb hier und dort Seefeuer auf dem Wasser und brannte in sechs Meter hohen Flammen. Zwar hatten sie alle Männer von dem Rammbock vertrieben, doch überall entlang des Flussufers wurde gekämpft. Ser Balon Swanns oder Lancels Männer versuchten, die Feinde, die von den brennenden Schiffen an Land drängten, wieder ins Wasser zurückzuwerfen. »Wir reiten zum Schlammtor«, befahl er.
Ser Mandon rief: »Zum Schlammtor !«, und damit ging es weiter. »Königsmund!«, riefen seine Männer vereinzelt, und andere »Halbmann! Halbmann!« Er fragte sich, wer ihnen das
beigebracht hatte. Durch den Stahl und die Polsterung seines Helms hörte er gequälte Schreie, das hungrige Knistern von Flammen, die zitternden Rufe von Hörnern und das metallene Plärren von Trompeten. Überall war Feuer. Bei den guten Göttern, kein Wunder, dass der Bluthund Angst hatte. Die Flammen fürchtet er …
Ein mächtiges Krachen donnerte vom Schwarzwasser herüber, als ein Felsbrocken von der Größe eines Pferdes mitten auf einer Galeere landete. Ist
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