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Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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das eine der Unsrigen oder der Ihren? Durch den wallenden Rauch konnte er es nicht erkennen. Sein Keil hatte sich aufgelöst; jeder Mann hatte sich in seinen eigenen Zweikampf verwickelt. Ich hätte umkehren sollen, dachte er und ritt weiter.
    Die Axt lag ihm schwer in der Hand. Eine Hand voll Männer war bei ihm geblieben, der Rest war tot oder geflohen. Er musste den Hengst zwingen, weiter in Richtung Osten zu laufen. Das große Schlachtross mochte Feuer ebenso wenig wie Sandor Clegane, doch das Pferd war leichter zu beherrschen.
    Männer krochen aus dem Fluss, verbrannte, blutende, Wasser spuckende Männer, die sterbend ans Ufer taumelten. Er führte seinen Trupp mitten unter sie und schenkte jenen, die noch stehen konnten, einen raschen sauberen Tod. Der Krieg schrumpfte auf die Größe seines Augenschlitzes zusammen. Ritter, die doppelt so groß waren wie er, flohen vor ihm oder stellten sich ihm und starben. Sie erschienen ihm klein und ängstlich. »Lennister!«, brüllte er und tötete. Sein Arm war rot bis zum Ellbogen und glänzte nass im Licht der Flammen auf dem Fluss. Als sein Pferd sich abermals aufbäumte, reckte er die Axt den Sternen entgegen und hörte sie rufen: »Halbmann! Halbmann!« Tyrion fühlte sich wie betrunken.
    Der Rausch der Schlacht. Er hätte nie geglaubt, ihn jemals selbst zu erleben, doch Jaime hatte ihm oft genug davon erzählt. Wie die Zeit langsamer zu werden und gar stillzustehen
schien, wie Vergangenheit und Zukunft verschwanden, bis nur der Augenblick vorhanden war, wie sich die Furcht verflüchtigte und ebenso der Verstand und sogar der Körper. »Du spürst deine Wunden nicht mehr, nicht mehr den Schmerz im Rücken von dem Gewicht der Rüstung, nicht mehr den Schweiß, der dir in die Augen rinnt. Du fühlst gar nichts mehr, du denkst nicht mehr, du bist nicht mehr du selbst, es gibt nur noch den Kampf, den Feind, diesen Mann und dann den nächsten und den nächsten und den nächsten, und du weißt, sie haben Angst und sind erschöpft, aber du nicht, du lebst, und der Tod ist um dich herum, aber ihre Schwerter bewegen sich zu langsam, du kannst lachend durch sie hindurchtanzen.« Rausch der Schlacht. Ich bin nur ein halber Mann und vom Gemetzel trunken, sollen sie mich doch töten, wenn sie können!
    Sie versuchten es. Ein weiterer Mann mit einem Speer rannte auf ihn zu. Tyrion schlug ihm zuerst das obere Ende des Speers, dann die Hand und schließlich den Arm ab, während er im Kreis um ihn herumtrabte. Ein Bogenschütze ohne Bogen hielt einen Pfeil wie ein Messer und warf sich damit auf ihn. Das Streitross trat dem Mann gegen den Oberschenkel und stieß ihn zu Boden. Tyrion lachte laut auf. Er ritt an einem Banner vorbei, das in den Schlamm getrieben worden war, eines von Stannis’ flammenden Herzen, und hackte die Stange mit einem Hieb seiner Axt in zwei Teile. Ein Ritter erhob sich aus dem Nichts und schlug mit einem zweihändigen Großschwert auf seinen Schild ein, wieder und wieder, bis jemand ihm einen Dolch in die Achselhöhle stieß. Einer von Tyrions Männern vielleicht. Er hatte es nicht gesehen.
    »Ich ergebe mich, Ser«, rief ein anderer Ritter weiter unten am Fluss. »Ich ergebe mich, Ser Ritter, ich ergebe mich Euch. Mein Pfand, hier, bitte.« Der Mann lag in einer Lache schwarzen Wassers und bot ihm einen gepanzerten Handschuh als Pfand seiner Unterwerfung an. Tyrion musste sich
tief herunterbeugen, um ihn anzunehmen. Als er dies tat, explodierte über ihnen ein Topf mit Seefeuer und versprühte grüne Flammen. Im plötzlichen Licht erkannte er, dass die Lache nicht schwarz, sondern rot war. In dem Handschuh steckte noch immer die Hand des Ritters. Er warf ihn zurück. »Ich ergebe mich«, schluchzte der Mann hoffnungslos und hilflos. Tyrion taumelte davon.
    Ein Soldat packte den Zügel seines Pferdes und stach mit einem Dolch nach Tyrions Gesicht. Tyrion schlug die Klinge zur Seite und versenkte die Axt im Hals des Mannes. Während er sie herauszerrte, bemerkte er am Rand seines Gesichtsfeldes etwas Weißes. Er drehte sich um und dachte, Ser Mandon Moor neben sich zu finden, doch es handelte sich um einen anderen weißen Ritter. Ser Balon Swann trug die gleiche Rüstung, doch auf der Schabracke seines Pferds prangten die kämpfenden schwarzen und weißen Schwäne seines Hauses. Er ist eher ein gefleckter Ritter als ein weißer, dachte Tyrion abwesend. Ser Balon war von oben bis unten mit Blut bespritzt und von Ruß geschwärzt. Er hob seinen Morgenstern und

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