Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
selbst, wenn du mir nicht glaubst. Mein Plan wird trotzdem gelingen, Cat, du wirst es schon sehen.«
»Das hoffe ich, Edmure. Ganz bestimmt hoffe ich das.« Sie küsste ihn auf die Wange, damit er wusste, dass sie es auch meinte, dann machte sie sich auf den Weg zu ihrem Vater.
Lord Hoster Tully befand sich noch immer in dem gleichen Zimmer, in dem sie ihn beim letzten Mal verlassen hatte – hager, bleich und mit schweißfeuchter Haut lag er im Bett. Es roch nach Krankheit, ein schwerer Geruch nach abgestandenem Schweiß und Medizin. Als sie die Vorhänge zurückzog, stöhnte ihr Vater leise und schlug die Augen auf. Seine Lider flatterten. Er starrte sie an und schien nicht zu begreifen, wer sie war oder was sie wollte.
»Vater.« Sie küsste ihn. »Ich bin zurück.«
Jetzt erkannte er sie offenbar. »Du bist gekommen«, flüsterte er schwach, und seine Lippen bewegten sich kaum.
»Ja«, antwortete sie. »Robb hat mich nach Süden geschickt, aber ich bin so schnell wie möglich zurückgekehrt.«
»Nach Süden … wo … Liegt die Ehr im Süden, Liebes? Ich erinnere mich nicht … oh, teures Kind, ich hatte Angst … Hast du mir vergeben, Kind?« Tränen rannen ihm über die Wangen.
»Ihr habt nichts getan, was ich Euch vergeben müsste, Vater. « Sie strich ihm über das schlaffe weiße Haar und fühlte seine Stirn. Trotz der Tränke des Maesters glühte er immer noch vom Fieber.
»Es war das Beste«, flüsterte ihr Vater. »Jon ist ein guter Mann, gut … stark, freundlich … Er wird für dich sorgen … das wird er … und hochgeboren, hör auf mich, das musst du, ich bin dein Vater … dein Vater … Du wirst ihn ehelichen, wenn sich Cat ebenfalls vermählt, ja, das wirst du …«
Er hält mich für Lysa, erkannte Catelyn. Bei den guten Göttern, er redet, als wären wir beide noch nicht verheiratet.
Ihr Vater umklammerte mit zitternden Händen die ihren. »Dieses Jüngelchen … elender Bursche … sprich seinen Namen nicht in meiner Gegenwart aus … deine Pflicht … deine Mutter, sie würde …« Lord Hoster schrie, während er sich vor Schmerz wand. »Oh, Götter, vergebt mir, vergebt mir, vergebt mir. Meine Medizin …«
Und dann war Maester Vyman da und hielt ihm einen Becher an die Lippen. Lord Hoster sog an dem dicken weißen Trunk wie ein Säugling an der Mutterbrust, und danach breitete sich wieder Frieden auf seinen Zügen aus. »Er wird jetzt schlafen, Mylady«, sagte der Maester, nachdem der Becher geleert war. Der Mohnblumensaft hatte einen weißen Film um den Mund ihres Vaters hinterlassen. Maester Vyman wischte ihn mit dem Ärmel ab.
Catelyn konnte nicht länger zuschauen. Hoster Tully war ein starker Mann gewesen, ein stolzer Mann. Es schmerzte
sie, ihn nun so zu sehen. Sie ging hinaus auf die Terrasse. Der Hof unten war von Flüchtlingen bevölkert, Lärm schallte herauf, doch jenseits der Mauern flossen die Flüsse still und rein und endlos dahin. Dies sind seine Flüsse, und bald wird er zur letzten Reise zu ihnen zurückkehren.
Maester Vyman war ihr nach draußen gefolgt. »Mylady«, sagte er leise, »ich kann das Ende nicht viel länger hinauszögern. Wir sollten einen Reiter zu seinem Bruder schicken. Ser Brynden würde bestimmt gern hier sein.«
»Ja«, erwiderte Catelyn mit belegter Stimme.
»Und Lady Lysa möglicherweise auch.«
»Lysa wird nicht kommen.«
»Wenn Ihr vielleicht persönlich schreiben würdet …«
»Wenn Ihr wollt, werde ich ihr ein paar Zeilen schreiben, gewiss.« Sie fragte sich, wer wohl Lysas »elendes Jüngelchen« gewesen war. Ein junger Knappe oder ein Ritter von niederem Stand … obwohl, bei der Vehemenz, die Lord Hosters Worte ausgedrückt hatten, konnte es sich auch um den Sohn eine Kaufmanns oder einen Handwerkslehrling handeln, vielleicht sogar um einen Sänger. Lysa hat stets eine Vorliebe für Sänger gehabt. Da kann ich ihr keinen Vorwurf machen. Jon Arryn war zwanzig Jahre älter als unser Vater, ganz gleich, von welch edler Geburt er war.
Der Turm, den ihr Bruder ihr als Quartier überlassen hatte, war der gleiche, in dem sie und Lysa als Mädchen gewohnt hatten. Es würde ihr gut tun, wieder unter einem Federbett zu schlafen, wieder ein warmes Feuer im Kamin zu haben; nachdem sie sich ausgeruht hätte, würde ihr die Welt auch nicht mehr so trostlos erscheinen.
Doch vor ihren Gemächern wartete Utherydes Wayn mit zwei Frauen in grauen Gewändern, deren Gesichter bis auf die Augen verhüllt waren. Catelyn wusste sofort, aus
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