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Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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seewärtige Mauer von Sturmkap drang, und auch das nur schwach.
    Gekräuseltes Kielwasser blieb hinter ihnen zurück, während sie wieder auf das Ufer zufuhren. »Ihr sprecht von Zwiebeln und Männern«, sagte Davos. »Was ist mit Frauen? Gilt für sie nicht das Gleiche? Seid Ihr gut oder böse, Mylady?«

    Auf die Frage hin kicherte sie. »Oh, gut. Ich bin selbst eine Art Ritter, edler Ser. Ein Streiter für Licht und Leben.«
    »Dennoch beabsichtigt Ihr, heute Nacht einen Mann zu töten«, erwiderte er. »So wie Ihr schon Maester Cressen getötet habt.«
    »Euer Maester hat sich selbst vergiftet. Mich wollte er ebenfalls vergiften, aber ich wurde von einer größeren Macht beschützt und er nicht.«
    »Und Renly Baratheon? Wer hat ihn ermordet?«
    Sie wandte den Kopf. Unter dem Schatten der Kapuze brannten ihre Augen schwach wie rote Kerzen. »Ich nicht.«
    »Lügnerin.« Jetzt war sich Davos sicher.
    Abermals lachte Melisandre. »Ihr habt Euch in Dunkelheit und Verwirrung verloren, Ser Davos.«
    »Dennoch ist die Dunkelheit gut für uns.« Davos deutete auf die fernen Lichter, die auf den Mauern von Sturmkap flackerten. »Spürt Ihr, wie kalt der Wind ist? Die Wachen werden sich dicht an die Fackeln dort oben drängen. Ein bisschen Wärme, ein bisschen Licht bieten wenigstens einen kleinen Trost in der Nacht. Dadurch werden sie geblendet, und deshalb werden sie uns nicht sehen.« Das hoffe ich jedenfalls. »Der Gott der Dunkelheit beschützt uns heute, Mylady. Sogar Euch.«
    Die Flammen ihrer Augen schienen bei diesen Worten ein wenig heller zu leuchten. »Sprecht diesen Namen nicht aus, Ser, solange Ihr sein schwarzes Auge nicht auf uns lenken wollt. Er beschützt keinen Menschen, so viel kann ich Euch versprechen. Denn er ist der Feind allen Lebens. Die Fackeln verbergen uns, Ihr habt es selbst gesagt. Feuer. Das helle Geschenk des Herrn des Lichts.«
    »Wie Ihr wollt.«
    »Wie Er will.«
    Der Wind drehte, Davos konnte es fühlen und sah es am Kräuseln des Segeltuchs. Er griff nach den Fallen. »Helft mir, das Segel einzuholen. Den Rest des Wegs werde ich rudern.«
    Gemeinsam holten sie das Segel ein, während das Boot unter ihnen schaukelte. Davos legte die Riemen ein und zog sie durch das unruhige dunkle Wasser. »Wer hat Euch zu Renly gerudert?«, fragte er.
    »Das war nicht nötig«, antwortete sie. »Er war nicht geschützt. Aber hier … dieses Sturmkap ist ein alter Ort. In die Steine sind Zauber gewirkt. Dunkle Mauern, die kein Schatten passieren kann – uralt sind sie und vergessen, und doch noch immer vorhanden.«
    »Schatten?« Davos spürte ein Kribbeln auf der Haut. »Ein Schatten ist ein Wesen der Dunkelheit.«
    »Ihr seid unwissender als ein Kind, Ser Ritter. Im Dunkeln gibt es keine Schatten. Schatten sind die Diener des Lichts, die Kinder des Feuers. Die hellste Flamme wirft den dunkelsten Schatten.«
    Stirnrunzelnd gebot ihr Davos daraufhin Schweigen. Sie näherten sich erneut der Küste, und über das Wasser hinweg trug der Klang von Stimmen weit. Er ruderte, und das leise Platschen verlor sich im Rhythmus der Wellen. Die Seeseite von Sturmkap stand auf einer weißen Klippe, der Kalkstein war anderthalbmal so hoch wie die massive äußere Mauer. In der Klippe gähnte ein Schlund, und darauf hielt Davos nun zu, genau wie vor sechzehn Jahren. Der Tunnel führte in eine Höhle unter der Burg, wo die alten Sturmlords ihre Landestelle erbaut hatten.
    Die Durchfahrt war nur bei Flut passierbar und trotzdem sehr heimtückisch, doch sein Geschick als Schmuggler hatte Davos nicht verlernt. Er steuerte zwischen den zerklüfteten Felsen hindurch, bis sie den Höhleneingang erreichten und ließ sich von den Wellen hineintragen. Sie krachten um ihn herum, drängten das Boot hierhin und dorthin und durchnässten die beiden Menschen bis auf die Haut. Ein halb sichtbarer Felsen ragte plötzlich aus der Dunkelheit, und Davos konnte sie gerade noch mit einem Ruder davon fortschieben.

    Dann waren sie daran vorbeigeglitten und wurden von Dunkelheit eingehüllt. Das Wasser beruhigte sich. Das kleine Boot wurde langsamer und drehte sich. Das Geräusch ihres Atmens hallte von den Wänden wider, bis sie den Eindruck hatten, es würde sie einhüllen. Solche Schwärze hatte Davos nicht erwartet. Beim letzten Mal hatten Fackeln im Tunnel gebrannt, und die Augen der hungernden Männer hatten durch die Löcher in der Decke gespäht. Das Fallgitter lag ein Stück vor ihnen, wie er wusste. Mit den Rudern verminderte

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