Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Zwischen ihnen standen eine stattliche ältere Dame und ein hübsches Mädchen, das ihre Tochter zu sein schien. Ein zweites Mädchen stand auch dort, ungefähr in Sansas Alter. Die Muscheln stellten das Wappen eines niedrigeren Hauses dar, so viel wusste Catelyn; das des älteren Mannes erkannte sie nicht. Gefangene? Warum sollte Robb Gefangene mit auf das Podest bringen?
Utherydes Wayn stieß mit seinem Stab auf den Boden, während Ser Desmond sie nach vorn geleitete. Wenn Robb mich so anschaut wie Edmure, weiß ich nicht, was ich tun werde. Allerdings war es offensichtlich kein Zorn, den sie in den Augen ihres Sohnes entdeckte, sondern etwas anderes ... möglicherweise Beklommenheit. Nein, das ergab keinen Sinn. Was sollte er fürchten? Er war der Junge Wolf, der König des Tridents und des Nordens.
Ihr Onkel begrüßte sie als Erster. Ganz der alte Schwarzfisch, scherte sich Ser Brynden nicht darum, was andere denken
mochten. Er sprang vom Podest und zog Catelyn in seine Arme. Als er sagte: »Schön, dich wieder zu sehen, Cat«, musste sie sich arg beherrschen, um die Fassung nicht zu verlieren. »Dich auch«, flüsterte sie.
»Mutter.«
Catelyn blickte zu ihrem hochgewachsenen königlichen Sohn auf. »Euer Gnaden, ich habe für Eure sichere Rückkehr gebetet. Mir kam zu Ohren, Ihr wärt verwundet worden.«
»Ein Pfeil hat mich im Arm getroffen, als wir Hochklipp stürmten«, sagte er. »Die Wunde ist gut verheilt. Ich wurde bestens versorgt.«
»Die Götter sind also gütig.« Catelyn holte tief Luft. Sag es schon. Es lässt sich nicht vermeiden. »Man wird Euch berichtet haben, was ich getan habe. Hat man Euch auch meine Gründe genannt?«
»Wegen der Mädchen.«
»Ich hatte fünf Kinder. Jetzt habe ich noch drei.«
»Ja, Mylady.« Lord Rickard Karstark schob sich am Großjon vorbei und sah in seiner schwarzen Rüstung und mit dem langen, zotteligen grauen Bart wie ein Gespenst aus; das schmale Gesicht war kalt und verkniffen. »Und ich hatte drei Söhne und habe nur noch einen. Ihr habt mich um meine Rache betrogen.«
Catelyn blickte ihm ruhig ins Gesicht. »Lord Rickard, der Tod des Königsmörders hätte Euch Eure Kinder nicht zurückgebracht. Indes mag sein Leben meine Kinder retten.«
Der Lord ließ sich nicht beschwichtigen. »Jaime Lennister hat Euch zum Narren gehalten. Ihr habt ihm einen Haufen leerer Worte abgekauft, mehr nicht. Mein Torrhen und mein Eddard hätten Besseres von Euch verdient.«
»Lasst es gut sein, Karstark«, knurrte der Großjon und verschränkte die mächtigen Arme vor der Brust. »Es war die Torheit einer Mutter. Frauen sind nun einmal so.«
»Die Torheit einer Mutter?« Lord Karstark drehte sich zu Lord Umber um. »Ich nenne es Hochverrat.«
»Genug!« Einen Augenblick lang klang Robb fast mehr wie Brandon als wie sein Vater. »Kein Mann nennt Mylady von Winterfell in meiner Gegenwart eine Hochverräterin, Lord Rickard.« Er wandte sich an Catelyn, und seine Stimme wurde milder. »Nur allzu sehr wünschte ich mir, dass der Königsmörder wieder hier im Kerker und in Ketten läge. Ihr habt ihn ohne mein Wissen und ohne meine Zustimmung befreit... Doch ich weiß, Eure Tat habt Ihr aus Liebe begangen. Für Arya und Sansa und aus Trauer über Bran und Rickon. Liebe ist nicht immer weise, das habe ich gelernt. Sie kann uns zu großen Torheiten anstiften, dennoch folgen wir unserem Herzen ... wohin auch immer es uns führt. Nicht wahr, Mutter?«
Habe ich das getan? »Wenn mich mein Herz zu einer Torheit geführt hat, würde ich gern alles in meiner Macht Stehende tun, um den Fehler an Lord Karstark und Euch wieder gutzumachen. «
Lord Rickard zeigte sich weiter unversöhnlich. »Wird Eure Wiedergutmachung Torrhen und Eddard in den kalten Gräbern wärmen, in die der Königsmörder sie gebracht hat?« Er drängte sich zwischen dem Großjon und Maegen Mormont hindurch und verließ die Halle.
Robb machte keine Anstalten, ihn zurückzuhalten. »Vergebt ihm, Mutter.«
»Wenn Ihr mir vergebt.«
»Das habe ich bereits getan. Ich weiß, wie es ist, so viel Liebe zu empfinden, dass man keinen anderen Gedanken mehr fassen kann.«
Catelyn neigte den Kopf. »Danke.« Wenigstens dieses Kind habe ich nicht verloren.
»Wir müssen über einiges sprechen«, fuhr Robb fort. »Ihr und meine Onkel. Über diese Angelegenheit und ... über andere. Haushofmeister, beendet die Versammlung.«
Utherydes Wayn stieß den Stab auf den Boden und verkündete das Ende der Versammlung, und
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