Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Flusslords wie Nordmannen
drängten auf die Türen zu. Erst jetzt bemerkte Catelyn, was nicht stimmte. Der Wolf. Der Wolf ist nicht hier. Wo ist Grauwind? Sie wusste, dass der Schattenwolf mit Robb zurückgekehrt war, sie hatte die Hunde gehört, doch er war nicht in der Halle, nicht an der Seite ihres Sohnes, wohin er gehörte.
Ehe sie daran denken konnte, Robb danach zu fragen, wurde sie jedoch bereits von einer Schar Menschen umringt. Lady Mormont ergriff ihre Hand und sagte: »Mylady, wenn Cersei Lennister meine beiden Töchter in ihrer Gewalt hätte, hätte ich das Gleiche getan wie Ihr.« Der Großjon, der wenig Respekt für Anstand und Sitte aufbrachte, hob sie von den Beinen und zerquetschte ihr fast die Arme mit den riesigen behaarten Pranken. »Euer Wolfswelpe hat den Königsmörder schon einmal übel zugerichtet, und er wird es wieder tun, falls es notwendig wird.« Galbart Glauer und Lord Jason Mallister zeigten sich kühler, und Jonos Bracken beinahe eisig, dennoch taten ihre Worte der Höflichkeit Genüge. Ihr Bruder trat als Letzter zu ihr. »Ich bete ebenfalls für deine Mädchen, Cat. Ich hoffe, du zweifelst nicht daran.«
»Natürlich nicht.« Sie küsste ihn. »Dafür liebe ich dich.«
Nachdem genug Worte gewechselt worden waren, hatte sich die Große Halle von Schnellwasser geleert, und nur Robb, die drei Tullys und die sechs Fremden, die Catelyn nicht einordnen konnte, waren noch geblieben. Sie nahm sie neugierig in Augenschein. »Mylady, Sers, habt Ihr Euch erst kürzlich meinem Sohn angeschlossen?«
»Erst kürzlich«, sagte der jüngere Ritter, jener mit den Muscheln, »aber mit wildem Mut und innigster Treue, wie ich Euch hoffentlich bald unter Beweis stellen kann, Mylady.«
Robb sah aus, als wäre ihm unbehaglich zu Mute. »Mutter«, sagte er, »darf ich Euch Lady Sybell vorstellen, die Gemahlin von Lord Gawen Westerling von Hochklipp.« Die ältere Dame trat mit feierlicher Miene vor. »Ihr Gemahl gehörte zu den Männern, die wir im Wisperwald gefangen nahmen. «
Westerling, ja, dachte Catelyn. Das Wappen mit den sechs Muscheln, weiß auf sandfarbenem Grund. Ein niederes Haus, Vasallen der Lennisters.
Nacheinander rief Robb die anderen Fremden vor. »Ser Rolph Spezer, Lady Sybells Bruder. Er war Kastellan von Hochklipp, als wir sie einnahmen.« Der Pfefferstreuer-Ritter neigte den Kopf. Er war breit gebaut, hatte eine gebrochene Nase und einen kurz geschorenen grauen Bart, und er sah echt kühn aus. »Die Kinder von Lord Gawen und Lady Sybell. Ser Raynald Westerling.« Der Muschelritter lächelte unter seinem buschigen Schnauzbart. Jung, schlank und derbe war er, hatte gute Zähne und einen dichten Schopf kastanienbrauner Haare. »Elenya.« Das kleine Mädchen knickste höflich. »Rollam Westerling, mein Knappe.« Der Junge wollte das Knie beugen, sah, dass niemand anders kniete, und verneigte sich stattdessen.
»Die Ehre ist ganz die meine«, sagte Catelyn. Hat Robb in Hochklipp Verbündete gewonnen? Falls dem so war, verwunderte sie die Gegenwart der Westerlings nicht. Casterlystein nahm solchen Verrat nicht leicht hin. Nicht seit Tywin Lennister alt genug war, in den Krieg zu ziehen ...
Das Mädchen trat als Letztes und sehr schüchtern vor. Robb ergriff ihre Hand. »Mutter«, sagte er, »ich habe die große Ehre, Euch Lady Jeyne Westerling vorzustellen. Lord Gawens älteste Tochter und meine ... äh ... Hohe Gemahlin.«
Der erste Gedanke, der Catelyn durch den Kopf schoss, war: Nein, das kann nicht sein, du bist doch noch ein Kind.
Der zweite war: Und außerdem bist du mit einer anderen verlobt.
Der dritte: Gute Mutter, hab Erbarmen, Robb, was hast du getan?
Und dann erinnerte sie sich: Torheiten aus Liebe? Er hat mich in die Falle gelockt wie einen Hasen und die Schlinge um meinen Hals zugezogen. Anscheinend habe ich ihm bereits verziehen. Ihr Zorn mischte sich mit reumütiger Bewunderung: Die Szene
war mit einer Gerissenheit aufgezogen worden, die eines meisterhaften Mimen würdig war ... oder eben eines Königs. Catelyn sah keine andere Möglichkeit, als Jeyne Westerlings Hand zu ergreifen. »Ich habe eine neue Tochter«, sagte sie steifer als beabsichtigt. Sie küsste das verängstigte Mädchen auf beide Wangen. »Seid willkommen in unserer Halle und an unserem Herd.«
»Ich danke Euch, Mylady. Ich werde Robb eine gute und treue Ehefrau sein, das schwöre ich. Und als Königin so weise, wie ich kann.«
Königin. Ja, dieses hübsche kleine Mädchen ist eine Königin,
Weitere Kostenlose Bücher