Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
dürfen nicht hoffen, Euch mit den Schwertern zu besiegen, und so versuchen sie es mit vergifteten Worten.«
Sie haben mich mit Schwertern geschlagen, du kinnloser Trottel. Jaime lächelte viel sagend. Männer lesen alles Mögliche in ein viel sagendes Lächeln hinein, wenn man es ihnen gestattet. Hat Vetter Cleos diesen Kessel voll Scheiße tatsächlich gefressen, oder will er sich nur einschmeicheln? Was haben wir hier, einen ehrlichen Hammel oder einen Speichellecker?
Ser Cleos plapperte unbekümmert weiter. »Jeder Mann, der glaubt, ein Bruder der Königsgarde würde einem Kind ein Leid zufügen, kennt die Bedeutung des Wortes Ehre nicht.«
Speichellecker. Um die Wahrheit zu sagen, bereute Jaime es inzwischen, Brandon Stark aus dem Fenster gestoßen zu haben. Cersei hatte ihm hinterher arg zugesetzt, weil der Junge sich weigerte zu sterben. »Er war sieben, Jaime«, schalt sie ihn. »Selbst wenn er begriffen hätte, was er gesehen hat, hätten wir ihm immer noch so viel Angst machen können, dass er Schweigen bewahrte.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass du ... «
»Du denkst nie. Wenn der Junge aufwacht und seinem Vater erzählt, was er gesehen hat ...«
»Wenn, wenn, wenn.« Er hatte sie auf seinen Schoß gezogen. »Wenn er aufwacht, sagen wir, er müsse geträumt haben, nennen ihn einen Lügner, und sollte es hart auf hart kommen, bringe ich eben Ned Stark um.«
»Und was, stellst du dir vor, wird Robert dann tun?«
»Robert soll tun, was ihm gefällt. Ich werde gegen ihn in den Krieg ziehen, falls es notwendig sein sollte. Den Krieg um Cerseis Möse werden es die Sänger nennen.«
»Lass mich los, Jaime!«, fauchte sie und wollte aufstehen.
Stattdessen hatte er sie geküsst. Einen Augenblick lang hatte sie sich gewehrt, dann hatte sich ihr Mund geöffnet. Er erinnerte sich noch an den Geschmack von Wein und Gewürznelken auf ihrer Zunge. Sie erschauerte. Seine Hand fuhr zu ihrem Mieder, zerrte daran und zerriss die Seide, sodass ihre Brüste herausplatzten, und für eine Weile war der Stark-Junge vergessen.
Hatte sich Cersei später wieder an ihn erinnert und diesen Mann angeheuert, von dem Lady Catelyn gesprochen hatte, um sicherzustellen, dass der Junge niemals erwachen würde? Wäre es ihr um seinen Tod gegangen, so hätte sie mich geschickt. Und es sieht ihr gar nicht ähnlich, einen Handlanger zu wählen, der den Mord auf grandiose Weise verpfuscht.
Weiter flussabwärts leuchtete die aufgehende Sonne auf der windgekräuselten Oberfläche des Wassers. Das Südufer bestand aus rotem Ton und war so glatt wie eine Straße. Kleinere Bäche mündeten in den großen Strom, und verrottende Stämme ertrunkener Bäume hingen an den Ufern fest. Das nördliche Ufer war wilder. Felsige Steilwände erhoben sich bis zu sieben Meter in die Höhe und wurden von Eichen, Buchen und Kastanien gekrönt. Jaime entdeckte einen Wachturm auf einer Anhöhe vor ihnen, der mit jedem Ruderschlag größer wurde. Lange, ehe sie ihn erreicht hatten, erkannte er
an den verwitterten, von Kletterrosen überwucherten Steinen, dass das Gebäude verlassen war.
Als der Wind drehte, half Ser Cleos dem großen Mädel, das Segel zu setzen, ein steifes Dreieck aus rot-blau-gestreiftem Segeltuch. Die Farben der Tullys, die ihnen sicherlich Schwierigkeiten bereiten würden, sollten sie Truppen der Lennisters am Fluss begegnen, doch es war das einzige Segel, das sie hatten. Brienne übernahm das Steuer. Jaime ließ das Seitschwert ins Wasser, wobei seine Ketten bei jeder Bewegung rasselten. Danach kamen sie schneller voran, denn Wind und Strömung begünstigten ihre Flucht. »Wir könnten uns einen weiten Weg ersparen, wenn Ihr mich an meinen Vater übergebt statt an meinen Bruder«, schlug er vor.
»Lady Catelyns Töchter sind in Königsmund. Ich werde mit den Mädchen zurückkehren oder gar nicht.«
Jaime wandte sich an Ser Cleos. »Vetter, leiht mir Euer Messer. «
»Nein.« Die Frau straffte sich. »Ihr werdet keine Waffen tragen.« Ihre Stimme klang so unnachgiebig wie Stein.
Sie fürchtet mich, sogar noch in Ketten. »Cleos, es scheint, ich muss Euch bitten, mich zu rasieren. Lass den Bart stehen, doch der Kopf muss geschoren werden.«
»Ihr wünscht, kahl geschoren zu werden?«, fragte Cleos Frey.
»Das Reich kennt Jaime Lennister als einen bartlosen Ritter mit langem, goldenem Haar. Ein Glatzkopf mit zotteligem, blondem Bart geht vielleicht unbemerkt durch. Solange ich Ketten trage, möchte ich lieber nicht erkannt
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