Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
rann.
»Sag der Kuh, sie soll aufhören zu muhen«, sagte Kraznys, ohne die Übersetzung abzuwarten. »Das hier wird ihm keinen großen Schaden zufügen. Männer brauchen keine Brustwarzen, Eunuchen sogar noch weniger.« Die Brustwarze hing nur noch an einem Hautfaden. Kraznys machte einen letzten Schnitt, und sie fiel auf die Ziegel, wobei sie ein rundes rotes Auge zurückließ, aus dem große Bluttränen flossen. Der Eunuch regte sich nicht, bis Kraznys ihm das Schwert, Heft voran, reichte. »Hier, ich bin fertig mit dir.«
»Dieser ist glücklich, Euch gedient zu haben.«
Kraznys wandte sich Dany zu. »Sie fühlen keinen Schmerz, seht Ihr?«
»Wie kann das sein?«, fragte sie durch die Schreiberin.
»Der Wein des Mutes«, lautete die Antwort, die er ihr gab. »Es ist eigentlich kein richtiger Wein; er wird aus dem tödlichen Nachtschatten, Blutfliegenlarven, schwarzen Lotoswurzeln und vielen geheimen Zutaten bereitet. Sie trinken ihn seit jenem Tag, an dem sie beschnitten wurden, bei jeder Mahlzeit, und mit jedem Jahr, das verstreicht, fühlen sie weniger und weniger. Dadurch sind sie furchtlos in der Schlacht. Und sie können nicht gefoltert werden. Sag der Wilden, bei den Unbefleckten sind ihre Geheimnisse sicher. Sie kann sie einsetzen, um ihre Ratssitzungen und sogar ihr Schlafzimmer zu bewachen, und sie braucht sich niemals Gedanken darüber zu machen, dass etwas nach außen dringen könnte.
In Yunkai und Meereen werden oft Eunuchen gemacht, indem man Jungen die Hoden abschneidet, den Penis jedoch belässt. Ein solches Geschöpf ist unfruchtbar, trotzdem jedoch häufig noch zu einer Erektion fähig. Das kann nur Ärger bringen. Wir entfernen auch den Penis und lassen nichts zurück. Die Unbefleckten sind die reinsten Geschöpfe der ganzen Erde.« Er schenkte Dany und Arstan erneut sein breites,
weißes Lächeln. »Ich habe gehört, in den Königreichen der Abenddämmerung legen Männer feierliche Gelübde ab, keusch zu leben und keine Kinder zu zeugen, sondern nur ihre Pflicht zu erfüllen. Stimmt das nicht?«
»Es stimmt«, antwortete Arstan, nachdem die Frage übersetzt worden war. »Es gibt viele solcher Orden. Die Maester der Citadel, die Septone und Septas, die den Sieben dienen, die Schweigenden Schwestern der Toten, die Königsgarde und die Nachtwache ... «
»Armselige Wesen«, knurrte der Sklavenhändler. »Männer wurden nicht geschaffen, um auf diese Weise zu leben. Die Tage dieser Kerle sind eine Folter der Versuchung, was jeder Narr einsehen muss, und ohne Zweifel ergeben sich die meisten ihren niederen Trieben. Unsere Unbefleckten hingegen nicht. Sie sind auf eine Weise mit ihren Schwertern verheiratet, wie es sich Eure geschworenen Brüder nie erhoffen dürfen. Keine Frau kann sie je verführen, genauso wenig wie ein Mann.«
Sein Mädchen gab den Kern seiner Rede in etwas höflicherer Form wieder. »Es gibt neben dem Fleisch andere Möglichkeiten, Männer in Versuchung zu führen«, widersprach Arstan Weißbart anschließend.
»Männer, ja, aber keine Unbefleckten. Plünderungen interessieren sie nicht mehr als Schändungen. Sie besitzen nichts außer ihren Waffen. Wir gestatten ihnen nicht einmal Namen. «
»Keine Namen?« Daraufhin bedachte Dany die kleine Schreiberin mit einem Stirnrunzeln. »Ist das wahr, was dein Guter Herr gesagt hat? Sie haben keine Namen?«
»Dem ist so, Euer Gnaden.«
Kraznys blieb vor einem Ghiscari stehen, der sein größerer, kräftigerer Bruder hätte sein können, und klopfte mit der Peitsche auf die kleine Bronzescheibe am Schwertgurt zu dessen Füßen. »Das ist sein Name. Frag die Hure aus Westeros, ob sie die Hieroglyphen von Ghis lesen kann.« Als Dany eingestand,
dass sie dazu nicht in der Lage war, wandte sich der Sklavenhändler an den Unbefleckten. »Wie lautet dein Name?«, wollte er wissen.
»Dieser heißt Roter Floh, Euer Ehren.«
Das Mädchen wiederholte den Wortwechsel in der Gemeinen Zunge.
»Und gestern lautete er wie?«
»Schwarze Ratte, Euer Ehren.«
»Vorgestern?«
»Brauner Floh, Euer Ehren.«
»Am Tag davor?«
»Dieser erinnert sich nicht, Euer Ehren. Vielleicht Blaue Kröte. Oder Blauer Wurm.«
»Erklär ihr, dass all ihre Namen so sind«, befahl Kraznys dem Mädchen. »Jeder für sich sind sie Ungeziefer, und daran soll es sie erinnern. Nach Dienstende werden die Namensscheiben in einen leeren Korb geworfen, und bei Sonnenaufgang nimmt sich jeder blind eine heraus.«
»Noch verrückter«, knurrte Arstan, nachdem er das
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