Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
gehört hatte. »Wie kann sich ein Mann jeden Tag einen neuen Namen merken?«
»Diejenigen, die das nicht können, werden in der Ausbildung ausgesiebt, ebenso diejenigen, die keinen ganzen Tag mit vollem Gepäck laufen, einen Berg nicht in finsterer Nacht erklimmen, über heiße Kohlen laufen oder ein Kind töten können.«
Bei diesen letzten Worten hatte Dany gewiss mit dem Mund gezuckt. Hat er es gesehen oder ist er ebenso blind wie grausam? Sie wandte sich rasch ab und versuchte, ein maskenstarres Gesicht zu zeigen, bis sie die Übersetzung gehört hatte. Erst dann gestattete sie sich zu sagen: »Wessen Kinder erschlagen sie?«
»Um seinen Stachelhelm zu erlangen, muss ein Unbefleckter mit einer Silbermark auf den Sklavenmarkt gehen, ein plärrendes Neugeborenes finden und es vor den Augen seiner
Mutter töten. Danach ist gewiss keine Schwäche mehr in ihm geblieben.«
Dany hingegen fühlte sich plötzlich schwach. Die Hitze, wollte sie sich einreden. »Ihr nehmt den Säugling aus den Händen der Mutter und tötet ihn, während sie zuschaut, und für diesen Schmerz bezahlt Ihr sie mit einem Silberstück?«
Nachdem für ihn übersetzt worden war, lachte Kraznys mo Nakloz aus vollem Halse. »Was für eine wimmernde Närrin ist sie nur. Erkläre der Hure aus Westeros, das Silberstück sei für den Besitzer des Kindes, nicht für die Mutter. Den Unbefleckten ist es nicht erlaubt zu stehlen.« Er tippte sich mit der Peitsche ans Bein. »Sag ihr, nur wenige würden diese Prüfung nicht bestehen. Die Hunde bereiten ihnen mehr Schwierigkeiten, das muss man einräumen. Wir geben jedem Jungen an dem Tag, an dem er beschnitten wird, einen Welpen. Am Ende des ersten Jahres wird von jedem Knaben verlangt, seinen Welpen zu erwürgen. Jeder, der das nicht schafft, wird getötet und an die überlebenden Hunde verfüttert. Das ist eine gute Lektion für die anderen, finden wir.«
Arstan Weißbart klopfte mit dem Ende seinen Stabes auf die Ziegel, während er sich dies anhörte. Tack, tack, tack. Langsam und gleichmäßig. Tack, tack, tack. Dany sah, dass er den Blick abwandte, als könne er es nicht ertragen, Kraznys länger anzuschauen.
»Der Gute Herr hat gesagt, diese Eunuchen können weder mit Münzen noch mit fleischlichen Gelüsten verführt werden«, sagte Dany zu dem Mädchen, »aber wenn einer meiner Feinde ihnen die Freiheit anbieten würde, falls sie mich verraten ... «
»Würden sie ihn sofort töten und ihr seinen Kopf bringen, sag ihr das«, antwortete der Sklavenhändler. »Andere Sklaven mögen stehlen und vielleicht Silber anhäufen, weil sie hoffen, sich eines Tages die Freiheit zu kaufen, aber ein Unbefleckter würde die Freiheit nicht einmal annehmen, selbst wenn die kleine Stute hier sie ihm als Geschenk anbieten
würde. Außerhalb ihres Dienstes haben sie kein Leben. Sie sind Soldaten, weiter nichts.«
»Soldaten sind das, was ich brauche«, gab Dany zu.
»Sag ihr, dann sei es gut, dass sie nach Astapor gekommen ist. Frag sie, wie groß das Heer sein soll, das sie kaufen möchte.«
»Wie viele Unbefleckte stehen zum Verkauf?«
»Achttausend vollständig Ausgebildete sind zurzeit zu haben. Wir verkaufen sie nur in Einheiten, das sollte sie wissen. Im Tausend oder im Hundert. Früher haben wir sie auch zu zehnt verkauft, als Leibwachen, allerdings hat sich das nicht bewährt. Zehn sind zu wenige. Sie vermischen sich mit anderen Sklaven und sogar Freien, und dabei vergessen sie, wer und was sie sind.« Kraznys wartete ab, bis das Mädchen das in die Gemeine Zunge gedolmetscht hatte, und fuhr dann fort: »Diese Bettelkönigin muss verstehen, solche Wunder sind nicht billig zu haben. In Yunkai und Meereen kann man Sklavenkrieger billiger erwerben als Schwerter, die Unbefleckten dagegen sind die besten Fußsoldaten der Welt, und jeder hat viele Jahre Ausbildung hinter sich. Sag ihr, sie seien wie valyrischer Stahl, der über lange Zeit hinweg wieder und immer wieder gefaltet wird, bis er am Ende stärker und unverwüstlicher ist als jedes andere Metall auf Erden.«
»Valyrischen Stahl kenne ich«, erwiderte Dany. »Frag den Guten Herrn, ob die Unbefleckten ihre eigenen Offiziere haben. «
»Ihr müsst ihnen Eure eigenen Offiziere vorsetzen. Wir erziehen sie zum Gehorsam, nicht zum Denken. Wenn sie Verstand will, soll sie Schriftgelehrte kaufen.«
»Und ihre Ausrüstung?«
»Schwert, Schild, Speer, Sandalen und gestepptes Gewand sind im Preis eingeschlossen«, sagte Kraznys. »Und die Stachelhelme
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