Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
so angestrengt zu verbergen suchten. Astapor hatte Tausende von Eunuchen und noch mehr Sklavenjungen, die auf ihre Beschneidung warteten, doch es gab nur drei lebende Drachen auf der ganzen weiten Welt. Und die Ghiscari gelüstete es nach Drachen. Wie auch nicht? Fünfmal hatte das Alte Ghis mit Valyria gestritten, als die Welt noch jung war, und fünfmal war es schmählich geschlagen worden. Denn der Freistaat hatte Drachen gehabt und das Imperium nicht.
Der älteste Grazdan rührte sich in seinem Sitz, und seine Perlen klackten leise. »Ein Drache unserer Wahl«, sagte er mit dünner, harter Stimme. »Der Schwarze ist der größte und gesündeste. «
»Sein Name ist Drogon.« Sie nickte.
»All Eure Besitztümer außer Eurer Krone und Euren königlichen Gewändern, die wir Euch zu behalten erlauben. Die drei Schiffe. Und Drogon.«
»Einverstanden«, sagte sie in der Gemeinen Zunge.
»Einverstanden«, antwortete der alte Grazdan in seinem zähen Valyrisch.
Die anderen wiederholten die Zustimmung des alten Mannes mit dem Perlensaum. »Einverstanden«, übersetzte das Sklavenmädchen, »einverstanden, einverstanden, achtmal einverstanden.«
»Die Unbefleckten werden Eure ungehobelte Sprache schnell lernen«, fügte Kraznys mo Nakloz hinzu, nachdem alle anderen Vereinbarungen getroffen worden waren, »aber bis dahin werdet Ihr einen Sklaven brauchen, der zu ihnen spricht. Nehmt diese da als unser Geschenk an Euch, als Andenken an einen guten Handel.«
»Das werde ich«, antwortete Dany.
Das Sklavenmädchen gab ihr seine und ihm ihre Worte wieder. Falls es sie irgendwie berührte, als Andenken verschenkt zu werden, ließ sie sich nichts anmerken.
Arstan Weißbart hütete ebenfalls seine Zunge, als Dany auf der Terrasse an ihm vorbeirauschte. Er folgte ihr schweigend die Treppe hinunter, doch sie hörte das tack tack seines Stabes auf den roten Ziegeln. Seinen Zorn konnte sie ihm nicht vorhalten. Was sie getan hatte, war verkehrt. Die Mutter der Drachen hat ihr stärkstes Kind verkauft. Schon bei dem Gedanken wurde ihr übel.
Unten auf dem Platz des Stolzes, auf den heißen roten Ziegeln zwischen den Pyramiden der Sklavenhändler und den Kasernen der Eunuchen, drehte sich Dany zu dem alten Mann um. »Weißbart«, sagte sie, »ich lege Wert auf Euren Rat, und Ihr solltet Euch niemals fürchten, offen zu mir zu sprechen ... wenn wir unter uns sind. Aber zieht meine Worte niemals vor Fremden in Zweifel. Habt Ihr mich verstanden?«
»Ja, Euer Gnaden«, antwortete er unglücklich.
»Ich bin kein Kind«, erklärte sie ihm. »Ich bin eine Königin. «
»Dennoch können selbst Königinnen irren. Die Astapori haben Euch betrogen, Euer Gnaden. Ein Drache ist weit mehr wert als jedes Heer. Aegon hat das vor dreihundert Jahren auf dem Feld des Feuers bewiesen.«
»Ich weiß, was Aegon bewiesen hat. Ich trage mich mit der Absicht, ebenfalls einige Dinge zu beweisen.« Dany wandte sich von ihm ab und drehte sich zu dem Sklavenmädchen um, das demütig neben ihrer Sänfte stand. »Hast du einen Namen, oder musst du jeden Tag einen neuen aus einem Fass ziehen?«
»Das gilt nur für die Unbefleckten«, sagte das Mädchen. Dann ging ihr auf, dass die Frage auf Hochvalyrisch gestellt worden war. Sie riss die Augen auf. »Oh.«
»Heißt du etwa Oh?«
»Nein. Euer Gnaden, vergebt dieser hier ihren Ausbruch. Der Name Eurer Sklavin lautet Missandei, aber ...«
»Missandei ist von diesem Augenblick an keine Sklavin mehr. Ich lasse dich frei. Komm, setz dich zu mir in die Sänfte, ich möchte mich mit dir unterhalten.« Rakharo half den beiden hinein, und Dany zog zum Schutz vor Staub und Hitze die Vorhänge zu. »Wenn du bei mir bleibst, kannst du mir als Zofe dienen«, sagte sie, als die Sänfte sich in Bewegung setzte. »Ich werde dich an meiner Seite behalten, damit du für mich sprichst, so wie du für Kraznys gesprochen hast. Aber du darfst meine Dienste verlassen, wann immer du möchtest, wenn du Vater oder Mutter hast, zu denen du lieber zurückkehren willst.«
»Diese hier wird bleiben«, sagte Missandei. »Diese hier ... ich ... es gibt keinen Ort, wohin ich gehen könnte. Diese ... ich wäre glücklich, Euch zu dienen.«
»Freiheit kann ich dir bieten, aber keine Sicherheit«, warnte Dany. »Ich muss die ganze Welt durchqueren und Kriege ausfechten. Vielleicht wirst du Hunger leiden. Vielleicht wirst du krank werden. Und möglicherweise findest du den Tod.«
»Valar morghulis«, sagte Missandei auf
Weitere Kostenlose Bücher