Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Hochvalyrisch.
»Alle Menschen müssen sterben«, stimmte Dany zu, »doch nicht so bald, und darum dürfen wir beten.« Sie lehnte sich in die Kissen und ergriff die Hand des Mädchens. »Sind diese Unbefleckten wirklich ohne Furcht?«
»Ja, Euer Gnaden.«
»Du dienst jetzt mir. Stimmt es, dass sie keinen Schmerz empfinden?«
»Der Wein des Mutes tötet solche Gefühle. Zu dem Zeitpunkt, da sie ihren Säugling töten, haben sie ihn bereits seit Jahren getrunken.«
»Und sind sie gehorsam?«
»Gehorsam ist alles, was sie kennen. Wenn Ihr ihnen befehlt, nicht zu atmen, fällt ihnen das leichter, als nicht zu gehorchen. «
Dany nickte. »Und wenn ich sie nicht mehr brauche?«
»Euer Gnaden?«
»Wenn ich meinen Krieg gewonnen und den Thron erobert habe, der meinem Vater gehörte, schieben meine Ritter das Schwert in die Scheide und kehren auf ihre Burgen zu ihren Gemahlinnen und Kindern und Müttern zurück ... in ihr Leben. Aber diese Eunuchen haben kein Leben. Was soll ich mit acht Tausendschaften Eunuchen anstellen, wenn es keine Schlachten mehr zu schlagen gibt?«
»Die Unbefleckten sind gute Leibwächter und exzellente Wachen, Euer Gnaden«, sagte Missandei. »Und es ist nicht schwer, für so hervorragende Soldaten einen Käufer zu finden. «
»In Westeros werden keine Männer gekauft oder verschachert, hat man mir erzählt.«
»Bei allem Respekt, Euer Gnaden, Unbefleckte sind keine Männer.«
»Wenn ich sie weiterverkaufen würde, woher wüsste ich dann, dass sie nicht gegen mich eingesetzt werden?«, fragte Dany herausfordernd. »Würden sie das tun? Gegen mich kämpfen, mir sogar ein Leid zufügen?«
»Wenn es ihnen ihr neuer Herr befiehlt. Sie stellen keine Fragen, Euer Gnaden. Sie gehorchen.« Das Mädchen sah bedrückt aus. »Wenn Ihr sie ... wenn Ihr sie nicht mehr braucht ... Euer Gnaden könnte ihnen befehlen, sich in ihre eigenen Schwerter zu stürzen.«
»Und selbst das würden sie tun?«
»Ja.« Missandei war sehr leise geworden. »Euer Gnaden.«
Dany drückte ihre Hand. »Dir wäre es lieber, wenn ich das nicht von ihnen verlangen würde. Warum? Warum sorgst du dich um sie?«
»Diese hier sorgt sich nicht ... ich ... Euer Gnaden ... «
»Sag es mir.«
Die kleine Dolmetscherin senkte den Blick. »Drei von ihnen waren früher meine Brüder, Euer Gnaden.«
Dann hoffe ich, dass deine Brüder genauso tapfer und klug sind wie du. Dany lehnte sich in ihre Kissen zurück und ließ sich von der Sänfte ein letztes Mal zurück zur Balerion tragen, um dort ihre Angelegenheiten zu ordnen. Und zurück zu Drogon. Grimmig verzog sie den Mund.
Es folgte eine lange, dunkle, windige Nacht. Dany fütterte wie immer ihre Drachen, doch sie selbst hatte keinen Appetit. Eine Weile weinte sie allein in ihrer Kabine, dann trocknete sie ihre Tränen lange genug, um sich ein weiteres Mal mit Groleo zu streiten. »Magister Illyrio ist nicht hier«, musste sie ihm schließlich sagen, »und wenn er es wäre, könnte mich das auch nicht umstimmen. Ich brauche die Unbefleckten dringender als diese Schiffe, und ich werde mir kein Wort mehr zu diesem Thema anhören.«
Der Zorn verbrannte die Trauer und die Angst in ihr, zumindest für ein paar Stunden. Dann rief sie ihre Blutreiter in ihre Kammer, zusammen mit Ser Jorah. Sie waren die Einzigen, denen sie wirklich vertraute.
Danach wollte sie schlafen, damit sie am folgenden Tag gut ausgeruht wäre, doch nachdem sie sich eine Stunde lang rastlos in der stickigen Enge ihrer Kabine in ihrer Koje hin und her geworfen hatte, war sie von der Hoffnungslosigkeit dieses Unterfangens überzeugt. Vor ihrer Tür stieß sie auf Aggo, der im Licht einer schaukelnden Öllampe eine neue Sehne an seinem Bogen anbrachte. Rakharo saß mit gekreuzten Beinen neben ihm und schärfte sein Arakh mit einem Wetzstein. Dany ließ sie mit ihren Tätigkeiten fortfahren und ging hinauf auf Deck, um die kühle Nachtluft zu genießen. Die Mannschaft ließ sie in Ruhe und ging ihrer Arbeit nach, doch bald gesellte sich Ser Jorah an der Reling zu ihr. Er ist niemals weit, dachte Dany. Er kennt meine Stimmungen nur allzu gut.
»Khaleesi. Ihr solltet schlafen. Morgen wird ein heißer, harter Tag, das kann ich Euch versprechen. Ihr braucht Eure Kräfte.«
»Erinnert Ihr Euch noch an Eroeh?«, fragte sie ihn.
»Das Mädchen aus Lhazar?«
»Sie haben sie vergewaltigt, und ich habe sie daran gehindert und sie unter meinen Schutz gestellt. Doch als meine Sonne, mein Stern gestorben war, ist Mago
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