Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
seine dicke Hand mit den Stummelfingern. »Dann kommt. Tun wir unsere Pflicht.«
Sie legte ihre Hand in seine, und er führte sie zum Hochzeitsaltar,
wo der Septon zwischen der Mutter und dem Vater wartete, um ihre Leben miteinander zu vereinen. Sie sah Dontos in seinem Narrenkostüm, der sie mit großen runden Augen anschaute. Ser Balon Swann und Ser Boros Blount waren im Weiß der Königsgarde zugegen, nicht jedoch Ser Loras. Keiner der Tyrells ist hier, bemerkte sie plötzlich. Doch es gab andere Zeugen zuhauf ... den Eunuchen Varys, Ser Addam Marbrand, Lord Philip Fuhs, Ser Bronn, Jalabhar Xho und ein Dutzend andere. Lord Gil hustete, Lady Ermesande lag an der Brust, und Lady Tandas schwangere Tochter schluchzte aus unerfindlichem Grunde. Soll sie nur schluchzen, dachte Sansa. Vielleicht tue ich das auch, bevor dieser Tag zu Ende ist.
Die Zeremonie zog sich wie im Traum hin. Sansa tat alles, was von ihr verlangt wurde. Man sprach Gebete und Gelübde und sang, hohe Kerzen brannten, hundert tanzende Lichter, die von den Tränen in ihren Augen gebrochen wurden und ihr wie Tausende erschienen. Sie war dankbar, weil offenbar niemand bemerkte, dass sie weinte, während sie in den Farben ihres Vaters dastand; oder falls es doch jemand sah, gab er vor, es nicht zu bemerken. Es schien kaum Zeit vergangen zu sein, als sie auch schon aufgefordert wurden, die Mäntel zu tauschen.
Als Vater des Reiches nahm Joffrey den Platz von Lord Eddard Stark ein. Sansa stand starr wie eine Lanze da, als er ihr von hinten über die Schultern griff und an der Schließe ihres Mantels herumhantierte. Mit einer Hand strich er über ihre Brust, ließ sie dort kurz liegen und drückte leicht zu. Dann öffnete sich die Schließe, und Joff nahm ihr den Jungfrauenmantel mit königlichem Schwung und einem Grinsen ab.
Sein Onkel hingegen hatte größere Schwierigkeiten. Der Brautmantel, den er hielt, war groß und schwer, aus purpurrotem Samt, der reich mit Löwen bestickt und mit Goldsatin und Rubinen gesäumt war. Niemand hatte allerdings daran gedacht, einen Hocker mitzubringen, und Tyrion war anderthalb Fuß kleiner als seine Braut. Während er hinter sie trat,
spürte Sansa ein deutliches Zupfen an ihrem Rock. Er will, dass ich mich hinknie, erkannte sie und errötete. Sie war gekränkt. So hätte es nicht sein sollen. Tausendmal hatte sie von ihrer Hochzeit geträumt und sich stets vorgestellt, wie ihr Angetrauter groß und stark hinter ihr stand, den Mantel seines Schutzes über ihre Schultern schwang und sie zart auf die Wange küsste, wenn er sich vorbeugte und die Schnalle schloss.
Sie spürte ein erneutes Ziehen an ihrem Rock, diesmal beharrlicher. Nein. Warum sollte ich seine Gefühle schonen, wo sich doch niemand um meine schert?
Der Zwerg zupfte ein drittes Mal an ihr. Stur presste sie die Lippen aufeinander und gab vor, es nicht zu bemerken. Hinter ihnen kicherte jemand. Die Königin, dachte sie, doch das kümmerte sie nicht. Bald darauf lachten sie alle und Joffrey am lautesten. »Dontos, auf Hände und Knie«, befahl der König. »Mein Onkel braucht Hilfe, um seine Braut zu besteigen. «
Und so kam es, dass ihr Hoher Gemahl ihr den Mantel mit den Farben des Hauses Lennisters umhängte, während er auf dem Rücken eines Narren stand.
Als Sansa sich umdrehte, blickte der kleine Mann zu ihr hoch, sein Mund war verkniffen, sein Gesicht ebenso rot wie ihr Mantel. Plötzlich schämte sie sich ihrer Sturheit. Sie strich ihre Röcke glatt und kniete vor ihm nieder, damit sich ihre Köpfe auf einer Höhe befanden. »Mit diesem Kuss gelobe ich meine Liebe und nehme dich zu meinem Herrn und Gemahl. «
»Mit diesem Kuss gelobe ich meine Liebe«, erwiderte der Zwerg heiser, »und nehme dich zu meiner Dame und meiner Gemahlin.« Er beugte sich vor, und ihre Lippen berührten sich kurz.
Er ist so hässlich, dachte Sansa, als sich sein Gesicht ihrem näherte. Er ist noch hässlicher als der Bluthund.
Der Septon hob den Kristall hoch, und das Regenbogenlicht
fiel auf sie. »Hier im Angesicht von Göttern und Menschen«, sagte er, »verkünde ich feierlich, dass Tyrion aus dem Hause Lennister und Sansa aus dem Hause Stark Mann und Frau sind, ein Fleisch, ein Herz, eine Seele, jetzt und für immerdar, und verflucht sei derjenige, der sich zwischen sie stellt.«
Sie musste sich auf die Lippe beißen, damit sie nicht zu schluchzen begann.
Das Hochzeitsfest wurde im Kleinen Saal abgehalten. Es waren vielleicht fünfzig Gäste anwesend;
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