Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
teuer.«
Sansa versuchte davonzulaufen, doch Cerseis Zofe erwischte sie, ehe sie auch nur einen Meter gekommen war. Ser Meryn Trant bedachte sie mit einem Blick, bei dem sie zusammenzuckte, Schwarzkessel hingegen legte ihr beinahe sanft die Hand auf die Schulter und sagte: »Tut, was man Euch sagt, Liebes, es wird schon nicht so schlimm werden. Von Wölfen erwartet man doch, dass sie tapfer sind, nicht?«
Tapfer. Sansa holte tief Luft. Ich bin eine Stark, ja, ich kann tapfer sein. Alle sahen sie an, genauso wie an jenem Tag im Hof, als Ser Boros Blount ihr die Kleider vom Leib gerissen hatte. Der Gnom war es gewesen, der sie an jenem Tag vor den Schlägen gerettet hatte, der gleiche Mann, der jetzt auf
sie wartete. Er ist nicht so schlimm wie der Rest von ihnen, redete sie sich ein. »Ich werde mitkommen.«
Cersei lächelte. »Ich wusste es.«
Später konnte sie sich nicht erinnern, ihr Zimmer verlassen zu haben oder die Treppe hinuntergegangen zu sein oder den Hof überquert zu haben. Ihre gesamte Aufmerksamkeit schien sie dafür zu brauchen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ser Meryn und Ser Osmund gingen neben ihr, in Mänteln, die so hell waren wie ihr eigener, denen jedoch die Perlen und der Schattenwolf, der einst ihres Vaters Wappen gewesen war, fehlten. Joffrey wartete persönlich auf den Stufen der Burgsepte. Der König war prächtig in Rot und Gold gewandet; seine Krone saß auf seinem Kopf. »Heute bin ich Euer Vater«, verkündete er.
»Das seid Ihr nicht«, entgegnete sie trotzig. »Und Ihr werdet es auch nie sein.«
Seine Miene verfinsterte sich. »Bin ich doch. Ich bin Euer Vater, und ich kann Euch verheiraten, mit wem ich will. Mit jedem. Wenn ich es befehle, heiratet Ihr den Schweinehirten und müsst bei ihm im Stall schlafen.« Seine grünen Augen glitzerten voller Freude. »Oder vielleicht sollte ich Euch Ilyn Payn schenken, würdet Ihr den lieber mögen?«
Ihr Herz wollte stehen bleiben. »Bitte, Euer Gnaden«, flehte sie. »Wenn Ihr mich je geliebt habt, auch nur ein kleines bisschen, verheiratet mich nicht mit Eurem ... «
»... Onkel?« Tyrion Lennister trat durch die Tür der Septe. »Euer Gnaden«, begrüßte er Joffrey. »Gewährt mir einen Augenblick unter vier Augen mit Lady Sansa, wenn Ihr so freundlich wärt?«
Der König wollte es ihm verweigern, doch seine Mutter sah ihn scharf an. Beide zogen sich ein Stück zurück.
Tyrion trug ein Wams aus schwarzem Samt, das mit goldenen Schnörkeln verziert war, kniehohe Stiefel, die ihn drei Zoll größer machten und eine Kette aus Rubinen und Löwenköpfen. Doch die Narbe quer über sein Gesicht war roh und
rot, und seine Nase bestand nur noch aus hässlichem Wundschorf. »Ihr seid wunderschön, Sansa«, sagte er.
»Es ist sehr freundlich von Euch, das zu sagen, Mylord.« Sie wusste nicht, was sie sonst antworten sollte. Soll ich ihm sagen, er sehe stattlich aus? Dann hält er mich für eine Närrin oder für eine Lügnerin. Sie senkte den Blick und schwieg.
»Mylady, dies ist keine Art, Euch zu Eurer Vermählung zu bringen. Das tut mir sehr leid. Und ebenso diese Plötzlichkeit und Heimlichkeit. Mein Hoher Vater hielt es für notwendig, aus Gründen der Staatsraison. Ansonsten wäre ich früher zu Euch gekommen, wie es mein Wunsch war.« Er watschelte näher. »Ihr habt nicht um diese Heirat gebeten, ich weiß. Und ich genauso wenig. Hätte ich mich jedoch geweigert, hätte man Euch mit meinem Vetter Lancel verheiratet. Vielleicht würdet Ihr das bevorzugen. Er ist eher in Eurem Alter und hübscher anzusehen. Sollte das Euer Wunsch sein, sprecht es aus, und ich werde diese Posse beenden.«
Ich will überhaupt keinen Lennister, wollte sie antworten. Ich will Willas, ich will Rosengarten und die Welpen und die Barke, und Söhne, die Eddard und Bran und Rickon heißen . Dann erinnerte sie sich daran, was Dontos ihr im Götterhain erklärt hatte. Tyrell oder Lennister, einerlei, sie wollen nicht mich, sie wollen nur den Anspruch auf mein Erbe. »Ihr seid sehr freundlich, Mylord«, erwiderte sie niedergeschlagen. »Ich bin ein Mündel des Throns, und meine Pflicht ist es, denjenigen zu heiraten, den zu ehelichen mein König mir befiehlt.«
Er betrachtete sie mit seinen ungleichen Augen. »Ich weiß, dass ich kaum die Sorte Ehemann bin, von der ein junges Mädchen träumt, Sansa«, sagte er leise, »aber ich bin auch nicht Joffrey.«
»Nein«, antwortete sie. »Ihr wart stets gut zu mir. Daran erinnere ich mich.«
Tyrion bot ihr
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