Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
die »schnelle, sichere Gerechtigkeit«, die er Rickard Karstark hatte zuteilwerden lassen. Lothars Bastardbruder Walder Strom war dagegen aus anderem Holz geschnitzt: ein barscher, säuerlicher Mann, dem wie dem alten Lord Walder das Misstrauen ins Gesicht geschrieben stand. Er sprach nur selten und widmete den größten Teil seiner Aufmerksamkeit dem Fleisch und dem Met, die ihm vorgesetzt wurden.
Nachdem genug der leeren Worte gewechselt worden waren, entschuldigten sich die Königin und die anderen Westerlings, dann wurden die Überreste des Mahles abgeräumt, und Lothar Frey räusperte sich. »Ehe wir uns der Angelegenheit zuwenden, die uns hergeführt hat, wäre da noch etwas anderes«, begann er feierlich. »Eine ernste Sache, fürchte ich. Ich hatte gehofft, es würde nicht mir zufallen, Euch diese Kunde zu überbringen, aber offensichtlich ist es leider so. Mein Hoher Vater hat einen Brief von seinen Enkeln erhalten.«
Catelyn war so sehr in Trauer um ihre eigenen Angehörigen versunken gewesen, dass sie darüber die beiden Freys, die sie als Mündel aufgenommen hatte, beinahe vergessen hatte. Nicht schon wieder, dachte sie. Mutter, erbarme dich, wie viele Schläge können wir ertragen? Irgendwie wusste sie, dass die
nächsten Worte, die sie anhören musste, ein weiterer Dolch sein würden, den man ihr ins Herz stieß. »Die Enkel aus Winterfell? «, überwand sie sich zu fragen. »Meine Mündel?«
»Walder und Walder, ja. Gegenwärtig sind sie jedoch auf Grauenstein, Mylady. Es schmerzt mich, Euch dies mitzuteilen, aber es hat ein Gefecht stattgefunden. Winterfell ist abgebrannt. «
» Abgebrannt? «, wiederholte Robb ungläubig.
»Eure Lords aus dem Norden haben versucht, die Burg den Eisenmännern wieder abzunehmen. Als Theon Graufreud sah, dass seine Beute verloren war, setzte er die Burg in Brand.«
»Wir haben nichts von diesem Gefecht gehört«, warf Ser Brynden ein.
»Meine Neffen sind jung, das stimmt wohl, aber sie waren dort. Der Große Walder hat den Brief geschrieben, und sein Vetter hat ebenfalls unterzeichnet. So wie sie es darstellen, war es eine blutige Angelegenheit. Euer Kastellan ist gefallen. Ser Rodrik, hieß er so?«
»Ser Rodrik Cassel«, antwortete Catelyn benommen. Diese liebe, tapfere, treue alte Seele . Sie konnte ihn geradezu vor sich sehen, wie er an seinen wilden weißen Backenbart zupfte. »Was ist mit unseren anderen Leuten?«
»Die Eisenmänner haben viele von ihnen getötet, fürchte ich.«
Sprachlos vor Zorn schlug Robb mit der Faust auf den Tisch und wandte das Gesicht ab, damit die Freys seine Tränen nicht sehen konnten.
Aber seiner Mutter entgingen sie nicht. Mit jedem Tag wird die Welt ein wenig dunkler . Catelyns Gedanken schweiften zu Ser Rodriks kleiner Tochter Beth, zu dem unermüdlichen Maester Luwin und dem fröhlichen Septon Chayle, zu Mikken in der Schmiede, Farlen und Palla in den Hundezwingern, der Alten Nan und dem einfältigen Hodor. Das Herz tat ihr weh. »Bitte, nicht alle.«
»Nein«, sagte der Lahme Lothar. »Die Frauen und Kinder haben sich versteckt, und meine Neffen Walder und Walder mit ihnen. Da Winterfell in Schutt und Asche liegt, wurden die Überlebenden von diesem Sohn von Lord Bolton nach Grauenstein zurückgebracht.«
»Boltons Sohn? « Robbs Stimme klang gepresst.
Walder Strom ergriff das Wort. »Ein Bastardsohn, glaube ich.«
»Doch nicht Ramsay Schnee? Hat Lord Roose noch einen anderen Bastard?« Robb zog eine finstere Miene. »Dieser Ramsay war ein Ungeheuer und ein Mörder, und er starb als Feigling. Jedenfalls wurde es mir so berichtet.«
»Darüber weiß ich nichts zu sagen. In jedem Krieg herrscht viel Verwirrung. Falsche Berichte gehen um. Ich kann Euch lediglich sagen, dass meine Neffen behaupten, dieser Bastardsohn von Bolton habe die Frauen und Kinder von Winterfell gerettet. Sie befinden sich sicher auf Grauenstein, alle, die überlebt haben.«
»Theon«, fragte Robb plötzlich. »Was ist mit Theon Graufreud geschehen? Ist er gefallen?«
Der Lahme Lothar breitete die Hände aus. »Das ist mir nicht bekannt, Euer Gnaden. Walder und Walder haben sein Schicksal nicht erwähnt. Vielleicht weiß Lord Bolton Bescheid darüber, falls er Nachricht von seinem Sohn erhalten hat.«
Ser Brynden sagte: »Wir werden ihn danach fragen.«
»Diese Nachricht bedrückt Euch alle sehr, wie ich sehe. Es tut mir leid, dass ich Euch neuen Kummer bereiten musste. Vielleicht sollten wir uns auf morgen vertagen. Unsere Angelegenheit
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