Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
seiner Vasallen und neben seiner Königin stand. Als ihr Sohn sie erblickte, schloss er sie schweigend in die Arme.
»Lord Hoster sah so edel aus wie ein König«, murmelte Jeyne. »Ich wünschte, ich hätte Gelegenheit gehabt, ihn kennen zu lernen.«
»Und ich, ihn besser kennen zu lernen«, fügte Robb hinzu.
»Er hätte sich das auch gewünscht«, sagte Catelyn. »Zwischen Schnellwasser und Winterfell liegen zu viele Meilen.« Und zwischen Schnellwasser und der Ehr zu viele Berge, Flüsse und Heere, scheint es . Lysa hatte ihren Brief nicht beantwortet.
Und auch aus Königsmund kam nur Schweigen. Inzwischen, so hatte sie gehofft, hätten Brienne und Ser Cleos die Stadt mit ihrem Gefangenen erreichen müssen. Es könnte sogar sein, dass sich Brienne bereits mit den Mädchen auf dem Rückweg befand. Ser Cleos hat geschworen, er würde den Gnom dazu bringen, einen Raben abzuschicken, nachdem der Handel abgeschlossen ist . Er hat es geschworen! Raben erreichten nicht immer ihr Ziel. Irgendein Bogenschütze konnte den Vogel erlegt und zum Abendessen gebraten haben. Der Brief, der ihrem Herzen Erleichterung gebracht hätte, lag vielleicht irgendwo neben der Asche eines Lagerfeuers auf einem Haufen Rabenknochen.
Noch mehr Männer warteten, um Robb ihr Beileid auszusprechen, daher trat Catelyn zur Seite, während Lord Jason Mallister, der Großjon und Ser Rolph Spezer nacheinander
mit ihm sprachen. Doch als sich Lothar Frey näherte, zupfte sie ihn am Ärmel. Robb drehte sich um und wartete, was Lothar sagen würde.
»Euer Gnaden.« Lothar Frey war ein rundlicher Mann Mitte dreißig mit eng stehenden Augen, einem Spitzbart und dunklen, schulterlangen Locken. Ein von Geburt an verkümmertes Bein hatte ihm den Namen Lahmer Lothar eingetragen. Während der letzten zwölf Jahre hatte er seinem Vater als Haushofmeister gedient. »Wir stören Euch nur höchst ungern in Eurer Trauer, doch vielleicht würdet Ihr uns heute Abend eine Audienz gewähren?«
»Es wäre mir ein Vergnügen«, antwortete Robb. »Niemals habe ich Feindschaft zwischen uns säen wollen.«
»Und ich wollte niemals der Anlass für eine solche Feindschaft sein«, fügte Königin Jeyne hinzu.
Lothar Frey lächelte. »Ich verstehe, und mein Hoher Vater ebenso. Er hat mir aufgetragen, Euch auszurichten, dass auch er einst jung war und sich sehr wohl daran erinnert, wie es ist, sein Herz an die Schönheit zu verlieren.«
Catelyn bezweifelte sehr, dass Lord Walder so etwas gesagt oder je sein Herz an die Schönheit verloren hatte. Der Lord vom Kreuzweg hatte sieben Ehefrauen überlebt und war nun mit der achten verheiratet, doch er betrachtete sie lediglich als Bettwärmer und Zuchtstuten. Dennoch waren die Worte wohl gewählt, und sie konnte gegen das Kompliment kaum etwas einwenden. Das tat auch Robb nicht. »Euer Vater ist außerordentlich großzügig«, sagte er. »Ich freue mich auf unser Gespräch heute Abend.«
Lothar verneigte sich, küsste der Königin die Hand und zog sich zurück. Inzwischen hatten sich ein Dutzend weiterer Trauergäste versammelt. Robb sprach mit allen, bedankte sich hier, lächelte dort, ganz wie es angebracht war. Erst nachdem der Letzte gegangen war, wandte er sich wieder Catelyn zu. »Es gibt etwas, das ich mit Euch besprechen muss. Würdet Ihr mich ein Stück begleiten?«
»Wie Ihr befehlt, Euer Gnaden.«
»Das war kein Befehl, Mutter.«
»Dann wird es mir ein Vergnügen sein.« Seit seiner Rückkehr nach Schnellwasser behandelte ihr Sohn sie freundlich, doch er suchte sie selten auf. Wenn er sich bei seiner jungen Königin wohler fühlte, konnte sie ihm das kaum vorwerfen. Jeyne bringt ihn zum Lächeln, und ich habe außer Trauer nichts mit ihm zu teilen . Er schien die Gesellschaft der Brüder seiner Gemahlin ebenfalls zu genießen, seines Knappen, des jungen Rollam, und seines Bannerträgers Ser Raynald. Sie treten in die Fußstapfen jener, die er verloren hat , erkannte Catelyn, wenn sie die drei zusammen sah. Rollam hat Brans Platz eingenommen, und Raynald zum Teil Theons und zum Teil den von Jon Schnee. Nur wenn er mit den Westerlings zusammen war, sah sie Robb lächeln oder hörte ihn lachen wie den Jungen, der er noch war. Für die anderen war er stets der König des Nordens, dessen Kopf unter dem Gewicht der Krone gebeugt war, selbst wenn er sie nicht trug.
Robb küsste seine Frau zärtlich, versprach, sich bald in ihren Gemächern zu ihr zu gesellen, und ging mit seiner Hohen Mutter davon. Er lenkte seine
Weitere Kostenlose Bücher