Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Opfer fallt.« Er legte Davos eine fleischige Hand ins Genick und schob ihn gegen das hüfthohe Geländer der Brücke, dann drückte er ein wenig kräftiger zu und drängte das Gesicht des Zwiebelritters über den Hof. »Habt Ihr mich verstanden?«
»Ich habe verstanden«, sagte Davos. Und Ihr wagt es , mich einen Verräter zu nennen?
Ser Axell ließ ihn los. »Gut.« Er lächelte. »Seine Gnaden wartet. Wir sollten ihn nicht ungeduldig werden lassen.«
Ganz oben in der Steintrommel befand sich der große runde Raum, den man den Saal mit der Bemalten Tafel nannte,
und dort fanden sie Stannis Baratheon, der vor ebenjenem antiken Stück stand, welches der Halle ihren Namen verliehen hatte, einer massiven Holzplatte, die in der Form von Westeros gestaltet und bemalt war und das Land darstellte, wie es zu Zeiten Aegons des Eroberers ausgesehen hatte. Ein eisernes Kohlenbecken stand neben dem König, und die Glut verbreitete einen orange-rötlichen Schein. Vier hohe spitze Fenster gingen nach Norden, Süden, Osten und Westen hinaus. Dahinter sah man nur die dunkle Nacht und den sternenübersäten Himmel. Davos hörte den Wind und, leiser, das Rauschen des Meeres.
»Euer Gnaden«, sagte Ser Axell, »wie Ihr wünschtet, habe ich Euch den Zwiebelritter gebracht.«
»Das sehe ich.« Stannis trug ein graues Wollgewand, einen dunkelroten Mantel und einen einfachen Ledergurt, an dem sein Schwert und sein Dolch hingen. Eine rotgoldene Krone mit flammenförmigen Zacken saß auf seiner Stirn. Sein Anblick erschreckte Davos. Verglichen mit dem Mann, den Davos bei Sturmkap verlassen hatte, um zum Schwarzwasser und zu jener Schlacht in See zu stechen, die zu ihrem Verderben geführt hatte, schien er um zehn Jahre gealtert zu sein. Der kurz geschorene Bart des Königs war mit grauem Haar durchsetzt, und er hatte an die fünfundzwanzig Pfund Gewicht verloren, wenn nicht noch mehr. Beleibt war er nie gewesen, doch jetzt drückten sich die Knochen wie Speere durch die Haut und kämpften darum, durchzubrechen. Sogar seine Krone wirkte zu groß für seinen Kopf. Seine Augen waren blaue Gruben, und die Form des Schädels zeichnete sich unter dem Gesicht ab.
Dennoch verzogen sich die Lippen zu einem schwachen Lächeln, als er Davos sah. »Da hat mir die See meinen Ritter des Fisches und der Zwiebeln doch tatsächlich zurückgebracht. «
»In der Tat, Euer Gnaden.« Weiß er überhaupt, dass ich in seinem Kerker gesessen habe? Davos ging auf ein Knie nieder.
»Erhebt Euch, Ser Davos«, befahl Stannis. »Ich habe Euch vermisst, Ser. Ich brauche guten Rat, und auf den Euren konnte ich mich stets verlassen. So sagt mir also ehrlich ... was ist die Strafe für Hochverrat?«
Das Wort hing in der Luft. Ein schreckliches Wort , dachte Davos. Wurde er gefragt, um seinen Zellengenossen zu verurteilen? Oder womöglich sich selbst? Könige kennen die Strafe für Hochverrat besser als jeder andere Mann. »Hochverrat?«, brachte er schließlich schwach hervor.
»Wie würdet Ihr es sonst nennen, Euren König zu verleugnen und zu versuchen, ihm seinen rechtmäßigen Thron zu rauben? Ich frage Euch erneut ... was ist dem Gesetze nach die Strafe für Hochverrat?«
Davos blieb keine andere Wahl, er musste antworten. »Der Tod«, sagte er, »Die Strafe ist der Tod, Euer Gnaden.«
»So ist es stets gewesen. Ich bin nicht ... ich bin nicht grausam, Ser Davos. Ihr kennt mich. Kennt mich lange. Dies ist nicht mein Gesetz. Es war schon immer so, seit Aegons Tagen und davor. Daemon Schwarzfeuer, die Brüder Toyn, der Geierkönig, Großmaester Hareth – Hochverräter haben stets mit dem Leben gebüßt – sogar Rhaenyra Targaryen. Sie war die Tochter eines Königs und die Mutter von zwei weiteren, und dennoch starb sie den Tod eines Hochverräters, weil sie versuchte, sich die Krone ihres Bruders aufs Haupt zu setzen. Das ist das Gesetz. Gesetz , Davos. Keine Grausamkeit.«
»Ja, Euer Gnaden.« Er spricht nicht von mir. Einen Augenblick lang empfand Davos Mitleid für seinen Zellenkameraden unten in der Finsternis. Er wusste, dass er schweigen sollte, doch er war müde und krank am Herzen, und so hörte er sich selbst sagen: »Herr, Lord Florent wollte keinen Verrat begehen.«
»Haben Schmuggler einen anderen Namen dafür? Ich habe ihn zu meiner Hand gemacht, und er wollte mein Erbrecht für eine Schüssel Erbsenbrei verschachern. Er hätte ihnen sogar Sharin gegeben. Mein einziges Kind, er hätte es mit einem Bastard
verheiratet, der durch Inzest
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