Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
allezeit treu zu dienen, mir mit ehrlichem Rat zur Seite zu stehen und ohne Zögern zu gehorchen, meine Rechte und mein Reich in großen und kleinen Schlachten gegen alle Feinde zu verteidigen, mein Volk zu beschützen und meine Widersacher zu bestrafen?«
»Ich schwöre es, Euer Gnaden.«
»So erhebt Euch wieder, Davos Seewert, und erhebt Euch als Lord vom Regenwald, Admiral der Meerenge und Hand des Königs.«
Einen Augenblick lang konnte sich Davos vor Verblüffung nicht rühren. Heute Morgen noch bin ich in seinem Kerker aufgewacht . »Euer Gnaden, Ihr könnt doch nicht ... ich bin nicht geeignet, die Hand des Königs zu sein.«
»Kein Mann wäre besser dafür geeignet.« Stannis schob Lichtbringer in die Scheide, reichte Davos die Hand und zog ihn auf die Beine.
»Ich bin von niederer Geburt«, erinnerte Davos ihn. »Ein Emporkömmling, ein ehemaliger Schmuggler. Eure Lords werden mir niemals gehorchen.«
»Dann werden wir neue Lords ernennen.«
»Aber ... ich kann nicht lesen ... und nicht schreiben ... «
»Maester Pylos kann für Euch lesen. Was das Schreiben betrifft, so hat sich meine letzte Hand um Kopf und Kragen geschrieben. Alles, was ich von Euch verlange, sind die Dinge,
die Ihr mir schon immer gewährt habt: Ehrlichkeit. Treue. Dienste.«
»Sicherlich gibt es jemand Besseren ... einen großen Lord ...«
Stannis schnaubte. »Bar Emmon, den Knaben? Meinen treulosen Großvater? Celtigar hat mich verlassen, der neue Velaryon ist sechs Jahre alt, und der neue Sonnglas ist nach Volantis gesegelt, nachdem ich seinen Bruder verbrannt habe.« Er winkte zornig ab. »Einige gute Männer bleiben noch, das stimmt. Ser Gilbert Farring hält weiterhin Sturmkap für mich, zusammen mit zweihundert Getreuen. Lord Morrigen, der Bastard von Nachtlied, der junge Chyttering, mein Vetter Andru... Aber keinem von ihnen vertraue ich so sehr wie Euch, Mylord vom Regenwald. Ihr werdet meine Hand sein. Euch will ich in der kommenden Schlacht an meiner Seite wissen.«
Die nächste Schlacht wird unser aller Ende sein , dachte Davos. Wenigstens das hat Lord Alester richtig erkannt . »Euer Gnaden haben mich um ehrlichen Rat gebeten. In aller Ehrlichkeit also ... uns mangelt es an der Stärke, erneut gegen die Lennisters in die Schlacht zu ziehen.«
»Es ist die Große Schlacht, über die Seine Gnaden spricht«, sagte eine weibliche Stimme, in der der Akzent des Ostens mitschwang. Melisandre stand in rote Seide und schimmernden Satin gehüllt an der Tür und hielt einen zugedeckten Silberteller in den Händen. »Diese kleinen Kriege sind lediglich Streitereien unter Kindern, verglichen mit dem, was uns bevorsteht. Derjenige, dessen Name nicht ausgesprochen werden darf, sammelt seine Kräfte, Davos Seewert, Kräfte, die vernichtend und böse und über alle Maßen stark sind. Bald kommen die Kälte und die Nacht, die niemals endet.« Sie stellte den Silberteller auf die Bemalte Tafel. »Wenn nicht aufrechte Männer den Mut finden, dagegen anzukämpfen. Männer mit Herzen aus Feuer.«
Stannis starrte auf den Silberteller. »Sie hat es mir gezeigt, Lord Davos. In den Flammen.«
» Ihr habt es selbst gesehen, Herr?« In solchen Angelegenheiten log Stannis Baratheon nicht.
»Mit meinen eigenen Augen. Nach der Schlacht, als ich der Verzweiflung anheimfiel, hat mich die Lady Melisandre gebeten, einen Blick in das Feuer im Kamin zu werfen. Der Kamin zog kräftig, Aschestückchen erhoben sich aus dem Feuer. Ich habe sie angestarrt und bin mir halb wie ein Narr vorgekommen, doch sie forderte mich auf, genauer hinzusehen, und ... die Asche war weiß und stieg empor, und trotzdem war es mit einem Mal, als würde sie fallen. Schnee , dachte ich. Dann schienen die Funken in der Luft zu kreisen, sich zu einem Ring aus Fackeln zusammenzuschließen, und ich blickte durch das Feuer auf einen hohen Hügel in einem Wald. Die Kohlestücke hatten sich in schwarz gekleidete Männer verwandelt, die hinter den Fackeln standen, und ich sah Schemen, die durch den Schnee schlichen. Trotz aller Wärme des Feuers war mir so schrecklich kalt, dass ich zitterte, und dann war meine Vision vergangen, und die Flammen waren wieder ein normales Feuer. Aber was ich gesehen hatte, war wirklich, darauf würde ich mein Königreich verwetten.«
»Und das habt Ihr auch getan«, fügte Melisandre hinzu. Die Überzeugung, die in der Stimme des Königs lag, erschütterte Davos bis ins Mark. »Ein Hügel im Wald ... Schemen im Schnee ... ich weiß nicht ...
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