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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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gehörte in die Septe.
    Ihretwegen hatte Ned eine kleine Septe gebaut, in der sie für die Sieben Gesichter Gottes singen konnte, doch in den Adern der Starks floss noch das Blut der Ersten Menschen, und seine Götter waren die alten, die namenlosen, gesichtslosen Götter des Grünen Waldes, den sie mit den verschwundenen Kindern des Waldes teilten.
    In der Mitte des Hains ragte ein uralter Wehrholzbaum über einem kleinen Teich auf, in dem das Wasser schwarz und kalt war. »Der Herzbaum«, wie Ned ihn nannte. Die Borke von Wehrholz war weiß wie Knochen, seine Blätter waren dunkelrot wie tausend blutverschmierte Hände. In den Stamm des großen Baums war ein Gesicht geschnitzt, dessen Züge lang und melancholisch waren, die tief liegenden Augen rot vom getrockneten Harz und merkwürdig wachsam. Sie waren alt, diese Augen, älter selbst als Winterfell. Sie hatten gesehen, wie Brandon, der Erbauer, den ersten Stein gesetzt hatte, falls die Geschichten stimmten. Sie hatten gesehen, wie die Granitmauern der Burg um sie herum gewachsen waren. Es hieß, die Kinder des Waldes hätten die Gesichter während der frühen Jahrhunderte in die Bäume geschnitzt, noch bevor die Ersten Menschen die Meerenge überquert hatten.
    Im Süden waren die letzten Wehrbäume schon vor tausend Jahren geschlagen oder niedergebrannt worden, nur nicht auf der Insel der Gesichter, wo die grünen Männer ihre stille Wacht hielten. Hier oben war es anders. Hier hatte jede Burg ihren Götterhain, jeder Götterhain hatte seinen Herzbaum und jeder Herzbaum sein Gesicht.
    Catelyn fand ihren Mann unter dem Wehrholzbaum auf einem moosbedeckten Stein sitzen. Das Großschwert Eis lag auf seinem Schoß, und er reinigte die Klinge in diesem Wasser,
das so schwarz war wie die Nacht. Tausend Jahre Humus bedeckten den Boden des Götterhains, schluckten die Schritte ihrer nackten Füße, doch die roten Augen des Wehrbaums schienen ihr zu folgen, als sie näher kam. »Ned«, rief sie ihn leise.
    Er hob den Kopf, um sie anzusehen. »Catelyn«, sagte er. Seine Stimme klang kühl und förmlich. »Wo sind die Kinder? «
    Immer fragte er sie das. »In der Küche. Sie streiten um die Namen für die Wolfswelpen.« Dabei breitete sie ihren Umhang auf dem Waldboden aus und setzte sich an den Teich, mit dem Rücken zum Wehrbaum. Sie spürte die Augen, die sie beobachteten, doch gab sie sich alle Mühe, nicht auf sie zu achten. »Arya ist schon verliebt, Sansa ist entzückt und dankbar, nur Rickon ist sich noch nicht ganz sicher.«
    »Fürchtet er sich?«, fragte Ned.
    »Ein wenig«, räumte sie ein. »Er ist doch erst drei.«
    Ned legte die Stirn in Falten. »Er muss lernen, sich seiner Angst zu stellen. Er wird nicht ewig drei sein. Und der Winter naht.«
    »Ja«, gab Catelyn ihm Recht. Die Worte ließen sie erschauern, wie sie es stets taten. Der Sinnspruch der Starks. Jedes Adelsgeschlecht hatte seinen Sinnspruch. Familienmottos, Streichsteine, allerlei Gebete, die mit Ehre und Ruhm prahlten, Loyalität und Wahrheitsliebe versprachen, Treue und Mut schworen. Nicht so die Starks. Der Winter naht lauteten die Worte der Starks. Nicht zum ersten Mal dachte sie, welch seltsame Menschen diese Nordmänner doch waren.
    »Der Mann ist gut gestorben, das muss ich ihm lassen«, sagte Ned. Er hielt einen Streifen öligen Leders in einer Hand. Beim Sprechen wischte er leicht an seinem Großschwert entlang, polierte das Metall zu dunklem Glanz. »Um Brans willen war ich froh. Ihr wäret stolz auf Bran gewesen.«
    »Ich bin immer stolz auf Bran«, erwiderte Catelyn und betrachtete das Schwert, während er es putzte. Sie konnte die Maserung tief im Stahl erkennen, wo das Metall beim
Schmieden hundert Mal gefaltet worden war. Catelyn hatte für Schwerter nichts übrig, doch konnte sie nicht abstreiten, dass Eis eine ganz eigene Schönheit besaß. Es war in Valyria geschmiedet worden, vor dem Untergang des alten Freistaates, als die Schmiede ihr Metall ebenso mit Zauberei wie mit dem Hammer bearbeiteten. Vierhundert Jahre war es alt und scharf wie an dem Tag, als es geschmiedet worden war. Der Name, den es trug, war noch weit älter, ein Erbe aus der Zeit der Helden, als die Starks Könige des Nordens waren.
    »Er war der vierte in diesem Jahr«, sagte Ned grimmig. »Der arme Mann war halb verrückt. Irgendetwas hat ihn derart in Angst und Schrecken versetzt, dass ich ihn mit Worten nicht erreichen konnte.« Er seufzte. »Ben schreibt, die Stärke der Nachtwache sei auf unter tausend

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