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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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schief da. Richte dich auf.« Mit den Händen schob er ihre Schultern zurück. »Zeig ihnen, dass du eine Frau geworden bist.« Sanft strichen seine Finger über ihre knospenden Brüste und umfassten eine Brustwarze. »Du wirst mich heute Abend nicht enttäuschen. Falls du es doch tust, wird es dir übel bekommen. Du willst den Drachen doch nicht wecken, oder?« Seine Finger kniffen sie schmerzlich fest durch den groben Stoff. »Oder?« , wiederholte er.
    »Nein«, gab sie demütig zurück.
    Ihr Bruder lächelte. »Gut.« Er strich ihr über das Haar, fast liebevoll. »Wenn man die Geschichte meiner Regentschaft schreibt, süßes Schwesterchen, wird es heißen, sie habe in der heutigen Nacht begonnen.«
    Als er fort war, trat Dany ans Fenster und blickte wehmütig hinaus auf die Fluten in der Bucht. Die quadratischen Steintürme von Pentos zeichneten sich schwarz gegen die untergehende Sonne ab. Dany konnte den Gesang der roten Priester hören, als diese die Nachtfeuer entzündeten, und das Geschrei zerlumpter Kinder, die unter den Mauern des Anwesens spielten. Einen Moment lang wünschte sie, sie könnte dort draußen bei ihnen sein, barfuß und atemlos
und in Fetzen gekleidet, ohne Vergangenheit und ohne Zukunft und ohne dieses Fest, an dem sie in Khal Drogos Villa teilnehmen sollte.
    Irgendwo hinter dem Sonnenuntergang, jenseits der Meerenge, lag ein Land grüner Hügel, blumenübersäter Weiden und großer, rauschender Flüsse, in dem Türme aus dunklem Stein inmitten blaugrauer Berge aufragten und Ritter in Rüstungen unter den Bannern ihrer Lords in die Schlacht ritten. Die Dothraki nannten dieses Land Rhaesh Andahli , das Land der Andalen. In den Freien Städten sprach man von Westeros und den Königreichen der Abenddämmerung. Ihr Bruder hatte einen schlichteren Namen. »Unser Land«, nannte er es. Diese Worte waren für ihn wie ein Gebet. Wenn er sie oft genug sagte, würden die Götter sie sicher erhören. »Unser, des Blutrechtes wegen, durch Verrat von uns genommen, dennoch unser, auf ewig unser. Man bestiehlt den Drachen nicht, o nein. Der Drache vergisst nichts.«
    Und vielleicht erinnerte sich der Drache tatsächlich, doch Dany erinnerte sich nicht. Das Land, von dem ihr Bruder sagte, es gehöre ihnen, hatte sie selbst nie gesehen, dieses Reich jenseits der Meerenge. Diese Orte, von denen er sprach, Casterlystein und Hohenehr, Rosengarten und das Tal von Arryn, Dorne und die Insel der Gesichter, sie alle waren für sie nur Namen. Viserys war ein Junge von acht Jahren gewesen, als sie aus Königsmund fliehen mussten, um den vorrückenden Armeen des Usurpators, des Thronräubers, zu entkommen, doch Daenerys hatte noch nicht einmal den Bauch ihrer Mutter gewölbt.
    Manchmal stellte sich Dany vor, wie es gewesen war, so oft schon hatte ihr Bruder die Geschichte erzählt. Die Flucht nach Drachenstein, als das Mondlicht auf den schwarzen Segeln des Schiffes schimmerte. Ihr Bruder Rhaegar rang mit dem Usurpator in den blutigen Fluten des Trident und starb für die Frau, die er liebte. Die Plünderung von Königsmund durch diejenigen, die Viserys die »Hunde des Usurpators« nannte, die Lords Lennister und Stark. Prinzessin Elia von
Dorne flehte um Gnade, als man ihr Rhaegars Erben von der Brust riss und vor ihren Augen mordete. Die polierten Schädel der letzten Drachen, die blicklos von den Wänden des Thronsaals starrten, während der Königsmörder des Vaters Kehle mit goldenem Schwert durchschnitt.
    Neun Monate nach der Flucht kam sie auf Drachenstein an einem Tag zur Welt, als ein tosender Sommersturm drohte, die Inselfestung zu zerschmettern. Man sagte, der Sturm sei fürchterlich gewesen. Die Flotte der Targaryen wurde zerschlagen, während sie vor Anker lag, und riesige Steinblöcke wurden aus den Brüstungen gerissen und stürzten in die wilden Fluten der Meerenge. Ihre Mutter war gestorben, als sie ihr das Leben schenkte, und das hatte der Bruder ihr nie verziehen.
    Selbst an Drachenstein erinnerte sie sich nicht. Wieder waren sie geflohen, kurz bevor der Bruder des Usurpators mit seiner nagelneuen Flotte die Segel setzte. Mittlerweile war ihnen allein Drachenstein, der alte Sitz ihres Geschlechts, von den Sieben Königslanden geblieben, die einst die ihren gewesen waren. Doch auch das sollte nicht lange währen. Die Garnison hatte sie an den Usurpator verkaufen wollen, doch eines Nachts war Ser Willem Darry mit vier getreuen Männern in das Kinderzimmer eingedrungen, hatte sie beide zusammen mit

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