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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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kleine Pfahlbaumann, hatte ihre Hand aus seiner gelöst. Daran konnte Ned sich nicht erinnern. »Ich bringe ihr Blumen, wann immer ich kann«, sagte er. »Lyanna war … sie liebte Blumen.«
    Der König berührte ihre Wange, und seine Finger strichen so sanft über den groben Stein, als wäre dieser lebendige Haut. »Ich habe geschworen, Rhaegar für das zu töten, was er ihr angetan hat.«
    »Du hast es getan«, erinnerte Ned ihn.
    »Einmal nur«, sagte Robert bitter.
    Sie waren sich an der Furt des Trident begegnet, während um sie herum die Schlacht tobte, Robert mit seinem Streithammer und dem großen Geweihhelm, der Targaryen ganz in schwarzer Rüstung. Auf seiner Brustplatte war der dreiköpfige Drache seines Geschlechts zu sehen, mit Rubinen überzogen, die im Sonnenlicht wie Feuer blitzten. Rot färbten sich die Fluten des Trident um die Hufe ihrer Rösser, als sie einander umkreisten und aufeinanderprallten, wieder und immer wieder, bis endlich ein berstender Hieb von Roberts Hammer den Drachen und die Brust darunter traf. Als Ned schließlich hinzukam, lag Rhaegar tot im Strom, während Männer beider Armeen in den tosenden Fluten nach den Rubinen scharrten, die aus seinem Panzer gebrochen waren.
    »In meinen Träumen töte ich ihn jede Nacht«, gestand Robert. »Tausende Tode wären noch immer weniger, als er verdient. «
    Es gab nichts, was Ned dazu hätte sagen können. Nach einigem Schweigen meinte er: »Wir sollten umkehren, Majestät. Eure Frau wird schon warten.«
    »Sollen die Anderen meine Frau holen«, murmelte Robert säuerlich, doch machte er sich mit schweren Schritten auf den Weg, den sie gekommen waren. »Und wenn ich noch einmal Majestät von dir höre, lasse ich deinen Kopf auf einen Stecken spießen. Wir bedeuten einander mehr als das.«

    »Ich habe es nicht vergessen«, erwiderte Ned leise. Als der König nicht antwortete, sagte er: »Erzähl mir von Jon.«
    Robert schüttelte den Kopf. »Noch nie habe ich gesehen, wie ein Mann so schnell verfallen ist. Wir hatten ein Turnier am Namenstag meines Sohnes. Hättest du Jon da gesehen, hättest du geschworen, dass er ewig lebt. Vierzehn Tage später war er tot. Die Krankheit erhob sich wie eine Feuersbrunst in seinem Gedärm. Sie hat sich geradewegs durch ihn hindurchgebrannt.« An einer Säule blieb er stehen, vor dem Sarg eines lang verstorbenen Stark. »Ich habe den alten Mann geliebt.«
    »Das haben wir beide getan.« Ned wartete einen Moment. »Catelyn fürchtet um ihre Schwester. Wie trägt Lysa ihre Trauer?«
    Um Roberts Mund erschien ein bitterer Zug. »Nicht gut, um die Wahrheit zu sagen«, gestand er. »Ich glaube, Jon zu verlieren, hat die Frau um den Verstand gebracht, Ned. Sie hat den Jungen mit zurück auf die Ehr genommen. Gegen meinen Wunsch. Ich hatte gehofft, ich könnte ihn Tywin Lennister in Casterlystein anvertrauen. Jon hat keine Brüder, keine weiteren Söhne. Sollte ich zulassen, dass er von Frauen aufgezogen wird?«
    Ned hätte ein Kind eher einer Schlange als Lord Tywin anvertraut, doch ließ er seine Zweifel unausgesprochen. Manch alte Wunde heilt niemals wirklich und blutet beim leisesten Wort. »Die Frau hat ihren Mann verloren«, sagte er vorsichtig. »Vielleicht fürchtete die Mutter, den Sohn nun ebenfalls zu verlieren. Der Junge ist noch sehr klein.«
    »Sechs Jahre und kränklich und – mögen uns die Götter gnädig sein – Lord über Hohenehr«, fluchte der König. »Lord Tywin hatte noch nie ein Mündel zu sich genommen. Lysa hätte sich geehrt fühlen sollen. Die Lennisters sind ein großes und edles Geschlecht. Sie hat sich geweigert, auch nur davon zu hören. Dann ist sie mitten in der Nacht abgereist, ohne sich zu verabschieden. Cersei war außer sich.« Er seufzte tief. »Der Junge ist mein Namensvetter, wusstest du
das? Robert Arryn. Ich habe geschworen, ihn zu beschützen. Wie kann ich das, wenn seine Mutter ihn verschleppt?«
    »Ich werde ihn als Mündel nehmen, wenn Ihr wollt«, sagte Ned. »Damit sollte Lysa einverstanden sein. Sie und Catelyn standen sich als Mädchen sehr nahe, und auch sie wäre uns willkommen.«
    »Ein großzügiges Angebot, mein Freund«, sagte der König, »doch kommt es zu spät. Lord Tywin hat bereits sein Einverständnis erklärt. Den Jungen andernorts unterzubringen wäre eine schwere Beleidigung.«
    »Das Wohlergehen meines Neffen liegt mir mehr am Herzen als der Stolz der Lennisters«, erklärte Ned.
    »Weil du nicht mit einer Lennister schläfst«, lachte Robert.

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