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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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sagte Ned respektvoll. Er schwang die Laterne in weitem Halbkreis. Schatten taumelten und schwankten. Flackerndes Licht fiel auf die Steine zu ihren Füßen und strich über eine lange Prozession von Granitpfeilern, die paarweise in die Dunkelheit vorausmarschierten. Zwischen den Säulen saßen die Toten auf ihren steinernen Thronen an den Wänden, mit den Rücken an die Grabstätten gelehnt, die
ihre sterblichen Überreste bargen. »Sie ist hinten am Ende, bei Vater und Brandon.«
    Er lief zwischen den Säulen voraus, und Robert folgte wortlos, fror in der unterirdischen Kälte. Hier unten war es stets kalt. Ihre Schritte hallten im Gewölbe über ihnen nach, während sie sich unter die Toten des Hauses Stark mischten. Die Lords von Winterfell sahen sie vorüberziehen. Ihre Ebenbilder waren in den Stein gemeißelt, der die Gräber versiegelte. In langen Reihen saßen sie da, starrten mit blinden Augen in ewige Finsternis, während große, steinerne Schattenwölfe sich um ihre Füße scharten. Die schwankenden Schatten ließen die Steinfiguren aussehen, als bewegten sie sich, wenn die Lebenden vorübergingen.
    Aus alter Sitte hatte man jedem, der Lord von Winterfell gewesen war, ein eisernes Langschwert auf den Schoß gelegt, um die rachsüchtigen Geister in ihrer Gruft zu halten. Das älteste war lange schon vom Rost zerfressen, und nur noch ein paar rote Flecken waren zurückgeblieben, wo das Metall auf Stein gelegen hatte. Ned fragte sich, ob es bedeutete, dass sich diese Geister nun frei in seiner Burg bewegen konnten. Er hoffte es nicht. Die ersten Lords von Winterfell waren so hart gewesen wie das Land, über das sie herrschten. In den Jahrhunderten, bevor die Drachenlords über das Meer kamen, hatten sie sich niemandem unterwerfen müssen und sich selbst zu Königen des Nordens gemacht.
    Schließlich blieb Ned stehen und hob die Öllaterne in die Höhe. Die Gruft führte noch weiter in die Finsternis vor ihnen, doch von hier an waren die Gräber leer und unverschlossen. Schwarze Gruben erwarteten ihre Toten, warteten auf ihn und seine Kinder. Daran mochte Ned nicht denken. »Hier«, erklärte er seinem König.
    Robert nickte leise, kniete nieder und neigte den Kopf.
    Es waren drei Gräber, Seite an Seite. Lord Rickard Stark, Neds Vater, hatte ein langes, ernstes Gesicht. Der Steinmetz hatte ihn gut gekannt. In stiller Würde saß er da, die steinernen Finger hielten das Schwert auf seinem Schoß, doch im
Leben hatten Schwerter ihm kein Glück gebracht. In zwei kleineren Gräbern zu beiden Seiten lagen seine Kinder.
    Brandon war zwanzig gewesen, als er starb, erdrosselt auf Befehl des Irren Königs Aerys Targaryen, nur wenige kurze Tage, bevor er Catelyn Tully von Schnellwasser heiraten sollte. Seinen Vater hatte man gezwungen zuzusehen, wie er starb. Brandon war der wahre Erbe gewesen, der Älteste, zum Herrschen geboren.
    Lyanna war erst sechzehn gewesen, ein unvorstellbar liebreizendes Kind von einer Frau. Ned hatte sie von ganzem Herzen geliebt. Robert hatte sie sogar noch mehr geliebt. Sie hatte seine Braut werden sollen.
    »Sie war hübscher als das«, sagte der König nach einigem Schweigen. Sein Blick ruhte auf Lyannas Gesicht, als könnte er sie mit seinem Willen wieder zum Leben erwecken.
    Schließlich erhob er sich, unbeholfen wegen seines Gewichts. »Ach, verflucht, Ned, musstest du sie an einem solchen Ort begraben?« Seine Stimme war heiser vor Trauer. »Sie verdient Besseres als diese Dunkelheit …«
    »Sie war eine Stark von Winterfell«, erwiderte Ned leise. »Sie gehört hierher.«
    »Sie sollte irgendwo auf einem Hügel liegen, unter einem Obstbaum, mit der Sonne und den Wolken über ihr, und dem Regen, der sie rein wäscht.«
    »Ich war bei ihr, als sie starb«, erinnerte Ned den König. »Sie wollte heimkehren und neben Brandon und Vater ruhen. « Manchmal konnte er ihre Worte noch hören. Versprich es mir, hatte sie geweint, in einem Zimmer, das nach Blut und Rosen roch. Versprich es mir, Ned. Das Fieber hatte ihr die Kraft geraubt, und ihre Stimme war schwach wie ein Flüstern gewesen, doch als er ihr das Versprechen gab, war die Angst in den Augen seiner Schwester verflogen. Ned erinnerte sich daran, wie sie ihn angelächelt hatte, wie fest ihre Finger die seinen umfassten, als sie das Leben losließ, ihr die Rosenblätter aus der Hand glitten, tot und schwarz. Danach erinnerte er sich an nichts mehr. Man hatte ihn gefunden, mit
der Toten im Arm, schweigend vor Trauer. Howland Reet, der

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