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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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des letzten Königs, den er erschlagen hatte, deren Treue fraglich war.

    Die Feinde begegneten einander auf der weiten Steppe der »Weite«, inmitten goldener Felder erntereifen Getreides. Als die beiden Könige angriffen, erbebte Targaryens Armee, zerstob und ergriff die Flucht. Für einige Augenblicke, so schrieben die Chronisten, fand die Schlacht ihr Ende … doch nur für diese kurzen Augenblicke, bis Aegon Targaryen und seine Schwestern in die Schlacht eingriffen.
    Es war das einzige Mal, dass Vhagar, Meraxes und Balerion gleichzeitig losgelassen wurden. Die Sänger nannten es »Das Feld des Feuers«.
    Fast viertausend Mann waren an jenem Tag verbrannt, unter ihnen König Mern von der Weite. König Loren war entkommen und lebte noch so lange, dass er kapitulieren, den Targaryen Treue geloben und einen Sohn zeugen konnte, wofür Tyrion gebührend dankbar war.
    »Warum lest Ihr so viel?«
    Beim Klang der Stimme blickte Tyrion auf. Jon Schnee stand einige Schritte entfernt und betrachtete ihn neugierig. Er schloss das Buch, klemmte einen Finger zwischen die Seiten und sagte: »Sieh mich an und sag mir, was du siehst.«
    Argwöhnisch sah der Junge ihn an. »Soll das ein Trick sein? Ich sehe Euch. Tyrion Lennister.«
    Tyrion seufzte. »Für einen Bastard bist du bemerkenswert höflich, Schnee. Was du siehst, ist ein Zwerg. Wie alt bist du, zwölf?«
    »Vierzehn«, sagte der Junge.
    »Vierzehn, und du bist größer, als ich je sein werde. Meine Beine sind kurz und verkrüppelt, und ich kann nur mit großen Schwierigkeiten laufen. Ich brauche einen speziellen Sattel, damit ich nicht vom Pferd falle. Einen Sattel, den ich selbst entworfen habe, was dich vielleicht interessieren könnte. Mir blieb nur das oder ein Pony zu reiten. Meine Arme sind kräftig, aber auch sie sind zu kurz. Nie werde ich ein Krieger. Wäre ich als Bauernsohn geboren, hätte man mich vielleicht zum Sterben ausgesetzt oder in das Absurditätenkabinett eines Sklavenhändlers verkauft. Jedoch bin ich
als ein Lennister von Casterlystein geboren, und so gehen die Absurditäten meiner verlustig. Bestimmte Dinge werden von mir erwartet. Mein Vater war zwanzig Jahre lang die Rechte Hand des Königs. Mein Bruder hat später, wie sich herausstellen sollte, ebenjenen König erschlagen, doch ist das Leben voll Ironie des Schicksals. Meine Schwester hat den neuen König geheiratet, und mein widerwärtiger Neffe wird nach ihm König werden. Ich muss meinen Teil zur Ehre meiner Familie beitragen, meinst du nicht? Doch wie? Nun, meine Beine sind zu klein für meinen Körper, aber mein Kopf ist zu groß, obwohl ich lieber glaube, dass er für meinen Verstand gerade die richtige Größe hat. Ich schätze meine Stärken und Schwächen sehr realistisch ein. Mein Verstand ist meine Waffe. Mein Bruder hat sein Schwert, König Robert hat seinen Streithammer, und ich habe meinen Verstand … wie ein Schwert den Wetzstein braucht ein Verstand Bücher, um seine Schärfe zu behalten.« Tyrion tippte auf den Ledereinband des Buches. »Deshalb lese ich so viel, Jon Schnee.«
    Der Junge nahm das alles schweigend in sich auf. Er hatte das Gesicht eines Stark, wenn auch nicht dessen Namen: lang, ernst, gefasst, ein Gesicht, das nicht viel preisgab. Wer auch immer seine Mutter gewesen sein mochte, viel von sich hatte sie nicht in ihrem Sohn hinterlassen. »Worüber lest Ihr?«, fragte er.
    »Drachen«, erklärte Tyrion.
    »Wozu soll das gut sein? Es gibt keine Drachen mehr«, sagte der Junge mit der leichtfertigen Gewissheit der Jugend.
    »So sagt man«, erwiderte Tyrion. »Traurig, nicht wahr? Als ich in deinem Alter war, habe ich oft davon geträumt, einen eigenen Drachen zu besitzen.«
    »Habt Ihr?«, fragte der Junge voller Misstrauen. Vielleicht glaubte er, Tyrion mache sich über ihn lustig.
    »O ja, selbst ein verkrüppelter, hässlicher kleiner Junge kann auf die Welt hinuntersehen, wenn er auf dem Rücken eines Drachen sitzt.« Tyrion schob das Bärenfell beiseite und
stand auf. »Früher habe ich unten in den Gängen von Casterlystein Feuer entfacht, stundenlang in die Flammen gestarrt und so getan, als wären es Drachenfeuer. Manchmal habe ich mir vorgestellt, mein Vater würde brennen. Manchmal auch meine Schwester.« Jon Schnee starrte ihn an mit einem Blick, der zu gleichen Teilen sein Entsetzen wie auch seine Faszination zeigte. Tyrion lachte schallend. »Sieh mich nicht so an, Bastard. Ich kenne dein Geheimnis. Du hast selbst schon solche Träume

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