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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Helm ab, und er sagte zu mir: ›Fürchtet Euch nicht, Stark. Ich habe ihn nur für unseren Freund Robert warm gehalten. Ohnehin ist es kein sonderlich bequemer Platz.‹«
    Der König warf den Kopf in den Nacken und grölte. Sein Gelächter schreckte einen Krähenschwarm im hohen, braunen Gras auf. Mit wildem Flügelschlag stiegen sie in die Lüfte auf. »Du meinst, ich sollte Lennister misstrauen, weil er ein paar Augenblicke lang auf meinem Thron gesessen hat?« Wieder bebte er vor Lachen. »Jaime war kaum siebzehn, Ned. Fast noch ein Kind.«
    »Kind oder Mann, er hatte kein Recht, auf dem Thron zu sitzen.«
    »Vielleicht war er müde«, gab Robert zurück. »Könige zu töten, ist ein ermüdendes Geschäft. Die Götter wissen, dass in diesem vermaledeiten Saal sonst keine Bank ist, auf der man seinen Arsch ausruhen kann. Und er hat die Wahrheit gesprochen: Es ist ein grauenvoll unbequemer Stuhl. In mehr als einer Hinsicht.« Der König schüttelte den Kopf. »Nun, jetzt kenne ich Jaimes finstere Sünde, und wir können die Sache vergessen. Ich habe ehrlich genug von Geheimnissen und Zank und Staatsaffären, Ned. Das alles ist so öde wie das Münzenzählen. Komm, reiten wir, früher wusstest du doch, wie es geht. Ich will den Wind wieder in meinen Haaren spüren.« Er trieb sein Pferd an und galoppierte über das Hügelgrab hinweg, dass es in seinem Rücken Erde regnete.
    Einen Moment lang folgte Ned ihm nicht. Ihm waren die Worte ausgegangen, und er sah sich von einem maßlosen Gefühl der Hilflosigkeit erfüllt. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, was er hier tat und wozu er hergekommen war. Er war nicht Jon Arryn, der die Wildheit seines Königs zügelte und ihn die Weisheit lehrte. Robert würde tun, was ihm beliebte, wie er es von jeher tat, und nichts von allem, was Ned sagen oder tun konnte, würde etwas daran ändern. Er
gehörte nach Winterfell. Er gehörte zu Catelyn in ihrer Trauer, und zu Bran.
    Doch konnte ein Mann nicht immer dort sein, wohin er gehörte. Resigniert stieß Eddard Stark seinem Pferd die Stiefel in die Seiten und jagte dem König nach.

TYRION
    Der Norden nahm kein Ende.
    Tyrion Lennister kannte die Karten so gut wie kaum jemand, doch zwei Wochen auf dem verwilderten Pfad, der hier oben als Königsweg galt, hatten ihm die Lektion erteilt, dass die Karte das eine war und das Land etwas ganz anderes.
    Sie brachen am selben Tag wie der König in Winterfell auf, inmitten des Tumultes der königlichen Abreise, ritten aus zum Gebrüll der Männer und dem Schnauben der Pferde, zum Rasseln der Wagen und Knarren der mächtigen Kutsche, während leichter Schneefall sie umflog. Der Königsweg lag gleich neben der Burg und der Stadt. Dort wandten sich die Banner und Wagen und Kolonnen von Rittern und Edelfreien dem Süden zu und nahmen den Tumult mit sich, während Tyrion mit Benjen Stark und dessen Neffen nach Norden ausscherte.
    Danach war es kälter geworden und erheblich stiller.
    Westlich der Straße lagen Flinthügel, grau und zerklüftet, mit hohen Wachtürmen auf ihren felsigen Gipfeln. Zum Osten hin war das Land flacher, die Erde breitete sich zu einer hügeligen Ebene aus, so weit das Auge reichte. Steinerne Brücken überspannten rauschende, schmale Flüsse, während kleine Höfe einzelne Fluchtburgen umringten, die mit Holz und Stein gesichert waren. Die Straße war viel befahren, und des Nachts fanden sich derbe Wirtshäuser zu ihrer Bequemlichkeit.
    Drei Tagesritte von Winterfell entfernt jedoch wich das Ackerland dichtem Wald, und es wurde einsam auf dem Königsweg.
Die felsigen Hügel wurden mit jeder Meile höher und wilder, bis sie am fünften Tag zu Bergen gewachsen waren, zu kalten, blaugrauen Riesen mit zerklüfteten Ausläufern und Schnee auf ihren Schultern. Der Wind wehte von Norden her, lange Federn von Eiskristallen flogen wie Banner von den hohen Gipfeln.
    Mit den Bergen wie eine Mauer im Westen schlängelte sich die Straße nordöstlich durchs Gehölz, durch einen Wald von Eichen und Tannen und Dorngestrüpp, der älter und dunkler schien als alle Wälder, die Tyrion je gesehen hatte. »Der Wolfswald«, nannte Benjen Stark ihn, und tatsächlich war er des Nachts vom Heulen ferner Rudel belebt, und manche davon gar nicht so fern. Jon Schnees Albinowolf stellte bei dem nächtlichen Geheul die Ohren auf, doch heulte er nie zur Antwort. Dieses Tier hat etwas Beunruhigendes an sich, dachte Tyrion.
    Inzwischen waren sie acht, den Wolf nicht mitgerechnet. Tyrion reiste mit

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