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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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von sich fort, und sie stolperte und ging zu Boden, und dann stand er über ihr, keuchend, bebend. Den Dolch hielt er noch immer fest in der rechten Hand, glänzend vom Blut. »Ihr solltet nicht hier sein«, wiederholte er wie benommen.
    Catelyn sah den Schatten durch die offene Tür in seinem Rücken gleiten. Es folgte ein leises Rumpeln, dann ein Knurren, das leise Flüstern einer Drohung, doch musste er etwas gehört haben, denn eben wollte er sich umdrehen, als der Wolf zum Sprung ansetzte. Gemeinsam gingen sie zu Boden, wälzten sich halb über Catelyn, die dort noch lag. Der Wolf hatte ihn zwischen den Zähnen. Der Mann kreischte keine Sekunde lang, bis das Tier den Kopf zurückwarf und seine halbe Kehle dabei mitriss.
    Sein Blut fühlte sich wie warmer Regen an, als es über ihr Gesicht spritzte.
    Der Wolf sah sie an. Sein Maul war rot und feucht, und seine Augen glühten golden im dunklen Zimmer. Es war Brans Wolf, wie sie merkte. Natürlich war er es. »Danke«, flüsterte Catelyn mit schwacher, kaum vernehmbarer Stimme. Sie hob zitternd die Hand. Der Wolf tappte näher, schnüffelte an ihren Fingern, dann leckte er das Blut mit feuchter, rauer Zunge. Als er ihre Hand vom Blut gereinigt hatte, wandte er sich ab, sprang auf Brans Bett und legte sich neben ihn. Catelyn fing hysterisch an zu lachen.
    So fand man sie, als Robb, Maester Luwin und Ser Rodrik mit der halben Garde von Winterfell hereinstürmten. Als das Gelächter schließlich in ihrer Kehle erstarb, wickelte man sie in warme Decken und führte sie zum Großen Turm in ihre Gemächer. Die Alte Nan entkleidete sie, half ihr in ein siedend heißes Bad und wusch das Blut mit einem weichen Tuch ab.
    Später kam Maester Luwin, um ihre Wunden zu verbinden. Die Schnitte in ihren Fingern waren tief, fast bis auf den Knochen, und ihre Kopfhaut blutete dort, wo der Mann ihr eine Hand voll Haare ausgerissen hatte. Der Maester erklärte,
der Schmerz würde erst jetzt einsetzen, und gab ihr Mohnblumensaft zu trinken, damit sie schlafen konnte.
    Endlich schloss sie die Augen.
    Als sie diese wieder aufschlug, sagte man ihr, sie habe vier Tage lang geschlafen. Catelyn nickte und setzte sich im Bett auf. Alles schien ihr nun wie ein Albtraum, alles seit Brans Sturz, ein schrecklicher Traum von Blut und Trauer, doch hatte sie den Schmerz in ihren Händen, der sie daran erinnerte, dass alles Wirklichkeit war. Sie fühlte sich schwach und benommen und dennoch seltsam beherzt, als wäre ihr eine schwere Last von der Seele genommen.
    »Bringt mir etwas Brot und Honig«, trug sie den Dienerinnen auf, »und bringt Maester Luwin Nachricht, dass meine Verbände gewechselt werden müssen.« Voller Überraschung sah man sie an, dann liefen alle, um ihren Wünschen zu entsprechen.
    Als Catelyn sich erinnerte, wie sie sich vorher verhalten hatte, schämte sie sich. Sie hatte alle im Stich gelassen, ihre Kinder, ihren Mann, ihre Familie. Es würde nicht wieder geschehen. Sie würde diesen Nordmännern zeigen, wie stark eine Tully aus Schnellwasser sein konnte.
    Robb traf noch vor ihrem Essen ein. Rodrik Cassel war bei ihm, dazu das Mündel ihres Mannes, Theon Graufreud, und zuletzt Hallis Mollen, ein muskulöser Gardist mit kantigem, braunem Bart. Er sei der neue Hauptmann der Garde, sagte Robb. Ihr Sohn trug gehärtetes Leder und ein Kettenhemd, wie sie sah, und an seiner Seite hing ein Schwert.
    »Wer war es?«, fragte Catelyn.
    »Niemand kennt seinen Namen«, erklärte Hallis Mollen. »Er war kein Mann von Winterfell, M’lady, aber manche sagen, sie hätten ihn in den letzten Wochen hier und um die Burg herum gesehen.«
    »Dann einer von des Königs Männern«, vermutete sie, »oder von den Lennisters. Er könnte zurückgeblieben sein, als die anderen ausgezogen sind.«
    »Vielleicht«, sagte Hal. »Bei all den Fremden, die sich in
letzter Zeit auf Winterfell gedrängt haben, lässt sich heute nicht mehr sagen, zu wem er gehörte.«
    »Er hatte sich in Euren Ställen versteckt«, sagte Graufreud. »Man konnte es an ihm riechen.«
    »Und wie konnte das unbemerkt bleiben?«, sagte sie scharf.
    Hallis Mollen sah beschämt aus. »Wegen der Pferde, die Lord Eddard mit nach Süden genommen hat, und denen, die wir der Nachtwache nach Norden geschickt haben, waren die Ställe halb leer. Es war nicht schwierig, sich vor den Stalljungen versteckt zu halten. Könnte sein, dass Hodor ihn gesehen hat, man sagt, der Junge hätte sich seltsam benommen, aber schlicht, wie er ist …« Hal

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