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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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darüber nachgedacht, wie wir am besten vorgehen. Ihr dürft auf keinen Fall die Burg betreten. Ich werde an Eurer Stelle gehen und Ser Aron an einem sicheren Ort zu Euch bringen.«
    Sie betrachtete den alten Ritter, als sich die Galeere einem Pier näherte. Moreo rief etwas im üblichen Valyrisch der Freien Städte. »Ihr würdet ein ebenso großes Risiko eingehen wie ich.«
    Ser Rodrik lächelte. »Vorhin habe ich mein Spiegelbild im Wasser gesehen und mich kaum erkannt. Meine Mutter war die letzte, die mich ohne Bart gesehen hat, und die ist seit vierzig Jahren tot. Ich denke, ich setze mich keiner Gefahr aus, Mylady.«
    Moreo bellte ein Kommando. Wie ein Mann hoben sechzig Ruderer ihre Riemen aus dem Wasser, drehten sie um und setzten zurück. Die Galeere wurde langsamer. Wieder ein Bellen. Die Riemen glitten in den Rumpf zurück. Als das Schiff an die Kaimauer stieß, sprangen einige Tyroshi herunter, um es zu vertäuen. Moreo kam eilig heran, strahlte. »Königsmund, Mylady, ganz wie Ihr befohlen, und kein Schiff hat je eine schnellere oder sicherere Reise hinter sich gebracht. Braucht Ihr Beistand, um Euer Gepäck zur Burg zu bringen?«
    »Wir wollen nicht zur Burg. Vielleicht könntet Ihr uns ein Wirtshaus empfehlen, sauber, komfortabel und nicht zu weit vom Fluss entfernt.«
    Der Tyroshi fingerte an seinem grünen Gabelbart herum. »Gut möglich. Ich kenne verschiedene Häuser, die Euren
Wünschen entsprechen dürften. Doch erst, wenn ich so unhöflich sein dürfte, ist da noch die Sache mit der zweiten Hälfte der Zahlung, auf die wir uns geeinigt haben. Und natürlich das zusätzliche Silber, das Ihr freundlicherweise in Aussicht gestellt hattet. Sechzig Hirsche, glaube ich, waren es.«
    »Für die Ruderer«, erinnerte Catelyn ihn.
    »Oh, seid unbesorgt«, beteuerte Moreo. »Obwohl ich es für sie verwahren sollte, bis wir wieder in Tyrosh sind. Um ihrer Frauen und Kinder willen. Wenn man ihnen das Silber hier gibt, Mylady, verspielen sie es oder geben alles für die Freuden einer Nacht aus.«
    »Es gibt schlimmere Dinge, für die man sein Geld ausgeben könnte«, warf Ser Rodrik ein. »Der Winter naht.«
    »Die Männer müssen ihre eigene Wahl treffen«, sagte Catelyn. »Sie haben das Silber verdient. Wofür sie es ausgeben, geht mich nichts an.«
    »Was immer Ihr sagt, Mylady«, erwiderte Moreo, verbeugte sich und lächelte.
    Um sicherzugehen, bezahlte Catelyn die Ruderer persönlich, einen Hirschen für jeden und ein Kupferstück für die beiden Männer, die ihre Truhen halb auf Visenyas Hügel zu jenem Wirtshaus schleppten, das Moreo vorgeschlagen hatte. Es war ein verschachtelter, alter Schuppen an der Eel Alley. Die Frau, der es gehörte, war eine sauertöpfische Alte mit ruhelosem Blick, die sie argwöhnisch musterte und auf die Münze biss, die Catelyn ihr gab, um sich zu versichern, dass sie auch echt war. Ihre Zimmer jedoch waren groß und luftig, und Moreo schwor, der Fischeintopf hier sei der schmackhafteste in allen Sieben Königslanden. Das Beste allerdings war, dass sie sich nicht für ihre Namen interessierte.
    »Ich halte es für das Beste, wenn Ihr den Schankraum meidet«, riet ihr Ser Rodrik, nachdem sie sich eingerichtet hatten. »Selbst in einem Haus wie diesem weiß man nie, von wem man gesehen wird.« Er trug ein Kettenhemd, seinen Dolch und ein Langschwert unter einem dunklen Umhang
mit einer Kapuze, die er sich über den Kopf ziehen konnte. »Ich werde vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein mit Ser Aron«, versprach er. »Ruht ein wenig aus, Mylady.«
    Catelyn war wirklich müde. Die Reise war lang und anstrengend gewesen, und sie war nicht mehr so jung wie einst. Ihre Fenster gingen auf Gasse und Dächer hinaus, mit Blick auf das Schwarzwasser dahinter. Sie sah, wie sich Ser Rodrik auf den Weg machte, indem er forsch durch die geschäftigen Straßen schritt, bis er sich in der Menge verlor, dann beschloss sie, seinem Rat zu folgen. Das Bettzeug war mit Stroh statt mit Federn gestopft, doch hatte sie keine Mühe einzuschlafen.
    Sie wurde vom Klopfen an der Tür geweckt.
    Abrupt setzte sich Catelyn auf. Draußen vor dem Fenster leuchteten die Dächer von Königsmund rot im Licht der untergehenden Sonne. Sie hatte länger geschlafen, als es ihre Absicht gewesen war. Erneut hämmerte eine Faust an ihre Tür, und eine Stimme rief: »Öffnet, im Namen des Königs.«
    »Einen Moment«, rief sie. Sie hüllte sich in einen Umhang. Der Dolch lag auf ihrem Nachtschrank. Sie nahm ihn, bevor

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