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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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sie die schwere Holztür öffnete.
    Die Männer, die ins Zimmer drängten, trugen das schwarze Kettenhemd und den goldenen Umhang der Stadtwache. Ihr Anführer lächelte angesichts des Dolches in ihrer Hand. »Den braucht Ihr nicht, Mylady. Wir begleiten Euch zur Burg.«
    »Auf wessen Befehl?«, fragte sie.
    Er zeigte ihr ein Siegel. Catelyn fühlte, wie ihr der Atem stockte. Das Siegel war eine Spottdrossel in grauem Wachs. »Petyr«, sagte sie. So bald. Irgendetwas musste mit Ser Rodrik geschehen sein. Sie sah den Führer der Gardisten an. »Wisst Ihr, wer ich bin?«
    »Nein, Mylady«, sagte er. »M’lord Kleinfinger sagte nur, wir sollten Euch zu ihm bringen und dafür sorgen, dass man Euch gut behandelt.«

    Catelyn nickte. »Ihr dürft draußen warten, während ich mich ankleide.«
    Sie wusch ihre Hände im Becken und umwickelte sie mit sauberen Leinentüchern. Ihre Finger waren dick und unbeholfen, als sie damit rang, ihr Mieder zu schnüren und sich einen groben, braunen Umhang um den Hals zu knoten. Wie konnte Kleinfinger wissen, dass sie hier war? Ser Rodrik hätte es ihm niemals verraten. Alt mochte er sein, doch er war stur und fast schon allzu treu. Kamen sie zu spät? Hatten die Lennisters Königsmund schon vor ihnen erreicht? Nein, falls das stimmte, wäre auch Ned hier, und sicher wäre er zu ihr gekommen. Wie …?
    Dann dachte sie: Moreo. Der Tyroshi wusste, wer sie waren und wo sie waren. Verdammt sollte er sein. Nun, hoffentlich hatte er einen guten Preis für die Information bekommen.
    Sie hatten ein Pferd für sie mitgebracht. Die Laternen entlang der Straßen wurden gerade angezündet, als sie sich auf den Weg machten, und Catelyn spürte beim Reiten, dass die Blicke der Stadt auf ihr lasteten, wie sie umgeben von der Garde in ihren goldenen Umhängen dahinzog. Als sie zum Roten Bergfried kamen, waren die Fallgitter unten und die großen Tore für die Nacht verriegelt, doch in den Burgfenstern flackerte Licht. Die Gardisten ließen die Pferde vor den Mauern und eskortierten sie durch eine schmale Seitentür, dann endlose Treppen in einen Turm hinauf.
    Er war allein im Raum, saß an einem schweren Holztisch, neben sich eine Öllampe, da er schrieb. Als man sie hereinschob, legte er seine Feder beiseite und sah sie an. »Cat«, sagte er leise.
    »Warum hat man mich auf diese Weise hergebracht?«
    Er stand auf und winkte die Garde brüsk hinaus. »Lasst uns allein.« Die Männer verließen den Raum. »Ich hoffe, man hat Euch gut behandelt«, sagte er, nachdem sie gegangen waren. »Ich habe strenge Anweisung gegeben.« Er bemerkte ihre Bandagen. »Eure Hände …«
    Catelyn überging die unterschwellige Frage. »Ich bin es
nicht gewohnt, wie eine Dienstmagd herbeizitiert zu werden«, sagte sie eisig. »Als Junge wusstet Ihr um die Bedeutung der Höflichkeit.«
    »Ich habe Euch verärgert, Mylady. Das war nicht meine Absicht.« Er wirkte reumütig. Dieser Blick rief bei Catelyn lebhafte Erinnerungen wach. Er war ein verschlagenes Kind gewesen, doch nach seinen Missetaten wirkte er stets reumütig. Er hatte diese Gabe. Die Jahre hatten ihn kaum verändert. Petyr war als Junge klein gewesen, und er war zu einem kleinen Mann herangewachsen, eine bis zwei Daumenbreit kleiner als Catelyn, schlank und behände, mit scharfen Zügen, an die sie sich gut erinnerte, und dieselben fröhlichen grüngrauen Augen. Er hatte ein kleines, spitzes Kinn und silberne Strähnen im dunklen Haar, obwohl er noch keine dreißig war. Die Strähnen passten gut zu der silbernen Spottdrossel, die seinen Umhang zusammenhielt. Schon als Kind hatte er das Silber geliebt.
    »Woher wusstet Ihr, dass ich in der Stadt bin?«
    »Lord Varys weiß alles«, sagte Petyr mit hintergründigem Lächeln. »Er wird sich bald schon zu uns gesellen, doch wollte ich Euch vorher allein sprechen. Es ist so lange her, Cat. Wie viele Jahre?«
    Catelyn überhörte seine Vertraulichkeit. Es gab wichtigere Fragen. »Dann war es also die Königsspinne, die mich gefunden hat.«
    Kleinfinger zuckte zusammen. »Ihr solltet ihn besser nicht so nennen. Er ist sehr empfindlich. Ich vermute, es rührt daher, dass er Eunuch ist. In dieser Stadt geschieht nichts ohne Varys’ Wissen. Oftmals weiß er es, bevor es geschieht. Er hat seine Informanten überall. Seine kleinen Vögel nennt er sie. Einer seiner kleinen Vögel hat von Eurem Besuch erfahren. Glücklicherweise kam Varys damit zuerst zu mir.«
    »Warum zu Euch?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Warum nicht zu

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