Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
wir etwas zum Anziehen finden, in dem ich nicht ganz so zwergenhaft aussehe. Ich möchte meine Hohe Gemahlin nicht beschämen.«
Als der Gnom kurze Zeit später zurückkehrte, war er durchaus vorzeigbar und wirkte sogar ein wenig größer. Podrick Payn hatte sich ebenfalls umgezogen und sah wenigstens dies eine Mal fast wie ein richtiger Knappe aus, obwohl ein ziemlich großer roter Pickel in der Falte neben seiner Nase die Wirkung
seines prächtigen purpur-weiß-goldenen Gewandes deutlich schmälerte. Er ist so ein schüchterner Junge. Anfangs hatte sich Sansa vor Tyrions Knappen in Acht genommen, denn er war ein Payn, ein Vetter jenes Ser Ilyn Payn, der ihrem Vater den Kopf abgeschlagen hatte. Bald hatte sie jedoch begriffen, dass Pod vor ihr genauso viel Angst hatte wie sie vor seinem Vetter. Jedes Mal, wenn sie ihn ansprach, lief sein Gesicht besorgniserregend rot an.
»Sind Purpur, Gold und Weiß die Farben des Hauses Payn, Podrick?«, fragte sie ihn höflich.
»Nein. Ich meine, ja.« Er errötete. »Die Farben. Unser Wappen besteht aus purpurfarbenen und weißen Karos, Mylady. Mit Goldmünzen. In den Karos. In den purpurnen und den weißen. In beiden.« Er betrachtete eingehend ihre Füße.
»Hinter diesen Münzen verbirgt sich eine Geschichte«, erklärte Tyrion. »Zweifelsohne wird Pod sie eines Tages Euren Zehen anvertrauen. Jetzt erwartet man uns allerdings im Ballsaal der Königin. Sollen wir?«
Sansa war versucht, sich entschuldigen zu lassen. Ich könnte ihm sagen, dass ich mir den Magen verdorben habe oder dass meine Mondblutung eingesetzt hat. Nichts würde sie lieber tun als wieder in ihr Bett zu kriechen und sich die Decke über den Kopf zu ziehen. Ich muss genauso tapfer sein wie Robb, ermahnte sie sich, während sie sich steif bei ihrem Hohen Gemahl einhakte.
Im Ballsaal der Königin gab es zum Frühstück Honigkuchen mit Brombeeren und Nüssen, Räucherschinken, Speck, knusprig panierten Stäbchenfisch, Herbstbirnen und eine dornische Speise aus Zwiebeln, Käse und zerhackten Eiern, die mit scharfen Pfefferschoten zubereitet war. »Es geht doch nichts über ein herzhaftes Frühstück, um den Appetit für siebenundsiebzig Speisen anzuregen, die noch folgen«, bemerkte Tyrion, während die Diener ihre Teller füllten. Krüge mit Milch und Krüge mit Met und Krüge mit leichtem goldenen Wein standen bereit, um das Essen hinunterzuspülen. Musikanten
schritten zwischen den Tischen umher und spielten auf Dudelsack, Flöte und Fiedel, derweil Ser Dontos auf seinem Steckenpferd herumgaloppierte und Mondbub mit dem Mund Furzgeräusche von sich gab und unanständige Lieder über die Gäste sang.
Tyrion rührte seinen Teller kaum an, fiel Sansa auf, dafür trank er mehrere Becher Wein. Sie selbst probierte die dornischen Eier, aber die Pfefferschoten brannten in ihrem Mund. Ansonsten aß sie nur ein wenig Obst und Fisch und Honigkuchen. Jedes Mal, wenn Joffrey sie ansah, wurde ihr flau im Magen, als habe sie eine Fledermaus verschluckt.
Nachdem die Speisen abgeräumt worden waren, überreichte die Königin Joff feierlich den Brautmantel, den er Margaery um die Schultern legen würde. »Denselben Mantel habe ich getragen als Robert mich zu seiner Königin nahm, denselben Mantel trug meine Mutter Lady Joanna bei ihrer Vermählung mit meinem Hohen Vater.« Wenn sie ehrlich sein sollte, fand Sansa, dass der Mantel abgetragen aussah, aber das kam vielleicht nur daher, weil er schon so oft benutzt worden war.
Dann war es an der Zeit, die Geschenke zu überreichen. In der Weite war es Brauch, Braut und Bräutigam am Morgen ihres Hochzeitstages einzeln Geschenke zu überreichen, während sie am folgenden Tag nochmals Geschenke als Paar erhalten würden.
Von Jalabhar Xho bekam Joffrey einen großen Bogen aus vergoldetem Holz und einen Köcher mit langen, grün und rot gefiederten Pfeilen, von Lady Tanda ein Paar weiche Reitstiefel, von Ser Kevan einen prächtigen Turniersattel aus rotem Leder. Er bekam eine rotgoldene Brosche in Form eines Skorpions von dem dornischen Prinzen Oberyn, silberne Sporen von Ser Addam Marbrand und einen roten Turnierpavillon aus Seide von Lord Mathis Esch. Lord Paxter Rothweyn brachte ihm ein wunderschönes Holzmodell der Kriegsgaleere mit zweihundert Rudern, die gerade auf dem Arbor gebaut wurde. »Wenn es Euer Gnaden gefällt, soll das Schiff König Joffreys Tapferkeit
heißen«, sagte er, und Joff erwiderte, er sei höchst erfreut darüber. »Ich werde die Galeere zu meinem
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