Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
Ader, doch er sagte kein einziges Wort. Sagte kein einziges Wort. Und sagte kein einziges Wort.
Das gespannte Schweigen dauerte an, bis Jaime es nicht länger ertragen konnte. »Vater …«, begann er.
»Ihr seid nicht mein Sohn.« Lord Tywin wandte das Gesicht ab. »Ihr sagt, Ihr seid der Lord Kommandant der Königsgarde und nur das. Wohlan, Ser. Geht und tut Eure Pflicht.«
DAVOS
Ihre Stimmen erhoben sich wie Funken und wirbelten hinauf in den purpurnen Abendhimmel. »Führe uns aus der Dunkelheit, o mein Herr. Erfülle unsere Herzen mit Feuer, damit wir deinem leuchtenden Pfad folgen können.«
Das Nachtfeuer brannte in der Dunkelheit, die sich über Drachenstein senkte, ein großes leuchtendes Tier, dessen schwankendes orangefarbenes Licht zehn Schritt lange Schatten über den Hof warf. Entlang der Mauern schienen sich die grotesken Wasserspeier zu bewegen.
Davos sah aus einem Bogenfenster der hohen Galerie zu. Er beobachtete, wie Melisandre die Arme hob, als wolle sie die zitternden Flammen umarmen. »R’hllor«, sang sie mit lauter, klarer Stimme, »du bist das Licht in unseren Augen, das Feuer in unseren Herzen, die Hitze in unseren Lenden. Dein ist die Sonne, die unsere Tage erwärmt, dein sind die Sterne, die uns durch das Dunkel der Nacht geleiten.«
»Herr des Lichts, beschütze uns. Die Nacht ist dunkel und voller Schrecken.« Königin Selyse führte den Chor der Antwortenden an, und auf ihrem verkniffenen Gesicht lag tiefe Inbrunst. König Stannis stand neben ihr, hatte die Zähne zusammengebissen, und die Zacken seiner rotgoldenen Krone funkelten, wann immer er den Kopf bewegte. Er ist bei ihnen, und doch gehört er nicht zu ihnen, dachte Davos. Prinzessin Sharin stand zwischen ihnen, und die gesprenkelten grauen Flecken in ihrem Gesicht und auf ihrem Hals wirkten im Feuerschein beinahe schwarz.
»Herr des Lichts, beschütze uns«, sang die Königin. Der König antwortete nicht mit den anderen. Er starrte in die Flammen.
Davos fragte sich, was er dort wohl sah. Noch eine Vision von dem bevorstehenden Krieg? Oder etwas, das uns näher liegt?
»R’hllor, der du uns Odem geschenkt hast, wir danken dir«, sang Melisandre. »R’hllor, der du uns den Tag geschenkt hast, wir danken dir.«
»Wir danken dir für die Sonne, die uns wärmt«, antworteten Königin Selyse und die anderen Gläubigen. »Wir danken dir für die Sterne, die über uns wachen. Wir danken dir für die Herde und für die Fackeln, die uns vor der grimmigen Dunkelheit behüten.« Heute sprachen weniger Stimmen als gestern Abend die Antworten, erschien es Davos, das orangefarbene Licht des Feuers leuchtete auf weniger Gesichtern. Aber würden es morgen noch weniger sein … oder mehr?
Die Stimme von Ser Axell Florent dröhnte so laut wie eine Trompete. Mit breiter Brust stand er o-beinig da, während der Feuerschein wie eine riesige orangefarbene Zunge über sein Gesicht leckte. Davos fragte sich, ob Ser Axell ihm später danken würde. Das, was sie heute Nacht taten, könnte ihn durchaus zur Hand des Königs machen, wovon Ser Axell ja träumte.
Melisandre rief: »Wir danken dir für Stannis, der unser König ist von deiner Gnade. Wir danken dir für das reine weiße Feuer seiner Güte, für das Rote Schwert der Gerechtigkeit in seiner Hand, für die Liebe, die er für sein treues Volk empfindet. Führe ihn und beschütze ihn, R’hllor, und gewähre ihm die Kraft, seine Feinde zu zerschmettern.«
»Gewähre ihm Kraft«, antworteten Selyse, Ser Axell, Devan und der Rest. »Gewähre ihm Mut. Gewähre ihm Weisheit.«
Als er noch ein Junge gewesen war, hatten die Septone Davos beigebracht, das Alte Weib um Weisheit, den Krieger um Mut und den Schmied um Kraft zu bitten. Doch in diesem Augenblick betete er zur Mutter, dass sie seinen kleinen Sohn Devan vor dem Dämonengott der Roten Frau beschützen möge.
»Lord Davos? Wir sollten uns am besten aufmachen.« Ser Andru berührte ihn sanft am Arm. »Mylord?«
Noch immer klang ihm dieser Titel fremd in den Ohren, dennoch wandte sich Davos vom Fenster ab. »Ja. Es ist Zeit.« Stannis, Melisandre und die Männer der Königin würden noch eine weitere Stunde mit ihren Gebeten beschäftigt sein. Die Roten Priester zündeten ihre Feuer jeden Tag bei Sonnenuntergang an, um R’hllor für den gerade zu Ende gegangenen Tag zu danken und ihn zu bitten, am Morgen erneut die Sonne zu schicken und die Finsternis zu vertreiben. Ein Schmuggler muss die Gezeiten kennen und wissen, wann er sie
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