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Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Schläfe.
    Und dann galoppierten sie dahin. Jon versuchte gar nicht erst, das Pferd zu lenken. Es war schon schwierig genug, sich auf seinem Rücken zu halten, während sie durch Schlamm und Regen und Donner preschten. Nasses Gras peitschte ihm ins Gesicht, ein Speer flog an seinem Ohr vorüber. Wenn das Pferd stolpert und sich ein Bein bricht, holen sie mich ein und töten mich, dachte er, doch die alten Götter standen ihm bei, und das Pferd strauchelte nicht. Blitze zuckten durch das schwarze Himmelsgewölbe, und Donner rollte über die Ebene. Hinter ihm blieben die Rufe zurück.
    Lange Stunden später hörte der Regen auf. Jon fand sich allein auf einem Meer aus hohem schwarzen Gras wieder. In seinem rechten Schenkel spürte er einen stechenden und pochenden
Schmerz. Überrascht stellte er fest, dass ein Pfeil hinten aus seinem Bein ragte. Wann ist denn das passiert? Er packte den Schaft und zog daran, aber die Spitze steckte zu tief im Fleisch, und der Schmerz war unerträglich. Er rief sich das Durcheinander am Gasthaus in Erinnerung, dennoch fiel ihm nur das Tier ein, schlank und grau und fürchterlich. Für einen gewöhnlichen Wolf war es zu groß. Ein Schattenwolf. Es musste ein Schattenwolf sein. Nie zuvor hatte er ein Tier gesehen, das sich so schnell bewegte. Wie ein grauer Wind … Grauwind … War Robb möglicherweise in den Norden zurückgekehrt?
    Jon schüttelte den Kopf. Darauf wusste er keine Antwort. Es fiel ihm schwer zu denken … an den Wolf, an den alten Mann, an Ygritte, überhaupt …
    Umständlich ließ er sich vom Rücken der Stute gleiten. Sein verwundetes Bein gab unter seinem Gewicht nach, und er unterdrückte einen Schrei. Das wird fürchterlich wehtun. Nichtsdestotrotz musste der Pfeil heraus, und es half nichts, länger damit zu warten. Jon ergriff den Schaft, holte tief Luft und schob ihn vorwärts. Erst grunzte er, dann fluchte er. Es tat so weh, dass er innehalten musste. Ich blute wie ein Schwein, dachte er, doch ehe der Pfeil nicht heraus war, konnte er nichts dagegen unternehmen. Nun biss er die Zähne zusammen, versuchte es erneut … und hörte zitternd bald wieder auf. Einmal noch. Diesmal schrie er, doch endlich war die Spitze auf der Vorderseite seines Schenkels zum Vorschein gekommen. Jon schob seine blutige Hose zur Seite, um den Schaft besser fassen zu können, verzog das Gesicht und zog das Holz langsam durch sein Bein. Wie er das schaffte, ohne dabei das Bewusstsein zu verlieren, sollte ihm für immer ein Rätsel bleiben.
    Danach legte er sich hin, umklammerte seine Beute, blutete still vor sich hin und war zu schwach, sich zu rühren. Nach einer Weile dämmerte ihm, dass er, wenn er sich nicht zwang aufzustehen, vermutlich verbluten würde. Jon kroch zu einem seichten Bach, an dem die Stute trank, wusch sich den Schenkel im kalten Wasser und verband ihn anschließend stramm
mit einem Stück Stoff, das er von seinem Mantel abriss. Er wusch auch den Pfeil und drehte ihn in den Händen. Waren die Federn grau oder weiß? Ygritte befiederte ihre Pfeile mit hellgrauen Gänsefedern. Hat sie auf mich geschossen, als ich geflohen bin? Jon konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen. Er fragte sich lediglich, ob sie auf ihn oder auf das Pferd gezielt hatte. Wenn die Stute gestürzt wäre, hätte dies sein Schicksal besiegelt. »Ein Glück, dass mein Bein im Weg war«, murmelte er vor sich hin.
    Er ruhte sich eine Weile aus und ließ das Pferd grasen. Es entfernte sich nicht weit von ihm. Das war gut. Mit seinem verletzten Bein hätte er es sonst nie einfangen können. Nur unter größter Anstrengung gelang es ihm, wieder auf die Beine zu kommen und auf den Pferderücken zu klettern. Wie bin ich bloß beim ersten Mal hinaufgelangt, ohne Sattel und Steigbügel und mit einem Schwert in der Hand? Auch auf diese Frage wusste er keine Antwort.
    In der Ferne grollte leiser Donner, doch über ihm brach die Wolkendecke auf. Jon suchte den Himmel ab, bis er den Eisdrachen entdeckte, dann wendete er die Stute in Richtung Mauer und zur Schwarzen Festung. Der pochende Schmerz in seinem Oberschenkel ließ ihn zusammenzucken, als er dem Pferd des alten Mannes die Fersen in die Flanken grub. Auf nach Hause, sagte er zu sich. Nur, wenn es heimwärts ging, wieso fühlte er sich dann innerlich so leer?
    Bis zur Morgendämmerung ritt er weiter, während die Sterne wie Augen auf ihn herabstarrten.

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    Ihre Dothraki-Kundschafter hatten ihr Bericht erstattet, doch Dany wollte es mit eigenen Augen

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