Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
winkte beruhigend ab. »In den nächsten Jahren nicht. Du bist noch zu jung, um Mutter zu werden. Eines Tages wirst du dir jedoch Kinder wünschen. Und heiraten wollen.«
»Ich … ich bin doch schon verheiratet, Mylady.«
»Ja, und bald wirst du Witwe sein. Sei froh, dass der Gnom seine Huren bevorzugt hat. Es wäre für meinen Sohn nicht angemessen gewesen, die Hinterlassenschaften des Zwergs zu übernehmen; da er dich allerdings nicht angerührt hat … Wie würde es dir gefallen, deinen Vetter Lord Robert zu heiraten? «
Der Gedanke erschütterte Sansa. Von Robert Arryn wusste sie nur, dass er ein kleiner, kränklicher Junge war. Ich bin es nicht, die sie will, sondern nur mein Erbe. Niemand wird mich jemals aus Liebe heiraten. Aber das Lügen fiel ihr inzwischen leicht. »Ich … kann es kaum erwarten, ihn kennen zu lernen, Mylady. Er ist doch noch ein Kind, oder?«
»Acht Jahre. Und nicht sehr kräftig. Aber so ein guter Junge, so schlau und klug. Eines Tages wird er ein großer Mann werden, Alayne. Die Saat ist stark, hat mein Hoher Gemahl gesagt, ehe er starb. Seine letzten Worte. Manchmal gewähren uns die Götter einen Blick in die Zukunft, wenn wir im Sterben liegen. Ich sehe keinen Grund, weshalb wir euch nicht so schnell wie möglich verheiraten sollten, sobald wir wissen, dass dein Lennister-Gemahl tot ist. In einer heimlichen Zeremonie, versteht sich. Über den Lord von Hohenehr darf natürlich niemand denken, er habe eine unehelich geborene Frau geheiratet, das wäre unpassend. Die Raben werden uns Nachricht aus Königsmund bringen, wenn der Kopf des Gnoms gerollt ist. Du und Robert werdet am nächsten Tag in den Stand der Ehe treten, wäre das nicht schön? Für ihn ist es sehr gut, eine kleine Gefährtin zu haben. Als wir auf die Ehr zurückgekehrt sind, hat er mit Vardis Egens Sohn und den Söhnen meines
Haushofmeisters gespielt, aber sie waren zu grob, und deshalb musste ich sie fortschicken. Kannst du gut lesen, Alayne?«
»Septa Mordane war so freundlich zu sagen, ich könne sehr gut lesen.«
»Robert hat leider schlechte Augen, aber er hat es sehr gerne, wenn ihm vorgelesen wird«, vertraute ihr Lady Lysa an. »Am liebsten mag er Geschichten über Tiere. Kennst du das Liedchen über das Huhn, das sich als Fuchs verkleidet? Ich singe es ihm wieder und wieder vor, und es wird ihm nicht langweilig. Und außerdem spielt er gern Hüpffrosch, Schwerterdrehen und Komm-in-meine-Burg, doch dabei musst du ihn immer gewinnen lassen. Das ist schließlich nur schicklich, findest du nicht? Schließlich ist er der Lord von Hohenehr, vergiss das nicht. Du bist von hoher Geburt, und die Starks von Winterfell waren stets ein stolzes Geschlecht, aber Winterfell ist gefallen, und jetzt bist du eigentlich nur noch eine Bettlerin, also wirst du deinen Stolz ablegen müssen. Dankbarkeit wird dir unter den gegenwärtigen Umständen besser anstehen. Ja, und Gehorsam. Mein Sohn soll eine dankbare und gehorsame Gemahlin haben.«
JON
Tag und Nacht dröhnten die Axtschläge.
Jon konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal geschlafen hatte. Sobald er die Augen schloss, träumte er vom Kämpfen, und wenn er erwachte, kämpfte er. Sogar im Königsturm hörte er das unaufhörliche Hämmern der Bronze-, Stein- und gestohlenen Stahläxte, die sich in Holz gruben; in der Wärmehütte oben auf der Mauer, wo er sich auszuruhen versuchte, war der Lärm sogar noch lauter. Manke ließ auch mit großen Vorschlaghämmern und langen Sägen mit Zähnen aus Knochen und Feuerstein arbeiten. Einmal, als er gerade vor Erschöpfung in den Schlaf hinüberdämmerte, kippte unter lautem Krachen drüben im Verfluchten Wald ein Wachbaum um und wirbelte eine Wolke aus Dreck und Nadeln auf.
Er war wach, als Owen zu ihm kam, und lag ruhelos unter einem Stapel Felle in der Wärmehütte. »Lord Schnee«, sagte Owen und rüttelte ihn an der Schulter, »der Morgen graut.« Er reichte Jon die Hand und half ihm auf die Beine. Andere erwachten ebenfalls und drängten sich vor den Schlafstätten, während sie sich in der engen Hütte die Stiefel anzogen und die Schwertgurte anlegten. Niemand sagte ein Wort. Alle waren zu müde zum Sprechen. Nur wenige verließen zurzeit jemals die Mauer. Die Abfahrt im Käfig dauerte zu lange. Die Schwarze Festung war Maester Aemon, Ser Wynten Feist und einigen anderen überlassen worden, die zu alt oder zu krank zum Kämpfen waren.
»Ich habe geträumt, der König sei gekommen«, erzählte Owen glücklich.
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