Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
würde ihr der Norden folgen? Was die Rote Viper da andeutete, war Hochverrat. Könnte Tyrion tatsächlich die Waffen gegen Tommen und seinen eigenen Vater erheben? Cersei würde Blut spucken. Allein das mochte den Versuch wert sein.
»Erinnert Ihr Euch an die Geschichte, die ich Euch bei unserem ersten Treffen erzählt habe, Gnom?«, erkundigte sich Prinz Oberyn, während der Bastard von Göttergnad vor ihm kniete und die Beinschienen festschnallte. »Meine Schwester und ich sind nicht nur wegen Eures Schwanzes nach Casterlystein gekommen. Wir waren auf der Suche nach etwas. Auf einer Suche, die uns nach Sternfall, auf den Arbor, nach Altsass, auf die Schildinseln, nach Rallenhall und schließlich nach Casterlystein führte, aber unser eigentliches Ziel war eine standesgemäße Heirat. Doran war mit Lady Mellario von Norvos verlobt, deshalb war er als Kastellan von Sonnspeer daheimgelassen worden. Meine Schwester und ich dagegen waren noch niemandem versprochen.
Elia fand das alles sehr aufregend. Sie war im rechten Alter, und ihre zarte Gesundheit hatte ihr bisher nur wenige Reisen gestattet. Ich zog es vor, mir die Zeit damit zu vertreiben, über die Freier meiner Schwester zu spotten. Zum Beispiel über den Kleinen Lord Faulauge, über den Knappen Schmatzlippe, und einen nannte ich den Wandelnden Wal. Diese Art Namen. Der Einzige, der halbwegs präsentabel war, war der junge Baelor
Hohenturm. Ein hübscher Bursche und meine Schwester war schon halb in ihn verliebt, bis ihm das Missgeschick widerfuhr, in unserer Gegenwart zu furzen. Sofort nannte ich ihn Baelor Brausewind, und danach konnte Elia ihm nicht mehr ins Gesicht sehen, ohne zu lachen. Ich war ein Ungeheuer von einem jungen Mann, und jemand hätte mir das Schandmaul stopfen sollen.«
Ja, stimmte Tyrion im Stillen zu. Baelor Hohenturm war nicht mehr jung, doch er blieb Lord Leytons Erbe; wohlhabend, gut aussehend und ein Ritter von tadellosem Ruf. Baelor Schönmund nannten sie ihn heute. Hätte Elia ihn anstelle von Rhaegar Targaryen geheiratet, würde sie jetzt inmitten einer kunterbunten Kinderschar in Altsass leben. Er fragte sich, wie viele Leben mit diesem einen Furz vernichtet worden waren.
»Lennishort war das Ende unserer Reise«, fuhr Prinz Oberyn fort, während Ser Arron Qorgyl ihm in das wattierte Lederwams half und es auf dem Rücken zuschnürte. »Wusstet Ihr, dass sich unsere Mütter sehr gut kannten?«
»Sie waren als Mädchen zusammen am Hof, wenn ich mich recht erinnere. Als Hofdamen von Prinzessin Rhaella?«
»Genau. Ich glaube, unsere Mütter hatten dieses Komplott zwischen sich ausgeheckt. Knappe Schmatzlippe und seinesgleichen und die verschiedenen pickligen jungen Mädchen, die vor mir aufmarschiert waren, sollten nur die Vorspeise sein und den Appetit für den Hauptgang wecken. Und der sollte auf Casterlystein serviert werden.«
»Cersei und Jaime.«
»Was für ein kluger Zwerg Ihr doch seid. Elia und ich waren älter, gewiss. Euer Bruder und Eure Schwester können nicht älter als acht oder neun gewesen sein. Aber ein Unterschied von fünf oder sechs Jahren macht nicht so viel aus. Und auf unserem Schiff gab es eine leere Kabine, eine sehr hübsche Kabine, die für eine Person von hoher Geburt geeignet gewesen wäre. Als trüge man sich mit der Absicht, jemanden mit nach Sonnspeer zurückzunehmen. Einen jungen Pagen vielleicht.
Oder eine Gefährtin für Elia. Eure Hohe Mutter wollte Jaime mit meiner Schwester oder mich mit Cersei verloben. Vielleicht sogar alle beide.«
»Vielleicht«, sagte Tyrion, »aber mein Vater …«
»… beherrschte die Sieben Königslande , zu Hause dagegen wurde er von seiner Hohen Gemahlin beherrscht, so hat es jedenfalls meine Mutter immer dargestellt.« Prinz Oberyn hob die Arme, damit Lord Dagos Mannkraft und der Bastard von Göttergnad ihm ein Kettenhemd über den Kopf ziehen konnten. »In Altsass erfuhren wir vom Tod Eurer Mutter und von dem Ungeheuer, das sie geboren hatte. Wir hätten umkehren können, aber meine Mutter entschied sich weiterzusegeln. Ich habe Euch ja erzählt, wie wir auf Casterlystein willkommen geheißen wurden.
Was ich Euch jedoch verschwiegen habe, war, dass meine Mutter die angemessene Frist abwartete und schließlich Eurem Vater den Zweck unseres Besuchs unterbreitete. Jahre später hat sie mir auf ihrem Totenbett erzählt, Lord Tywin habe sie schroff abgewiesen. Seine Tochter sei für Prinz Rhaegar bestimmt, teilte er ihr mit. Und als sie nach Jaime als Gatten
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