Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
schließlich ein Hundekopf unter dem Stern hervorlugte und an anderen Stellen die rohe Eiche durchschien. Clegane grunzte gelegentlich, und einmal hörte Tyrion ihn fluchen, ansonsten kämpfte er in mürrischem Schweigen.
Oberyn Martell dagegen nicht. »Du hast sie vergewaltigt!«, rief er und führte eine Finte aus. »Du hast sie ermordet«, sagte er und duckte sich unter einem Hieb von Gregors Langschwert. »Du hast ihre Kinder getötet!«, schrie er und rammte dem Riesen die Speerspitze gegen die Kehle, wo sie kreischend von der dicken stählernen Halsberge abglitt.
»Oberyn spielt mit ihm«, bemerkte Ellaria Sand.
Das Spiel eines Narren, dachte Tyrion. »Der Berg ist verdammt nochmal zu groß, um mit ihm zu spielen.«
Im ganzen Hof drängte sich die Menge der Zuschauer Zoll für Zoll näher an die Kämpfer heran, um besser sehen zu können. Die Königsgarde versuchte sie zurückzutreiben, und schob die Schaulustigen mit den großen weißen Schilden nach hinten, doch es waren Hunderte und nur sechs Mann in weißer Rüstung.
»Du hast sie vergewaltigt.« Prinz Oberyn parierte einen wilden Hieb mit der Speerspitze. »Du hast sie ermordet.« Er stieß mit dem Speer nach Cleganes Augen, so schnell, dass der riesige Mann zurückzuckte. »Du hast ihre Kinder getötet.« Der Speer zuckte zur Seite und nach unten und kratzte über den Brustpanzer des Bergs. »Du hast sie vergewaltigt. Du hast sie ermordet. Du hast ihre Kinder getötet.« Der Speer war über einen halben Meter länger als Ser Gregors Schwert, und das genügte, um ihn auf gefährlicher Distanz zu halten. Gregor hackte auf den Schaft ein, wann immer Oberyn nach ihm stieß, und versuchte die Spitze abzuhauen, doch genauso gut hätte er auch versuchen können, einer Fliege die Flügel abzuschlagen. »Du hast sie vergewaltigt. Du hast sie ermordet. Du hast ihre Kinder getötet.« Gregor wollte auf ihn losstürmen, doch
Oberyn trat zur Seite und umkreiste ihn, bis er in seinem Rücken stand. »Du hast sie vergewaltigt. Du hast sie ermordet. Du hast ihre Kinder getötet.«
»Seid still.« Ser Gregor schien sich ein wenig langsamer zu bewegen und hob sein Großschwert nicht mehr ganz so hoch wie noch zu Beginn des Kampfes. »Haltet Euer verdammtes Maul.«
»Du hast sie vergewaltigt«, wiederholte der Prinz und trat nach rechts.
»Genug!« Ser Gregor machte zwei lange Schritte und ließ das Schwert auf Oberyns Kopf niedersausen, doch der Dornische wich erneut zurück. »Du hast sie ermordet«, sagte er.
»HALTET DEN MUND!« Gregor attackierte kopflos, lief geradewegs in die Speerspitze, die sich ihm in die rechte Brust rammte und mit abscheulichem Kreischen über den Stahl schabte. Plötzlich war der Berg nahe genug an der Schlange, um zuzuschlagen, und sein riesiges Schwert verschwamm in der schnellen Bewegung. Die Menge stieß einen Schrei aus. Oberyn wich dem ersten Hieb aus und ließ den Speer los, der ihm nicht mehr von Nutzen war. Den zweiten Hieb wehrte der Dornische mit dem Schild ab. Metall traf auf Metall und schepperte ohrenbetäubend. Die Rote Viper taumelte. Ser Gregor folgte ihm brüllend. Er benutzt keine Wörter, er brüllt einfach wie ein Tier, dachte Tyrion. Oberyns Rückzug wurde zur überstürzten Flucht, während das Großschwert seine Brust, Arme und seinen Kopf nur um wenige Zoll verfehlte.
Hinter ihm befand sich der Stall. Die Zuschauer schrien und drängelten, um dem Kampfgetümmel auszuweichen. Einer stolperte Oberyn in den Rücken. Ser Gregor hackte mit ganzer Kraft auf den Prinzen ein. Die Rote Viper rollte sich nach rechts zur Seite. Der unglückliche Stalljunge hinter ihm war nicht so schnell. Während er den Arm hob, um sein Gesicht zu schützen, durchtrennte Gregor ihn zwischen Ellbogen und Schulter. »Haltet den MUND!«, heulte der Berg, als der Stalljunge brüllte, und diesmal schwang er die Klinge seitwärts, schlug dem Burschen
den halben Kopf ab und schleuderte ihn durch den Hof, wobei er Blut und Hirn verspritzte. Hunderte von Schaulustigen schienen plötzlich jegliches Interesse an Tyrion Lennisters Schuld oder Unschuld zu verlieren, so wie sie sich gegenseitig zur Seite schoben, um aus dem Hof zu fliehen.
Aber die Rote Viper von Dorne stand wieder auf den Beinen und hielt den langen Speer in der Hand. »Elia!«, rief er Ser Gregor zu. »Du hast sie vergewaltigt. Du hast sie ermordet. Du hast ihre Kinder getötet. Jetzt sag ihren Namen.«
Der Reitende Berg wirbelte herum. Helm, Schild, Schwert, Mantel – von Kopf
Weitere Kostenlose Bücher