Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
gesagt, ich solle dankbarer sein, nicht jedes Mädchen dürfe die Hure eines Königs sein. Dann hat er mir erzählt, wie er dieses Ziel erreichen wollte. Er hat gesagt, der arme Joffrey würde seine Braut niemals so kennen lernen, wie er mich kannte.« Daraufhin begann sie zu schluchzen. »Ich wollte niemals eine Hure werden, M’lords. Ich wollte heiraten. Ein Knappe war er und ein guter, tapferer Junge von edler Geburt. Aber der Gnom sah mich am Grünen Arm und hat den Jungen, den ich heiraten wollte, in die vorderste Reihe der Vorhut gestellt, und nachdem er gefallen war, hat er seine Wildlinge losgeschickt, die mich zu seinem Zelt schleppten. Shagga der Große, und Timett mit dem verbrannten Auge. Er sagte, wenn ich ihm nicht zu Gefallen wäre, würde er mich ihnen überlassen, also habe ich getan, was er von mir verlangte. Dann haben sie mich in die Stadt mitgenommen, damit ich stets in der Nähe war, wenn er mich wollte. Er hat so schändliche Dinge mit mir gemacht …«
Prinz Oberyn sah sie neugierig an. »Was denn für Dinge?«
» Unaussprechliche Dinge.« Als die Tränen langsam über das hübsche Gesicht rollten, hätte zweifellos jeder Mann im Saal Shae gern in die Arme geschlossen und getröstet. »Mit dem
Mund und … mit anderen Körperteilen, M’lord. Mit all meinen Körperteilen. Er hat mich auf jede nur erdenkliche Weise geschändet, und … ich musste immer sagen, wie groß er war. Mein Riese , musste ich ihn nennen, mein Riese von Lennister. «
Osmund Schwarzkessel war der Erste, der lachte. Boros und Meryn fielen mit ein, dann Cersei, Ser Loras und mehr Lords und Ladys als er zählen konnte. Die plötzliche Welle von Gelächter hallte im Gebälk wider und erschütterte den Eisernen Thron. »Das ist wahr«, protestierte Shae. »Mein Riese von Lennister. « Das Gelächter schwoll doppelt so laut an. Die Münder verzerrten sich vor Belustigung, die Bäuche bebten. Manche lachten so heftig, dass ihnen der Rotz aus der Nase lief.
Ich habe euch alle gerettet, dachte Tyrion. Ich habe diese ganze scheußliche Stadt und eure wertlosen Leben gerettet. Hunderte hatten sich im Thronsaal versammelt, und außer seinem Vater lachten alle. Zumindest schien es so. Sogar die Rote Viper kicherte, und Maes Tyrell sah aus, als würde ihm gleich der Bauch platzen, doch Lord Tywin Lennister saß zwischen ihnen wie aus Stein gehauen, und seine Finger lagen unter dem Kinn aneinander.
Tyrion drängte sich vor. »MYLORDS!«, brüllte er. Er musste brüllen, wenn er hoffen wollte, gehört zu werden.
Sein Vater hob die Hand. Nach und nach kehrte wieder Ruhe in der Halle ein.
»Schafft mir diese verlogene Hure aus den Augen«, sagte Tyrion, »und Ihr bekommt Euer Geständnis.«
Lord Tywin nickte und gab ein Zeichen. Shae blickte sich eingeschüchtert um, als die Goldröcke sie umstellten. Ihr Blick traf Tyrions, während man sie hinausgeleitete. War es Scham, die er dort sah, oder war es Furcht? Er fragte sich, was Cersei ihr versprochen haben mochte. Du bekommst Gold oder Juwelen, worum du auch gebeten hast, dachte er und blickte ihrem Rücken nach, doch ehe der Mond sich wendet, wird sie dich zwingen, die Goldröcke in ihren Unterkünften zu bedienen.
Tyrion starrte in die harten grünen Augen seines Vaters mit
ihren kalten hellen Goldflecken. »Schuldig«, sagte er. »Sehr schuldig. Wolltet Ihr das hören?«
Lord Tywin sagte nichts. Maes Tyrell nickte. Prinz Oberyn schien milde enttäuscht. »Ihr gesteht also, den König vergiftet zu haben?«
»Das nicht«, erwiderte Tyrion. »An Joffreys Tod bin ich unschuldig. Ich habe mich eines viel ungeheuerlicheren Verbrechens schuldig gemacht.« Er trat einen Schritt auf seinen Vater zu. »Ich wurde geboren. Ich habe überlebt. Ich bekenne mich schuldig, ein Zwerg zu sein, ich gestehe es. Und gleichgültig, wie oft mir mein guter Vater vergab, ich habe auf meiner Niedertracht bestanden.«
»Das ist töricht«, erklärte Lord Tywin. »Äußere dich zu der Angelegenheit, die hier verhandelt wird. Du stehst nicht vor Gericht, weil du ein Zwerg bist.«
»Hier irrt Ihr, Mylord. Schon mein ganzes Leben werde ich angeklagt, weil ich ein Zwerg bin.«
»Hast du nichts zu deiner Verteidigung zu sagen?«
»Nichts außer: Ich war es nicht. Dennoch wünschte ich jetzt, ich hätte es getan.« Er drehte sich zum Saal um, zu dem Meer von bleichen Gesichtern. »Ich wünschte, ich hätte genug Gift für euch alle. Ihr habt mich dazu getrieben zu bedauern, dass ich nicht das Ungeheuer
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