Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
bin, zu dem ihr mich machen wolltet. Ich bin unschuldig, aber ich werde hier keine Gerechtigkeit finden. Ihr lasst mir keine andere Wahl, als mich an die Götter zu wenden. Ich verlange ein Gottesurteil durch Kampf.«
»Hast du den Verstand verloren?«, fragte sein Vater.
»Nein, ich habe ihn wiedergefunden. Ich verlange ein Gottesurteil durch Kampf!«
Seine süße Schwester hätte nicht zufriedener sein können. »Er darf sich auf dieses Recht berufen, Mylords«, erinnerte sie die Richter. »Mögen die Götter urteilen. Ser Gregor Clegane wird für Joffrey streiten. Er ist vorgestern Nacht in die Stadt zurückgekehrt und hat sein Schwert in meine Dienste gestellt.«
Lord Tywins Gesicht war so dunkel angelaufen, dass sich Tyrion einen Herzschlag lang fragte, ob auch er vergifteten Wein getrunken hatte. Er schlug mit der Faust auf den Tisch, zu wütend, um zu sprechen. Schließlich war es Maes Tyrell, der sich an Tyrion wandte und ihm die Frage stellte: »Habt Ihr einen Recken, der für Eure Unschuld eintritt?«
»Den hat er, Mylord.« Prinz Oberyn von Dorne erhob sich. »Der Zwerg hat mich ganz und gar von seiner Unschuld überzeugt. «
Der Tumult war ohrenbetäubend. Tyrion fand es besonders vergnüglich, den plötzlichen Zweifel in Cerseis Augen zu sehen. Hundert Goldröcke mussten mit ihren Lanzen auf den Boden stampfen, um die Ordnung im Thronsaal wiederherzustellen. Inzwischen hatte sich Lord Tywin Lennister erholt. »Über diese Angelegenheit entscheiden wir morgen«, verkündete er mit eiserner Stimme. »Ich wasche meine Hände in Unschuld. « Er warf seinem Zwergensohn einen kalten, wütenden Blick zu, dann verließ er mit großen Schritten die Halle durch die Tür des Königs hinter dem Eisernen Thron, und sein Bruder Kevan gesellte sich zu ihm.
Später schenkte sich Tyrion in seiner Turmzelle einen Becher Wein ein und schickte Podrick Payn los, Käse, Brot und Oliven zu holen. Er glaubte nicht, dass er schwerere Speisen bei sich behalten könnte. Hast du geglaubt, ich würde ohne jeden Widerstand abtreten, Vater?, fragte er den Schatten, den das Kerzenlicht an die Wand warf. Dafür steckt zu viel von dir in mir. Auf eigentümliche Weise fühlte er sich ruhiger, nachdem er seinem Vater die Macht über Leben und Tod aus den Händen genommen und sie den Göttern übergeben hatte. Vorausgesetzt, es gibt Götter und sie geben auch nur einen Furz auf Gerechtigkeit. Wenn nicht, liegt mein Leben in der Hand des Dornischen. Was auch geschah, Tyrion hatte die Genugtuung, Lord Tywins Pläne durchkreuzt zu haben. Wenn Prinz Oberyn siegte, würde dies Rosengarten nur noch mehr gegen die Dornischen aufbringen; Maes Tyrell würde mit anschauen müssen, wie der Mann, der
seinen Sohn zum Krüppel gemacht hatte, dem Zwerg, der beinahe seine Tochter vergiftet hatte, half, der gerechten Strafe zu entgehen. Und triumphierte der Reitende Berg, würde Doran Martell wissen wollen, warum sein Bruder anstelle der Gerechtigkeit, die Tyrion ihm versprochen hatte, den Tod gefunden hatte. Dorne würde am Ende vielleicht tatsächlich Myrcella krönen.
Wenn er daran dachte, wie viel Ärger er verursachte, lohnte es sich fast, dafür zu sterben. Wirst du kommen und dir mein Ende anschauen, Shae? Wirst du mit den anderen dastehen und zusehen, wie Ser Ilyn mir den hässlichen Kopf abschlägt? Wirst du deinen Riesen von Lennister vermissen, wenn er tot ist? Er trank seinen Wein aus, schleuderte den Becher zur Seite und sang aus voller Kehle.
Er ritt durch die Straßen der Stadt,
Vom Hohen Hügel kam er herab.
Durch Straßen und Gassen ging es hinab,
Das Seufzen einer Frau hielt ihn in Trab.
Denn sie war sein heimlicher Schatz
Sein Glück und sein Verdruss,
Eine Kette und eine Burg sind doch nichts,
Verglichen mit ihrem Kuss.
Ser Kevan besuchte ihn an diesem Abend nicht. Vermutlich war er bei Lord Tywin und versuchte die Tyrells zu beschwichtigen. Von diesem Onkel habe ich nichts mehr zu erwarten, fürchte ich. Er trank einen weiteren Becher Wein. Schade, dass er Symon Silberzunge hatte töten lassen, ehe er alle Strophen des Liedes gelernt hatte. Um die Wahrheit zu sagen, war es gar nicht schlecht. Vor allem im Vergleich zu jenen, die man nun über ihn verfassen würde. »Denn Hände aus Gold sind immer so kalt, doch die Hand einer Frau, die ist warm … «, sang er. Vielleicht sollte er die anderen Strophen selbst schreiben. Wenn er noch so lange am Leben blieb.
In dieser Nacht schlief Tyrion Lennister überraschend tief
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