Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
Gregor sagen, als die beiden sich nahe genug waren, um einander zu küssen. Seine tiefe Stimme dröhnte in seinem Helm. »Ich habe ihren schreienden Welpen getötet.« Er stieß seine freie Hand in Oberyns ungeschütztes Gesicht und trieb ihm die Stahlfinger in die Augen. » Dann habe ich sie vergewaltigt.« Clegane rammte dem Dornischen die Faust in den Mund und verwandelte die Zähne in Splitter. »Danach habe ich ihr den verfluchten Kopf eingeschlagen. So.« Während er mit der riesigen Faust ausholte, schien das Blut darauf in der kalten Morgenluft zu dampfen. Es gab ein Übelkeit erregendes Krachen . Ellaria Sand schrie entsetzt auf, und Tyrions Frühstück bahnte sich den Weg nach oben. Plötzlich war er in der Hocke und würgte Speck, Wurst, Apfelkuchen und die doppelte Portion gebratene Eier mit Zwiebeln und scharfen dornischen Pfefferschoten heraus.
Er hörte nicht, wie sein Vater die Worte sprach, die ihn verdammten. Vielleicht waren auch keine Worte mehr notwendig. Ich habe mein Leben in die Hand der Roten Viper gelegt, und er hat es fallengelassen. Als ihm zu spät einfiel, dass Schlangen gar keine Hände haben, begann er hysterisch zu lachen.
Die Serpentinentreppe lag schon halb hinter ihm, da erst wurde ihm bewusst, dass die Goldröcke ihn nicht in sein Turmzimmer zurückbrachten. »Man verfrachtet mich also in die Schwarzen Zellen«, sagte er. Niemand machte sich die Mühe zu antworten. Warum sollte man auch nur einen Atemzug an einen Toten verschwenden?
DAENERYS
Dany frühstückte unter dem Dattelpflaumenbaum, der in dem Terrassengarten wuchs, und sah ihren Drachen zu, die einander um die Spitze der Großen Pyramide jagten, auf der einst die riesige Bronzeharpyie gestanden hatte. In Meereen gab es eine ganze Reihen von Pyramiden, von denen jedoch keine so groß war wie diese. Von hier aus konnte sie die ganze Stadt überblicken, die schmalen, gewundenen Gassen und die breiten Ziegelstraßen, die Tempel und Kornspeicher, die Hütten und die Paläste, die Bordelle und die Bäder, Gärten und Zierbrunnen, die großen roten Kreise der Kampfarenen. Und jenseits der Mauern lagen das zinnfarbene Meer, der sich schlängelnde Skahazadhan, die trockenen braunen Hügel, die verbrannten Obstgärten und verkohlten Felder. Hier oben in ihrem Garten fühlte sich Dany manchmal wie ein Gott, der auf dem höchsten Berg der Welt thronte.
Fühlen sich alle Götter so einsam? Einige bestimmt. Missandei hatte ihr vom Herrn der Eintracht erzählt, den das Friedliebende Volk von Naath verehrte; er war der einzige wahre Gott, behauptete ihre kleine Schreiberin, der Gott, der immer war und stets sein werde, der Gott, der Mond und Sterne und Erde erschaffen hatte und dazu alle Geschöpfe, die darauf lebten. Armer Herr der Eintracht. Dany bemitleidete ihn. Es musste schrecklich sein, für alle Zeit allein und nur von Horden von weiblichen Schmetterlingen umgeben zu sein, die man mit einem Wort erschaffen oder vernichten konnte. Westeros besaß immerhin sieben Götter, obwohl Viserys ihr erzählt hatte, einige Septone seien der Meinung, diese sieben seien nur
Aspekte eines einzigen Gottes, sieben Facetten eines Kristalls. Das war einfach verwirrend. Die Roten Priester glaubten an zwei Götter, hatte sie gehört, die bis in alle Ewigkeit Krieg gegeneinander führten. Das gefiel Dany sogar noch weniger. Sie wollte nicht für alle Ewigkeiten kämpfen.
Missandei servierte ihr Enteneier und Hundewurst, dazu einen halben Becher gesüßten Wein, der mit Limettensaft vermischt war. Der Honig zog die Fliegen an, doch eine Duftkerze vertrieb sie wieder. Die Fliegen waren hier oben nicht so lästig wie in der übrigen Stadt, hatte sie bemerkt, und das gefiel ihr ebenfalls an der Pyramide. »Ich darf nicht vergessen, etwas gegen die Fliegen zu unternehmen«, sagte Dany. »Gibt es viele Fliegen auf Naath, Missandei?«
»Auf Naath gibt es nur Schmetterlinge«, antwortete die Schreiberin in der Gemeinen Sprache. »Noch etwas Wein?«
»Nein. Gleich muss ich Hof halten.« Dany hatte Missandei sehr liebgewonnen. Die kleine Schreiberin mit den großen goldenen Augen war sehr viel weiser, als man es von einem Mädchen ihres Alters erwartet hätte. Außerdem ist sie tapfer. Sie musste tapfer sein, um dieses Leben auszuhalten. Eines Tages hoffte sie, diese legendenumwobene Insel Naath zu betreten. Missandei sagte, das Friedliebende Volk mache Musik, statt in den Krieg zu ziehen. Sie töteten nicht, nicht einmal Tiere, sondern aßen nur Obst
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